„Meine Herren, was wahre Güte und selbstlose Nächstenliebe ist, dass weiß ich erst, seitdem ich die Schwestern Brewster kenne“, mit diesen Worten beschreibt der örtliche Pfarrer Dr. Harper (Klaus Dohnert) Abby und Martha Brewster. Sie sind zwei nette alte Damen, die zusammen mit ihrem Geisteskranken Neffen Teddy (Henrik Mühlenkamp) und wechselnden Gästen in ihrem alten Haus leben. Abby (Bianca Apmann) und Marha (Julia Mahnkopf) Brewster haben dort aber eine Leiche im Keller – genau genommen mehrere. Für das Publikum im Theatersaal des Schlosses war dies bei der Premierenvorstellung der kleinen bühne des Stückes „Mit Arsen und Spitzenhäubchen“ aber gerade die Grundlage für den gehabten Mordsspaß. Die beiden Schwestern kredenzen alleinstehenden alten Herren, die sie als Untermieter anlocken und bemuttern, liebevoll gebrauten, aber giftig gewürzten Holunderwein. Um sie aus Einsamkeit oder Krankheit zu erlösen und Gott näher zu bringen. Dies haben sie gut vor ihrem anderen Neffen Mortimer (Erik Gürtler), einem berühmten Theaterkritiker verborgen gehalten, bis dieser sie besucht, um ihnen mitzuteilen, dass er Elaine (Meike Leonhardt), die Tochter des Pfarrers heiraten möchte. Bei dieser Gelegenheit stößt er auf das jüngste Opfer seiner Tanten und erfährt, dass noch elf andere Leichen im Keller liegen.
Völlig geschockt versucht er, seine Tanten und Teddy vor der Polizei zu schützen, indem er alles Notwendige veranlasst um Teddy in ein Heim für Geisteskranke bringen zu lassen. Mortimers dritter Bruder Jonathan (Michael Harnisch) taucht plötzlich auf und entpuppt sich als entlaufener Massenmörder, im Schlepptau einen Toten und einen pichelnden Doktor namens Einstein (Sascha Kropf). Das das Chaos nimmt seinen Lauf…
Die Handlung dieses Klassikers des Schwarzen Humors besteht im Wesentlichen darin, dass eine Menge Leute versucht, eine Menge Leichen durch ein Haus zu manövrieren, ohne es einander merken zu lassen. Das Arsen macht dem Zuschauer dabei keine Angst, es sind die Spitzenhäubchen, die ihn amüsiert das Fürchten lehren. Denn das Gruselige sind nicht die Mordtaten, sondern die entsetzliche Normalität und Biederkeit der Täter(innen), der Horror der kleinbürgerlichen Überschaubarkeit und dessen, was dahinter lauert.
Nichts kann angsteinflößender sein als ein gepflegter Vorgarten. Nichts verbirgt mehr als eine reinliche Fassade. Und nichts ist komischer als eine Komödie alten Stils mit allem, was dazugehört: Leichen im Keller, Leichen in der Kiste, ein dunkler Keller…
Den komischen Mordsspaß (allein die beiden Darstellerinnen der Brewster-Schwestern überzeichnen ihre Rolle derart sehenswert) mit Pointen-Feuerwerk und viel Slapstick, aber auch etlichen ernsteren Untertönen sollte man sich nicht entgehen lassen. Oder gern auch ein zweites Mal gönnen: Gelegenheit dazu gibt es noch am 19. Oktober, am 20. Oktober, jeweils um 19.45 Uhr, sowie am 21. Oktober um 15 Uhr.
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