Großer Schillerteich ist Architekturobjekt von Studierenden der Uni Kassel

Sechs Tage lang nahmen die Studierenden aus Hessen den See ganz genau unter die Lupe.

Ortsbürgermeister Erich Schubert und Esther Orant vom Forum Architektur der Stadt Wolfsburg im Gespräch mit Felix Klein, Student der Uni Kassel.
Ortsbürgermeister Erich Schubert und Esther Orant vom Forum Architektur der Stadt Wolfsburg im Gespräch mit Felix Klein, Student der Uni Kassel. | Foto: über Stadt Wolfsburg/ Lars Landmann

Wolfsburg. Renaturierung, Klimaschutz und Nutzungsqualität – 14 Konzepte und eine große Bandbreite an neuen, überraschenden Ideen sind die Ergebnisse einer intensiven Projektwoche zum Wolfsburger Schillerteich. Dabei erstreckten sich die Ideen der künftigen Landschaftsarchitekten von Wasserwegen über den See bis zu einer ganz neuen Teichstruktur. Sechs Tage lang waren 14 Studierende und zwei Betreuende der Uni Kassel in Wolfsburg, um den Bereich des Großen Schillerteichs zu erkunden. Dies teilte die Stadt Wolfsburg mit.



Ziel des Projekts ist das Erstellen freiraumplanerischer Gesamtkonzepte für den Park rund um den Schillerteich. Der Ortsrat Stadtmitte – vertreten durch Ortsbürgermeister Erich Schubert und seinen Stellvertreter Uwe Conradt – hatte das Projekt angeregt und finanziert es zu großen Teilen. Unterstützt wird er dabei vom Forum Architektur der Stadt Wolfsburg, das aus verschiedenen Fachbereichen Wissen und Gesprächspartner zusammengeführt hatte.

„Wir arbeiten sehr gern mit Hochschulen zusammen. Der integrierte Fachbereich Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung der Uni Kassel ist dabei ein langjähriger Partner, der schon im ersten Schritt bemerkenswerte Denkansätze vorgestellt hat“, unterstreicht Nicole Froberg, Leiterin des Forum Architektur.

Die vorgestellten Ideen sind dabei so kreativ wie grenzenlos: vom Berliner Ring als Brücke über ein Wasserwegenetz bis hin zur Uferverschiebung des Schillerteiches. Am letzten Tag des Workshops gab es eine Zwischenpräsentation der Projekte. Nun werden die Entwürfe noch bis zum Ende des Sommersemesters Mitte Juli an der Uni Kassel vertieft, ausgearbeitet und dargestellt.

Weitere Hintergünde zum Projekt


Durch die Wissenszusammenführung aus verschiedenen Fachbereichen gab es für die Studierenden im Vorfeld eine Menge an Informationen zu verarbeiten. Die Bandbreite reichte dabei von den Entwässerungsbetrieben – mit Themen wie Wasserqualität und Funktion des Gewässers als Talsperre – über Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes, wie beispielsweise zur Vogelinsel im Schillerteich, bis hin zu Verkehrsthemen um den geplanten Schnellradweg am Nordufer.

Um ein Gespür für Wolfsburg und den Schillerteich zu bekommen, haben die künftigen Landschaftsarchitekten an der Porschestraße gewohnt, im Nachbarschaftshaus der Neuland Wohnungsgesellschaft am Suhlgarten gearbeitet und viele Kilometer rund um den Schillerteich und das Hasselbachtal zu Fuß erkundet.

Neue Ideen für den Schillerteich


In den Themenfeldern Verbindung von Natur und Stadt, Fokus Uferkante sowie auf, durch und über den See beschreiten die Studierenden konzeptionell ganz unterschiedliche Wege und stellen dabei mutig auch Grundsätzliches in Frage. Während Felix Klein die Freiräume des Schillerteichs mit den Wiesen am VW-Bad und dem angrenzenden Hasselbachtal großzügig verbindet, indem er den Berliner Ring aufständert und als neue Brücke queren lässt, führt Hannah Baumann das Ostufer bis an den Berliner Ring heran und fängt es radikal mit einer Stützmauer ab, in deren Schutz sich über vielfältige Höhenstufen attraktive Aufenthaltsorte entwickeln können.

Nele Spahns Konzept „Wasserwege“ legt sogar ein Wegenetz durch den See, das erlaubt, ihn aktiver und direkter zu erleben. Unter dem Titel „Schillers Teiche“ schlägt Celina Ebbert vor, den Großen Schillerteich in fünf Teilstrukturen mit unterschiedlicher Definition und Aktivität zu gliedern, die sich als städtische Fortsetzung der Teichkette im Hasselbachtal verstehen.

Umgestaltung im Zeichen des Klimawandels


Die Gegensätze von Renaturierung, gestaltetem Naturschutz und Klimawandel auf der einen Seite und Aufenthalt in bewusst gewählten, begrenzten und aufgewerteten Bereichen durchzieht fast alle Vorschläge wie ein roter Faden. „Wir wollen insbesondere die großen Chancen dieses Ortes herausarbeiten“, erklärt Ariane Röntz, Professorin für Landschaftsarchitektur und Leiterin des Projekts. „Unsere Lösungen kennen keine Grenzen des Denkens. Wir werfen Fragen auf und zeigen – gerade im direkten Vergleich – exemplarisch die verschiedenen Möglichkeiten auf für diesen schönen Ort, der ein bisschen im Dornröschenschlaf liegt.“ Bewusst setzt sich die Gruppe zusammen aus Studierenden im Bachelor und im Master.

Nach einer öffentlichen Zwischenpräsentation am letzten Tag des Workshops ging es zur weiteren Ausgestaltung der Projekte zurück nach Kassel. Doch schon jetzt sprach Saskia Steigerwald, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet, aus, was viele fühlten: „Wir haben hier in Wolfsburg in diesen intensiven Tagen viel mitgenommen. Von der Arbeit am konkreten Projekt und dem Dialog zwischen Studierenden, Anwohnern, Verwaltung und Politik profitieren wir alle sehr.“


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