Wolfenbüttel: "Nazis haben Till Eulenspiegel mißbraucht" – Jürgen Kumlehn referierte in der Kommisse

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| Foto: Anke Donner



Der Historiker, Autor und Spurensucher, Jürgen Kumlehn, lud am heutigen Abend zu der Auftaktveranstaltung seiner Vortragsreihe zum Thema „Eulenspiegel und die Nationalsozialisten“ ein. Im Gewölbe des alten Gemäuers fanden sich gut 40 interessierte Bürger ein, um den Ausführungen Kumlehns zu lauschen.

Kumlehn referierte in seinem eineinhalbstündigen Vortrag über den Narren aus Kneitlingen, der zur Zeit des Nationalsozialismus von deren Anhängern für ihre Zwecke missbraucht wurde.

Als niedersächsischer Bauernsohn mit blonden Haaren und blauen Augen entsprach Till Eulenspiegel dem Sinnbild eines „echten Deutschen“ und wurde so zum Spielball der Herrscher über das dritte Reich.

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Jürgen Kumlehn während seines Vortrags in der Kommisse ( Foto: Anke Donner)



Seinen Vortrag und seine Aussagen, Till Eulenspiegel sei zu einem traurigen Sinnbild der Nazis geworden, stützt Kumlehn auf verschiedene Zitate. So liest Kumlehn während seines Vortrags einige Passagen aus dem Buch „Ewiger Eulenspiegel - Wie der Schalk war, und was die Welt aus ihm gemacht hat“. Das Buch hatte der ehemalige Braunschweiger Politiker (Fraktionsvorsitzender der Deutschnationale Volkspartei), Ernst August Roloff sen., im Jahr 1940 verfasst. Er beschrieb Parallelen Tills zum Nationalsozialismus, die ihm selbst später den Aufstieg in die SA ermöglichten.


So führte der Historiker weiter aus, dass durch eine Propagandaveranstaltung der Nationalsozialisten im Jahre 1923 und der Feier anlässlich der Übernahme der Reichsregierung  1933 in Eulenspiegels Geburtsort Kneitlingen, wieder Parallelen zwischen dem Schalk und den Nazis suggeriert wurde.

Auch der frühere Ministerpräsident des Freistaats Braunschweig und Mitglied der NSDAP, Dietrich Klagges, sei nach Kumlehns Ausführungen, maßgeblich am Missbrauch der Figur Eulenspiegel beteiligt gewesen. Klagges beauftragte den Bildhauer Theodor Schmidt-Reindahl, eine Eulenspiegel-Skulptur zu schaffen, um diese in Kneitlingen zu errichten. Der Ausbruch des Krieges verhinderte jedoch die Aufstellung der Figur und wurde auf das Kriegsende verschoben.

Kumlehn zeigte in seiner Präsentation weitere Beispiele auf, in denen seiner Auffassung nach, das Wesen Eulenspiegels von den Nationalsozialisten verunstaltet wurde. Seine Präsentation umfasste umfangreiches Bildmaterial, das beispielsweise ein Flugzeug der NS zeigte, welches den Namen Till Eulenspiegel trug. Außerdem ließ Kumlehn einige Zeitungsausschnitte in seinen Vortrag einfließen.

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Gut 40 Zuhörer fanden sich in der Kommisse ein ( Foto: Anke Donner)



Die Zuhörer schienen die Erzählungen Kumlehns interessiert zu verfolgen. Immer wieder sah man zustimmendes Nicken im Publikum, während Kumlehn seinen Bericht vortrug.

Jürgen Kumlehn, der sich erfreut über die große Zuhörerschaft zeigte, versprach weitere Vorträge zum Thema „Eulenspiegel und die Nationalsozialisten“. So sollen im August und Oktober weitere Referate unter der Überschrift „Tills Befreiung?“ und „Tills misslungene Entnazifizierung“ folgen. Die Vorträge sind am 23. August und 25. Oktober 2013 ebenfalls in der Kommisse geplant. Beginn der Vorträge ist jeweils um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.


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