Anlässlich der Sonnenwende im Juni 1923 trafen sich in Kneitlingen die Nationalsozialisten des Freistaates Braunschweig zu ihrer ersten großen öffentlichen Propagandaveranstaltung. Zehn Jahre danach feierten sie die Übernahme der Reichsregierung und die Einführung der nationalsozialistischen Diktatur - erneut in Eulenspiegels Geburtsort. Ein Besuch der Führerelite des Landes unter dem nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Klagges auf dem Eulenspiegel-Hof war Auslöser für die Idee, den Sohn eines niedersächsischen Bauern für die rassistischen und Blut-und-Boden-Absichten der NS-Ideologie zu nutzen. Klagges beauftragte den Bildhauer Theodor Schmidt-Reindahl zur Schaffung einer Eulenspiegel-Skulptur, die in Kneitlingen errichtet werden sollte. Wegen des Krieges wurde die Aufstellung der Plastik auf die Zeit nach dem »Endsieg« verschoben. Propagandistisch und literarisch wurde Till Eulenspiegel in vielfältiger Weise für die NSIdeologie instrumentalisiert. Der Braunschweiger Historiker Ernst August Roloff sen. schrieb Eulenspiegel 1942 Eigenschaften zu, die ihm einen Aufstieg in der SA ermöglicht hätten.
Kumlehn stellt in seinem eineinhalbstündigen Vortrag den Missbrauch auf regionaler Ebene dar und präsentiert auch Büchertexte, in denen Eulenspiegel als Nationalsozialist vereinnahmt wird.
Vortrag mit Power-Point-Präsentation von Jürgen Kumlehn: Am Freitag, 17. Mai um 19.30 Uhr im Gewölbe der Kommisse, Kommißstraße 5
Eintritt ist frei.
Dieser Vortrag ist der erste von drei Referaten zum Thema Eulenspiegel und die Nationalsozialisten. Es folgen diese Themen:
Eulenspiegel nach der Befreiung vom Hakenkreuz
Errichtung des Eulenspiegel-Denkmals in Kneitlingen 1947 nach einer Idee von Heinz Grunow, Autor von Hitlergedichten und jahrzehntelanger Kulturgestalter in Wolfenbüttel. (August 2013)
Eulenspiegels braune Freude, nun weißgewaschen
Gründung des Freundeskreises Till Eulenspiegels 1950 in Schöppenstedt, der in den Anfangsjahren ein Sammelbecken einstiger Nazi-Mitmacher war, die Eulenspiegel "künstlerisch" missbraucht haben. (Oktober 2013)
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