Wolfenbüttel: Startschuss für bessere Vernetzung und Steuerung beim regionalen Hochwasserschutz

von Romy Marschall


| Foto: Romy Marschall



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Vertragsunterzeichnung im Ratssaal gibt offiziellen Startschuss zur Umsetzung des Integrierten Hochwasserschutzes in der Region Foto:



Fünf kommunale Hochwasserpartner aus der ILE-Region Nördliches Harzvorland übertragen ihre Hochwasserschutzaufgaben ab 2013 an den Wasserverband Peine. Heute morgen fand im Wolfenbütteler Rathaussaal die gemeinsame Vertragsunterzeichnung statt. Damit startet die Umsetzungsphase des erfolgreichen Modellprojekts zum Integrierten Hochwasserschutz an Oker und Innerste, an der insgesamt sieben Kommunen beteiligt sind: die Stadt Wolfenbüttel, die Samtgemeinden Schladen und Oderwald, die Gemeinde Liebenburg und die Stadt Vienenburg sowie die Samtgemeinden Baddeckenstedt und Lutter am Barenberge.

Pilotprojekt zum Integrierten Hochwasserschutzkonzept


Vorangegangen war diesem Vertragswerk die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Wasserverband Peine bei der Entwicklung eines Integrierten Hochwasserschutzkonzeptes im Einzugsgebiet von Oker und Innerste, welches konkrete Maßnahmen für das Nördliche Harzvorland benennt. Für den interkommunalen und flussgebietsübergreifenden Ansatz hatte das Land Niedersachsen das Projekt mit einem Höchstsatz von 80 Prozent der Gesamtkosten gefördert.

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Andreas Memmert freut sich über den Erfolg der ILE-Region Nördliches Harzvorland Foto:



Angestoßen wurde dieses Modellprojekt von Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink, dem Landtagsabgeordneten Frank Oesterhelweg sowie dem Samtgemeindebürgermeister von Schladen Andreas Memmert. Pink und Memmert dankten Oesterhelweg für seinen Einsatz bezüglich des Projektes innerhalb des Landtags. "So oft wie Herr Sander waren noch nie Minister in Wolfenbüttel," sagte Thomas Pink und nahm Bezug auf den früheren niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander, der vor rund einem Jahr zurückgetreten war.


Zum Hintergrund: 2008 wurden niedersachsenweit die Rahmenbedingungen für die Integrierte ländliche Entwicklung (ILE) festgelegt. (Ausführliche Informationen finden Sie hier) Hauptzweck ist eine Bündelung bei Planungen und Fördermitteln mit dem Ziel einer strategischen Entwicklung ländlicher Regionen. Rund 50 ILE-Regionen gibt es im Bundesland, "wir sind das erfolgreichste ILE Niedersachsens," betonte Andreas Memmert in seiner Funktion als Sprecher des ILE Nördliches Harzvorland. Zum Jahresanfang 2005 waren im Zuge einer Verwaltungsreform die Bezirksregierungen in Niedersachsen aufgelöst worden.

Institutionalisierung des Hochwasserschutzes


Das Erfolgsmodell der interkommunalen Zusammenarbeit werde nun fortgesetzt durch den Beitritt und die Aufgabenübertragung an den Wasserverband Peine als erfahrenen Hochwasserschutzpartner. Mit der heutigen Unterzeichnung sind nun sieben der ursprünglich acht Kommunen, die an der Entwicklung des Hochwasserschutzkonzeptes beteiligt waren, dem Wasserverband Peine beigetreten. Die Samtgemeinde Oderwald und die Gemeinde Liebenburg hatten bereits 2010 den Hochwasserschutz an den Verband übertragen. Wolfenbüttel, Schladen, Vienenburg, Baddeckenstedt und Lutter am Barenberge übergaben diese Aufgabe heute rückwirkend zum 1. Januar 2013. Die Stadt Langelsheim ist zwischenzeitlich aus dem Projekt ausgestiegen.

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Olaf Schröder (l.), Geschäftsführer des Wasserverbands Peine Foto:



Olaf Schröder, der Geschäftsführer des Wasserverbandes Peine sprach von einer "Institutionalisierung des Hochwasserschutzes", die eine bessere Vernetzung und Steuerung ermögliche. "Ziel ist es die überregionalen Aspekte des Hochwasserschutzes, wie Pegelbeobachtung, Organisation der Schutzmaßnahmen oder Prognosen, in einem Unternehmen zu bündeln und gleichzeitig die guten Strukturen zur Hochwasserabwehr vor Ort zu nutzen," erläutert Schröder.

Die kommunalen Vertreter machten deutlich, daß es sich beim Hochwasserschutz um Aufgaben handle, "die man nicht kleinflächig lösen könnte," wie es der Bürgermeister von Lutter am Barenberge Peter Kühlewindt ausdrückte. Dies bestätigte auch Olaf Schröder: "Die Zusammenarbeit zum Thema Wasser ist nicht an Regionengrenzen aufzuhalten." Er wies darauf hin, daß die kommunal organisierten Wasserverbände in Niedersachsen "eines der besten Instrumente im Land" seien, um sich dieser Herausforderung zu stellen.

Beginn der Umsetzungsphase des Integrierten Hochwasserschutzes


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Beatrice Kausch vom Wasserverband Peine Foto:



Beatrice Kausch ist als Bauingenieurin im Fachgebiet Wasserwirtschaft ausgebildet und betreut seitens des Wasserverbandes inhaltlich das Projekt des integrierten Hochwasserschutzes an Oker und Innerste. Nach der offiziellen Aufgabenübertragung heute, könne man sich nun an die Umsetzung der im Projekt entwickelten Maßnahmen machen, erklärt sie. Das man in so großer Gemeinschaft zusammengefunden habe, bewertet die Fachverantwortliche als "sehr positiv". "Das Besondere ist, daß durch die Bündelung der Kommunen der integrierte Ansatz  fortgeführt werden kann. Damit können wir inhaltlich wie regional grenzenübergreifend arbeiten," so Kausch. Das stärke neben dem technischen Hochwasserschutz, der durch die neue Vernetzung besser ineinandergreifen könne, vor allem auch den naturnahen Hochwasserschutz. Als Beispiel führt die Ingenieurin ein bereits begonnenes Auenentwicklungskonzept an, für das man in Gesprächen mit Nabu und BUND sei. "Wir fassen die verschiedenen Informationen zum Hochwasserschutz zusammen," schildert Beatrice Kausch, "so können auch großflächige Maßnahmen umgesetzt werden."

Alle Beteiligten sahen in der Vertragsunterzeichnung auch ein Zeichen für die fortschreitende Entwicklung zu einer "wirklichen Region," wie es Thomas Pink ausdrückte, "hier hat sich über die Kreisgrenzen hinweg ein regionales Bewußtsein aufgebaut."


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