Wolfsburg. Am Montag und Dienstag dieser Woche fand eine Tagung des Deutschen Instituts für Urbanistik in Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfsburg und dem Fachkräftebündnis Süd-Ost-Niedersachsen statt und beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Fachkräftemangels.
Iris Bothe Stadträtin für Jugend, Bildung und Integration begrüßte Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet in Wolfsburg. „Die Stadt Wolfsburg schafft zahlreiche neue Plätze in der Kindertagesbetreuung, aber was nutzt die schönste Kita, wenn das qualifizierte Personal fehlt?“ führte Bothe aus. Es gelte daher, die Auswirkungen des Fachkräftemangels greifbar zu machen und Lösungsstrategien zu erarbeiten, was ein wesentliches Motiv für den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Rahmen dieser Tagung gewesen ist.
Daher ging es unter anderem um Fragen zur Personalentwicklung, der Gestaltung von Veränderungsprozessen, dem Wissenstransfer und um den Wettbewerb um die Fachkräfte. Verschiedene Referenten aus den Bereichen Wirtschaft, Kommunalverwaltung und Wissenschaft trugen dazu vor. Gemeinsam mit Fach- und Führungskräften aus allen Ressorts der Kommunalverwaltungen, Personalvertretern sowie Vertretern aus der Politik wurden die Auswirkungen und Lösungsansätze des Fachkräfteengpasses miteinander diskutiert.
Die Zeit des Redens ist vorbei
Die Veranstaltung schloss mit einer Podiumsdiskussion, bei der es um Lösungsansätze zur Deckung des Fachkräftebedarfs in deutschen Kommunalverwaltungen ging. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren: Dr. Armin Augat - Geschäftsführer beim Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern e.V., Gerald Witt – Leiter der Agentur für Arbeit Helmstedt, Klaus Mohrs – Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg und Herr Dünnewald - stellv. Referatsleiter im Bereich berufliche Bildung Bereich Erzieher des Niedersächsisches Kultusministeriums. Ein wichtiger Punkt während der Diskussion zielte auf den Fachkräftemangel. Oberbürgermeister Klaus Mohrs bezog klar Stellung: „Ich denke, die Zeit des Redens muss nun vorbei sein. Es ist unstrittig, dass ein Fachkräftebedarf besteht und daher unerlässlich, gerade am Anfang jungen Menschen eine vergütete Ausbildung anzubieten. Das steigert die Attraktivität und bringt auch männliche Bewerber an den Start. Alle anderen Maßnahmen können flankierend sein, wie beispielsweise die Akquise von Fachkräften aus dem Ausland.“
„Neben den Aktivitäten, die die Stadt Wolfsburg auch im Schulterschluss mit den freien Trägern in vielerlei Hinsicht bereits entfaltet hat und die dazu geführt haben, dass wir unsere neuen Kitas eröffnen können, haben wir gerade aus den Städten Dortmund und Stuttgart wertvolle Anregungen bekommen, die uns hier voranbringen werden. Wichtig ist, dass Kommune und Land gemeinsam ein tragfähiges Zukunftskonzept erarbeiten“, unterstreicht Bothe am Rande der Tagung. Auch das Plenum schloss sich am Ende diesen Ausführungen an und sprach sich für ein kooperatives Problemlösungsverfahren aus, um dem Fachkräftemangel perspektivisch entgegenzutreten.
ver.di kritisiert die fehlende Beschäftigtenperspektive
Bei der ganzen Tagung sei kein einziges Mal die Beschäftigtenperspektive in den Fokus genommen worden, beklagt Sebastian Wertmüller, ver.di-Geschäftsführer: „Kein Personalrat kommt zu Wort. Die Qualität der Arbeitsplatzes als entscheidendes Argument für eine Berufswahlentscheidung fehlt ebenso wie ein selbstkritischer Blick auf die Einkommensstrukturen oder das berufliche Umfeld.“
Themen wie Kinderbetreuung, Wohnraum vor Ort, schulisches Angebot, Führungsqualität, Standards der Kommunikation und Beteiligung sowie des Umgang mit Gesundheit und psychischen Belastungen fänden sich nicht auf der Tagungsagenda.
Der ver.di-Geschäftsführer: „Die Tagung wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Wie kann man ernsthaft über die Attraktivität des öffentlichen Dienstes diskutieren und die Beschäftigten als die wichtigsten Boten für einen guten Arbeitsplatz nicht einbeziehen?“
Um diese fehlende Perspektive stärker in den Fokus zu rücken, erarbeitete der ver.di-Bezirk Süd-Ost-Niedersachsen eigene Thesen zum Fachkräftemangel und zur guten Arbeit in der Kommunalverwaltung.
https://regionalwolfsburg.de/ver-di-thesen-zum-fachkraeftemangel-in-den-kommunen/
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