Experten stellen Empfehlungen zur Stadtentwicklung vor


Foto: Urban Land Institute (ULI) Germany
Foto: Urban Land Institute (ULI) Germany

Wolfsburg. Am Freitag stellten neun internationale Stadtentwicklungs- und Immobilienexperten des Urban Land Institutes (ULI) die Ergebnisse des Advisory Services Panels vor. In Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfsburg, der Volkswagen AG und der Wolfsburg AG wurden vom 23. bis 28. September 2018 konkrete Handlungsempfehlungen zur gemeinsamen Stadtentwicklung von Stadt und Volkswagen erarbeitet.


Das Panel hat nach zahlreichen Ortsbegehungen, Interviews mit Stakeholdern und Arbeitsmeetings Herausforderungen für Wolfsburg identifiziert und fasst seine Handlungsempfehlungen unter dem Oberthema „Better Together“ zusammen. Es stellt fest, dass sich Wolfsburg in einer vorteilhaften Position befindet. Mit Volkswagen steht der Stadt ein wirtschaftlich starker Partner zur Seite, das Jobwachstum ist im landesweiten Vergleich gut und in der Stadt ist ein komfortabler Lebensstil möglich. Jedoch sieht das Panel in Anbetracht globaler Entwicklungen den Bedarf nach Veränderung, um Wolfsburg wettbewerbsfähig zu halten. Städte befinden sich in einem globalen Rennen um Talente und Investments. Dabei gewinnen größere und besser vernetzte Regionen und Städte. Das Panel strukturiert seine Ergebnisse dabei folgendermaßen:

VALUE THE GAP

Der Mittellandkanal bildet in Wolfsburg eine feste Grenze nördlich des Stadtkerns. Dadurch werden viele Flächen in der Nähe der Wasserstraße untergenutzt und abgeschnitten. Das Panel schlägt hier unter anderem die Öffnung der Kanalpromenade auf der Werkseite und die Verlegung von Volkswagen Offices in die Innenstadt vor. Stadt und Unternehmen müssen sichtbar zusammenrücken.

DEVELOP THE CORE

Die Innenstadt in Wolfsburg ist in zwei Subsektionen unterteilt. Der Nordkopf und die Porschestraße weisen unterschiedliche städtebauliche Charakteristiken auf. Das Panel schlägt hier unter anderem die Entwicklung eines lebendigen urbanen Kerns um den Nordkopf durch eine größere Mischnutzung und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit neuen Arbeitskulturen vor. Eine deutliche Aufwertung und Integration der Porschestraße und der rückwärtigen Bereiche durch Gestaltung unter Beibehaltung des lokalen Charakters der Straße und insbesondere des Südkopfes sind weitere zentrale Elemente.

LINK TO NATURE

Das Panel vertritt die Haltung, dass Wolfsburg mit seiner besonderen Stadtstruktur und den großen grünen Freiflächen zwischen dorfähnlichen Siedlungen einen besonders attraktiven Charakter für viele Menschen aufweist. Die ULI Experten schlagen hier unter anderem vor, die vorhandene Natur im Stadtbild effektiv zu nutzen, um attraktive, naturbelassene Naherholungsgebiete und wohnbezogene Grünflächen zum strategischen Markenkern der Stadt auch für neue Bewohner zu machen. Dabei ist sicherzustellen, dass auch Menschen jeglichen Alters ohne Auto und in verschiedenen Lebensphasen in den zum Teil räumlich dispersen Quartieren mobil sein können.

FUTURE MOBILITY

Insbesondere die Automobilität steht vor einem Umbruch. E-Mobilität, autonomes Fahren und Carsharing sind einige der Aspekte. Das Panel sieht Wolfsburg als ein großes Testfeld für die frühzeitige Entwicklung und Nutzbarmachung neuer Mobilitätsformen in der Stadt. Wolfsburg ist aufgrund seiner Struktur hervorragend geeignet, diesem Testfall einen realistischen Hintergrund zu geben. Diese Entwicklung kann auch als Showcase für zusätzliche Besucher und Blaupause für andere Städte dienen.

PIONEER WOLFSBURG

Das Panel hat in Wolfsburg einen großen Pioniergeist gespürt, den es für die Zukunft noch intensiver zu nutzen gilt. Das kooperative Modell der gemeinsamen strategischen Vorgehensweise von Stadt und Volkswagen sollte weiter ausgebaut werden. Volkswagen kann dabei konsequent den Weg als Vorreiter in Technologiefragen, fortschrittlicher Produktion und neuen Mobilitätskonzepten gehen und diese auch in Wolfsburg austesten. Die Stadt sollte sich, unter den Rahmensetzungen eines starken Masterplans, als Innovationszentrum und Attraktor für die Akteure der Wissensgesellschaft positionieren.

Prof. Jürgen Bruns-Berentelg zeigt sich begeistert vom Engagement der Panellisten und den Ergebnissen: „Dieses internationale Panel hat Perspektiven aus der ganzen Welt zusammengetragen, vor dem Hintergrund der besonderen Situation in Wolfsburg intensiv diskutiert und daraus ein Potenzialbild formuliert, das für die kommenden 15 bis 20 Jahre eine strategische Handlungslinie für eine Kooperation zwischen Unternehmen, Wolfsburg und der Region generieren kann. Diese Arbeit war für alle Panelmitglieder durch die intensiven Diskussionen mit den Wolfsburger Akteuren auch ein großer persönlicher Gewinn.“

Wolfsburgs Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide kommentiert das Advisory Services Panel in Wolfsburg so: „Es ist immer wichtig zu hören, welche Potenziale externe Experten in unserer Stadt sehen. Einmal mehr zeigt sich: Wolfsburg ist, zum Beispiel mit dem Masterplan Nordhoffachse, auf dem richtigen Weg und diesen werden wir gemeinsam mit Volkswagen und weiteren Partnern konsequent weitergehen. Wir nehmen viele interessante Anregungen mit. Dafür möchte ich dem ULI sowie den weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz herzlich danken! Nun heißt es für uns, zu schauen, welche Ideen sich tatsächlich realisieren lassen.“

„Die historisch enge Verbindung von Volkswagen und der Stadt ist charakteristisch für Wolfsburg. Hier am Konzern- und Markensitz arbeiten wir gemeinsam engagiert für die Zukunftsfestigkeit und die Attraktivität der Stadt. Wolfsburg ist eine junge Stadt, ein starker Wirtschaftsstandort mit enormem Potenzial und besten Voraussetzungen für die Bewältigung der Herausforderungen von Heute und Morgen. Davon sind wir seit langem überzeugt. Dass wir mit unseren Vorhaben auf dem richtigen Weg sind, hat die Arbeit mit den Fachleuten des ULI in dieser Woche gezeigt. Wir freuen uns, die vielfältigen Möglichkeiten, die die Digitalisierung, die Technologien und Mobilitätsdienstleistungen bieten, für unsere Beschäftigten und die Bürgerinnen und Bürger hier vor Ort erlebbar zu machen“, so Julius von Ingelheim, Leiter Regional- und Standortentwicklung der Volkswagen AG.

„Zunächst einmal betrachte ich es als Auszeichnung für Wolfsburg, dass das ULI ein derart hochkarätig besetztes Expertengremium aus aller Welt nach Wolfsburg entsandt hat. Stadtplanung und -entwicklung sind dauerhafte und vorausschauende Prozesse, die die Bedarfe der gesamten Stadtgesellschaft berücksichtigen müssen. Im Sinne einer nachhaltigen Attraktivität des Arbeits- und Lebensstandortes Wolfsburg ist es insbesondere wichtig, Mobilität und Erlebnisangebote genauso wie Wohnen oder die Infrastruktur für Unternehmen und Arbeitnehmer weiter zu entwickeln – und das abgestimmt zwischen Stadt und Volkswagen. Insofern ist der unvoreingenommene aber fachlich erfahrene Blick der Experten des ULI ein wichtiger Impulsgeber für die weiteren Zukunftspläne Wolfsburgs“, sagt Manfred Günterberg, Vorstand der Wolfsburg AG.

Stephanie Baden, Executive Director des ULI Germany, zeigt sich überzeugt von den großen Chancen, die sich der Stadt durch das Advisory Services Panel in Wolfsburg bieten: „Aus diesem weltweit einzigartigen Beratungsformat, welches das ULI anbietet, sind auch für Wolfsburg sehr spezifische Handlungsempfehlungen erarbeitet worden, die auf der herausragenden Expertise unserer Panellisten basieren. Ich danke allen Beteiligten für ihr Vertrauen in das Urban Land Institute, unserem internationalen Panel für seinen ehrenamtlichen Einsatz und wünsche der Stadt Wolfsburg und der Volkswagen AG auf ihrem weiteren gemeinsamen Weg der Stadtentwicklung viel Erfolg."




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