Wolfenbüttel. Über 100 Mitglieder der Bürgerinitiative Windpark ADe und Bürger aus Ahlum sorgten heute vor der Lindenhalle für einen lautstarken Empfang. Jeder, der die Informationsveranstaltung des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB) zur Ausweisung neuer Flächen für Windenergieanlagen besuchen wollte, wurde von einem Trillerpfeifenkonzert empfangen. Als direkt Betroffene des Windparks Ahlum-Dettum wollen sie sich endlich Gehör verschaffen. Der Politik und dem ZGB zeigen sie die Rote Karte.
Organisiert hat die Mahnwache der Ahlumer Jens Uphoff. Den Demonstranten reicht es. Sie wollen es nicht länger hinnehmen, dass ihre Stimmen, ihre Bedenken ignoriert werden. Immerhin: 73 Prozent der Ahlumer hätten im September 2012 gegen den Windpark gestimmt. "Das ist doch der absolute Wahnsinn, was da geplant wird", sagt Uphoff. Die 15 geplanten Megawindkraftanlagen von 200 Metern Höhe würden die Gesundheit der Anwohner gefährden, die Landschaft verschandeln und die Natur erheblich beeinträchtigen. Der vorgesehene Abstand zur den Baugebieten vorn 1000 Metern sei schlichtweg zu gering. Ein unabhängiger Gutachter habe dies bestätigt. "Warum werden diese Fakten ignoriert?", fragt Uphoff. "Unsere Region ist bereits mit dem Asse-Atommüll vorbelastet", sagt er. Damit leiste man schon einen Beitrag zur Allgemeinheit. Sicherlich sei die Energiewende wünschenswert – aber nicht um jeden Preis und ohne Rücksicht auf Verluste.
In der Lindenhalle erläutert Erster Verbandsrat Jens Palandt die ZGB-Planungen. Am 23. Oktober wurde vom Verband die nächste Phase im Verfahren zur Ausweisung neuer Flächen für Windenergieanlagen eingeleitet. Seitdem liegt der Planungsentwurf mit Begründung, Beschreibungen, Karten und Umweltbericht bis zum 20. Dezember öffentlich beim ZGB, aber auch beim Landkreis Wolfenbüttel aus. Bis zum 22. Januar 2014 besteht die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die Zeit der Auslegung zusammen mit der Frist zur Abgabe einer Stellungnahme sei doppelt so lang wie gesetzlich vorgeschrieben, sagt Palandt. Das zeige, wie transparent der Verband das gesamte Verfahren verfolge. Die Bedenken der Bürger könne er nachvollziehen, diese zu äußern sei jetzt im Rahmen des Verfahrens möglich. Christoph Löher vom Landkreis gab noch Hinweise zum Genehmigungsverfahren.
Bürgermeister Thomas Pink, Landkreis-Dezernent Claus-Jürgen Schillmann, Erster Verbandsrat Jens Palandt und Christoph Löher. Foto:
Bürgermeister Thomas Pink teilte mit, dass die Stadt das Thema in den nächsten Wochen in den Ortsräten und Gremien behandeln werde. In der Ratssitzung am 18. Dezember soll dann die Stellungnahme der Stadt verabschiedet werden. Landkreis-Dezernent Claus-Jürgen Schillmann erinnerte an das Klimaschutzkonzept des Landkreises. Um die darin aufgestellten Ziele bis 2050 zu erreichen sei eine Erweiterung des Windenergie-Bereiches um 2200 Hektar nötig - die aktuelle Planung sehe 1300 Hektar vor. "Das ist also noch nicht das Ende", sagt Schillmann. Leider werde es keine Lösung geben, die es allen recht mache. Man könne aber das Thema nicht einfach aussitzen oder auf die nächste Generation schieben.
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