Klinikum Wolfsburg bildet vietnamesische Medizinstudenten aus

Nach zuvor viel Theorie bereiten sie sich hier bis März 2022 in der Praxis weiter auf ihre eigenständige Tätigkeit als Ärztin beziehungsweise Arzt vor.

Befundbesprechung in der Radioonkologie des Klinikums Wolfsburg: Chefarzt Dr. Marcel Ott wertet gemeinsam mit Medizinstudentin Hieu Kha Quynh Ngo Röntgenaufnahmen aus.
Befundbesprechung in der Radioonkologie des Klinikums Wolfsburg: Chefarzt Dr. Marcel Ott wertet gemeinsam mit Medizinstudentin Hieu Kha Quynh Ngo Röntgenaufnahmen aus. | Foto: Thorsten Eckert

Wolfsburg. Es ist 7:30 Uhr: Quynh, Ngoc, Khai und Khanh ziehen sich ihre weißen Kittel über. Es geht für sie auf Visite. Sie kommen aus Vietnam, sind 24 Jahre jung und studieren seit 2015 Medizin an der Pham-Ngoc-Thach-Universität (PNTU) in Ho-Chi-Minh-Stadt. Aufgrund eines Studienprogramms absolvieren sie jetzt im Klinikum Wolfsburg ihr Praktisches Jahr (PJ) - den letzten Abschnitt ihrer Ausbildung. Nach zuvor viel Theorie bereiten sie sich hier bis März 2022 in der Praxis weiter auf ihre eigenständige Tätigkeit als Ärztin beziehungsweise Arzt vor. Dabei stehen ihnen im Wolfsburger Klinikum immer erfahrene Kolleginnen und Kollegen zur Seite. Dies teilt das Klinikum Wolfsburg in einer Pressemitteilung mit.


Unter ihrer Aufsicht und Anleitung würden die beiden Studentinnen Ngoc und Quynh sowie die zwei Studenten Khai und Khanh ihre Kenntnisse in der Medizin vertiefen und sammeln neue Erfahrungen. Im Unterricht sowie während spezieller Übungseinheiten, natürlich aber auch direkt an der Patientin oder am Patienten. Einsätze in der Inneren Medizin sowie der Chirurgie seien während des PJ Pflicht. Zusätzlich würden sie sich in einem frei wählbaren medizinischen Fachbereich weiterbilden. Ngoc, Khai und Khanh habe es in die Neurologie gezogen, Quynh in die Radioonkologie.

Ihr PJ in Wolfsburg ermögliche den vietnamesischen Medizinstudierenden ein spezielles Kooperationsprojekt der Vietnamese German Faculty of Medicine (VGFM) an ihrer Universität mit der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Dieses werde von mehreren Kliniken in der Region Braunschweig-Wolfsburg unterstützt. Voraussetzung für das PJ in Deutschland wären entsprechende Sprachkenntnisse. Die Vier hätten deshalb schon während ihres Studiums intensiv Deutsch gelernt. So habe teilweise der Unterricht in deutscher Sprache stattgefunden. Um ihr Sprachniveau weiter zu verbessern, würden sie auch jetzt im Klinikum Wolfsburg regelmäßig unterrichtet werden.

„Wir beteiligen uns sehr gerne an diesem spannenden Projekt“, erklärt der Ärztliche Direktor des Klinikum Wolfsburg, Prof. Dr. Matthias Menzel. „So wie alle weiteren PJler in unserem Haus, können auch sie mit unserer vollen Unterstützung in den eingesetzten Bereichen ihre Erfahrungen sammeln und dazulernen. Im Anschluss an das Praktische Jahr werden wir auch den dritten und damit letzten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung gemeinsam mit dem Klinikum Braunschweig nach den Prüfungskriterien der Deutschen Approbationsordnung mit den Vietnamesischen Medizinstudenten durchführen.“

Arbeiten in Deutschland und Vietnam


Nach erfolgreichem Abschluss würden die Studenten ihre Approbation sowohl für Vietnam als auch für Deutschland erhalten. Diese berechtige sie, den ärztlichen Beruf uneingeschränkt auszuüben. In der Regel folge anschließend eine mehrjährige Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt in einem oder mehreren medizinischen Teilgebieten. „Wir schätzen die hohe Motivation und Begeisterung der vietnamesischen Studenten, die sie für ihre Ausbildung zum Arzt mitbringen. Es ist unendlich schwer, die Sprachbarriere in einem „sprechenden Beruf“ zu überwinden und gleichzeitig zu lernen. Schon vor zwei Jahren hätten ebenfalls vier Studenten der VGFM mit unserer Hilfe dieses Ziel erreichen können. Eine dieser Kolleginnen habe vor einem Jahr begonnen zudem ihre Facharztausbildung in der Neurologie unseres Klinikums“, berichtet Prof. Menzel weiter.

Das Klinikum Wolfsburg sei anerkanntes Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover. In den verschiedenen medizinischen Fachbereichen des Klinikums würden derzeit insgesamt 13 nationale und internationale Medizinstudierende ihr PJ absolvieren. Mit seinem Ausbildungsprogramm für angehenden Mediziner habe das Klinikum Wolfsburg auch das Karrierenetzwerk Ethimedis und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) überzeugt. Es habe das Zertifikat „Faires PJ“ erhalten. Die Auszeichnung bestätige den
vorbildlichen Umgang mit Ärzten in der Ausbildung. Grundlage für die Zertifizierung sei eine bundesweite Befragung von Studierenden, die derzeit den praktischen Teil ihres Medizinstudiums, ihr PJ, absolvieren.