Wolfsburg. Die Zahl der stationären Behandlungsfälle ist gestiegen. Der Umsatz ebenso. Der Jahresabschluss 2023 des Klinikum Wolfsburg enthalte positive Nachrichten. Überschattet würden diese jedoch vom ausgewiesenen Fehlbetrag. Das Defizit stieg im Vorjahr auf 9,32 Millionen Euro. In der Wirtschaftsplanung war das Klinikum für 2023 ursprünglich sogar von einem zu erwartenden Minus in Höhe von fast 15 Millionen Euro ausgegangen. Das berichtet das Klinikum Wolfsburg in einer Pressemitteilung.
„Gegenüber der Planung für das vergangene Jahr stellt das Ergebnis eine bemerkenswerte Verbesserung dar. Es ist ein deutliches Zeichen für die Stabilität und Anpassungsfähigkeit unseres Klinikums sowie für die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird,“ so Oberbürgermeister Dennis Weilmann. „Dennoch unterstreicht die defizitäre wirtschaftliche Lage unseres Klinikums weiterhin die Dringlichkeit einer Reform. Ohne grundlegende Anpassung der Krankenhausfinanzierung droht vielen Einrichtungen der finanzielle Kollaps, was die flächendeckende Gesundheitsversorgung gefährdet“, warnt Weilmann.
Steigerung der stationären Fallzahlen
Als Grund für die im Vergleich zur Wirtschaftsplanung verbesserten Zahlen des Jahresabschlusses gibt das Klinikum unter anderem eine Steigerung der stationären Fallzahlen an. Während die Zahl der ambulanten Patientinnen und Patienten bei fast 50.000 stabil blieb, stieg in 2023 die Zahl der stationär behandelten Patientinnen und Patienten auf 30.140. Das sind rund 700 Behandlungsfälle mehr als ein Jahr zuvor.
Die Leistungen der Mitarbeiter spiegeln sich auch im Bereich der Erlöse aus den erbrachten Krankenhausleistungen wider. Für das Wirtschaftsjahr 2023 ergibt sich hier eine Steigerung in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Das Klinikum konnte mit diesen Zahlen das Leistungsniveau aus 2019, also aus dem Jahr vor Beginn der Pandemie, fast wieder erreichen.
"Massive Kostensteigerungen"
Die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie, massive Kostensteigerungen durch Tariferhöhungen und die Energiekrise hätten die finanzielle Lage aber dramatisch verschärft, erläutert Klinikumsdirektor André Koch: "Die aktuelle Krankenhausfinanzierung bietet keine ausreichende Gegenfinanzierung für diese Herausforderungen. Die Kosten zur Erfüllung unseres Versorgungsauftrags übersteigen weiterhin deutlich die erzielbaren Erlöse."
Koch weiter: „Die Auswirkungen dieser Unterfinanzierung führt zu einer dramatischen Lage der Kliniken in unserem Bundesland. Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG).“ Der sogenannte NKG-Indikator offenbart, dass 88 Prozent der befragten Krankenhäuser ihre Sach- und Personalkosten nicht aus den regulären Erlösen der Patientenbehandlung decken können. Alarmierend sei laut Koch, dass 56 Prozent der Kliniken in Niedersachsen ihre wirtschaftliche Existenz bis zum Wirksamwerden der bundesweiten Krankenhausreform 2027 als gefährdet ansähen. Die NKG fordert daher dringend einen Inflationsausgleich für die Jahre 2022 bis 2024 sowie eine Überbrückungsfinanzierung bis 2027.
Krankenhausreform ungewiss
Die zukünftige Ausrichtung und Entwicklung des Klinikums sei neben den bestehenden Einflussfaktoren abhängig von den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich aus dem noch im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) ergeben werden. Mit Blick auf die Regierungskrise in Berlin bleibt abzuwarten, ob die seit zwei Jahren angekündigte Krankenhausreform überhaupt noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird.
Um sich zukunftsfähig aufzustellen, hat das Klinikum bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, sich auf die Veränderungen im Krankenhausmarkt und die angekündigte Krankenhausreform einzustellen. Dabei soll die Grundlage für die strategische Ausrichtung ausgearbeitet werden, um festzulegen, welche medizinischen Leistungen zukünftig am Klinikum Wolfsburg angeboten werden können und sollen. „Kooperationen werden dabei zukünftig einen hohen Stellenwert haben, um die Position unseres Klinikums zu stärken und den Medizincampus Wolfsburg als Studienstandort für Medizinstudierende der Universitätsmedizin Göttingen weiter auszubauen“, hebt Oberbürgermeister Weilmann hervor.
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