Wolfsburg. Die Kardiologie im Klinikum Wolfsburg hat eine technologische Innovation eingeführt. Bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern setzten die Herzspezialisten erstmals ein System der sogenannte Pulsed Field Ablation (PFA) ein, das in einer 3D-Bildgebung integriert ist. Mit dieser Technologie seien sie damit die ersten in Niedersachsen, die diese neue, wirksame und schonende Therapieoption anbieten, um Herzrhythmusstörungen zu behandeln. Das berichtet das Klinikum Wolfsburg in einer Pressemeldung.
Die Fachabteilung sei zudem kürzlich durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) als Vorhofflimmer-Zentrum zertifiziert worden.
So funktioniert es
Bei der neuen PFA-Technologie kommt ein Katheter zum Einsatz, der bei einer lokalen Betäubung von der Leiste über Blutgefäße bis zum Herz vorgeschoben wird. Über diesen werden gepulste elektromagnetische Felder mit sehr hohen Spannungen von bis zu 2.000 Volt abgegeben, erklärt Dr. Sebastian Winn: „Diese Pulse dauern nur wenige Millisekunden an, und führen im behandelten Bereich zum Absterben des Herzgewebes, das für die abweichenden elektrischen Signale verantwortlich ist.“ Im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungsmethoden werde das umliegende Gewebe bei diesem neuen Verfahren geschont, so der Leiter der Elektrophysiologie im Klinikum Wolfsburg: „Das Risiko für Komplikationen wie Blutungen oder Schädigungen der Speiseröhre sowie die Zeit für den Eingriff mit unter einer Stunde sind gering. Alles zusammen macht die Methode sehr sicher, effektiv und verträglich.“
Das System, mit dem die Herzspezialisten im Klinikum Wolfsburg arbeiten, bietet noch ein besonderes Merkmal, so Winn: „Wir haben das PFA-System in das moderne und bereits vorhandene 3D-Bildgebungsverfahren integriert. Dadurch können wir gezielt entscheiden, welche Patientinnen und Patienten am besten von der neuen Behandlungsmethode profitieren können.“
"Klinik übernimmt Vorreiterrolle"
Das PFA-Katheterverfahren wird laut Experten in Zukunft die führende Methode zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. „Wir freuen uns, dass die Stadt Wolfsburg, als Trägerin des Klinikums, die Anschaffung dieser neuen Technologie schon jetzt ermöglicht hat, und wir dieses hochmoderne Verfahren den Patientinnen und Patienten anbieten können. Unsere Klinik geht damit einen wichtigen Schritt bezüglich der Herzgesundheit in der Region und übernimmt hier eine Vorreiterrolle“, hebt Prof. Dr. Marco R. Schroeter, verantwortlicher Chefarzt der Medizinischen Klinik I / Kardiologie hervor.
Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern zählt zu einem der Schwerpunkte der Medizinischen Klinik I – Kardiologie im Klinikum Wolfsburg. Die Expertise auf diesem Gebiet belegt die kürzlich erhaltene Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Sie zeichnete die Medizinische Klinik I als Vorhofflimmer-Zentrum aus.
Struktur der Klinik geprüft
Das Zertifizierungsverfahren sei eine anspruchsvolle, freiwillige Qualitätskontrolle durch ein externes Expertenteam. Es prüfte die Struktur der Klinik inklusive der Anzahl und Qualität der Behandlungen von Patienten mit Vorhofflimmern. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Qualifikationen des gesamten Teams um Chefarzt Prof. Dr. Schroeter, auf die technische Ausstattung sowie die stationäre-ambulante Verzahnung gelegt. Diese stellt eine umfassende, effektive und sichere Betreuung von Vorhofflimmerpatientinnen und -patienten von der Diagnostik über die Therapie bis hin zur ambulanten Nachsorge sicher.
„Wir sind stolz darauf, unseren Patienten im Vorhofflimmer-Zentrum maßgeschneiderte Therapien anbieten zu können, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind“, so Zentrumsleiter Dr. Winn. In diesem Jahr werden im Klinikum Wolfsburg über 800 elektrophysiologische Eingriffe vorgenommen, davon über 550 Ablationen bei Vorhofflimmern.
Ein Flattern in der Brust
Mit etwa 1,5 Millionen Betroffenen zählt das Vorhofflimmern zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen in Deutschland. Es entsteht durch unregelmäßige elektrische Signale aus den Lungenvenen, die in die oberen beiden Herzkammern, die sogenannten Vorhöfe, weitergeleitet werden und dort den Rhythmus des Herzschlags stören. Die Folge ist ein unkoordinierter und oft schnellerer Herzschlag, der sich wie ein Flattern in der Brust anfühlen kann.
Die Erkrankung wird bisher medikamentös oder mit einem Spezialeingriff behandelt, bei dem über einen Katheter krankhafte elektrische Erregungsherde im Herzmuskelgewebe mit Hilfe von Hitze oder Kälte verödet werden.
mehr News aus Wolfsburg