Wolfsburg. Der Planungswettbewerb für den Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg ist entschieden. Am vergangenen Donnerstag tagte die 11-köpfige Jury unter Vorsitz der Berliner Architektin Professor Hilde Lèon und vergab den ersten Preis an Hoskins Architects und guba+sgard Landschaftsarchitekten mit Ralph Appelbaum aus Berlin. Dies gibt die Stadt Wolfsburg in einer Pressemitteilung bekannt.
Dem Planungswettbewerb vorangegangen war im Frühjahr 2017 die Entdeckung der Fundamente der ehemaligen Gefangenbracke 4 des KZ-Außenlagers Neuengamme auf dem Laagberg. Daraufhin beauftragte der Rat das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation mit der Konzeptionierung eines Gedenk- und Lernortes. Es folgte ein breit angelegter Informations- und Beteiligungsprozess, der Grundlage für die Aufgabenstellung im Planungswettbewerb war. Oberbürgermeister Klaus Mohrs hebt die Bedeutung des Projektes in der Aufarbeitung der NS-Geschichte der Stadt hervor: "Hiermit schaffen wir Raum für eine intensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und fördern den demokratischen Aufarbeitungsprozess für die Zukunft. Der neuzugestaltende Ort richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen und Generationen. Interessierte Bürger*innen haben mit mehr als 300 Kommentaren zu den einzelnen Entwürfen im Rahmen der Beteiligung bereits einen wichtigen Beitrag geleistet."
42 Teams bewarben sich für den Wettbewerb
Im November 2019 hatte der Rat der Stadt Wolfsburg die Verwaltung beauftragt einen Planungswettbewerb für einen Gedenk- und Lernort für das KZ-Außenlager am Laagberg für Teams aus Architekten und Landschaftsarchitekten zusammen mit Ausstellungsgestaltern durchzuführen. Aus ganz Europa bewarben sich 42 Teams um die Teilnahme am Wettbewerb, 15 wurden schließlich im April ausgewählt und entwickelten von da an Ideen für einen überregional bedeutsamen Ort demokratischer Bildung am Laagberg.
Die Besonderheit des Ortes
Das üblicherweise vor Ort unter Anwesenheit der Jury und allen Bearbeitern stattfindende Rückfragenkolloquium und die Ortsbegehung konnten wegen Lock-Down und Corona-Beschränkungen nicht wie gewohnt stattfinden. Erster Stadtrat und Kulturdezernent Dennis Weilmann äußert sich zufrieden mit dem Projektverlauf: "Ich freue mich sehr, dass wir den Planungswettbewerb trotz Corona-Einschränkungen im vorgesehenen Zeitplan abwickeln konnten. Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit den Entwürfen im Rathaus auseinandergesetzt und diese kommentiert." Auch mit dem Siegerentwurf zeigte er sich zufrieden: "Ich bin überzeugt, dass der Entwurf die Besonderheit dieses geschichtsträchtigen Ortes würdigt und sich sehr gut in die Umgebung einfügt."
Ein Teil der Ausstellung aus der Nähe. Foto: Hoskins Architects Ltd. / guba+sgard Landschaftsarchitekten / Ralph Appelbaum
Stille und Lebendigkeit
Der nun von der Jury vergebene 1. Preis, der mit 22.000 Euro dotiert ist, geht an Hoskins Architects Ltd. und guba+sgard Landschaftsarchitekten mit dem Ausstellungsgestalter Ralph Appelbaum Associates Inc. Das Berliner Planungsteam möchte am Laagberg einen würdigen Gedenkort und zugleich einen Ort der Kommunikation entstehen lassen. Ihr Ansatz ist es, am Rand zu bleiben und eine betrachtende Position einzunehmen. Die Ambivalenzen zwischen Stille und Lebendigkeit (Wald und Wohngebiet), Verarbeiten und Vergessen, Fremdbestimmung und Eigenverantwortlichkeit bestimmen den Entwurf.
Ein "Stolperstein" und Zeichen seiner Zeit
Zwischen Supermarkt und Tankstelle positionieren die Verfasser den neuen Gedenk- und Lernort als "Stolperstein" und Zeichen seiner Zeit. Am Ort, wo einst der elektrische Zaun das Lager begrenzte, erzählt das Regal der Erinnerungen die Geschichten der einzelnen Häftlinge. Zwischen den Gebäudeteilen für Ausstellung und Seminarbereich verläuft ein Steg, der sich entlang der ehemaligen Waldkante fortsetzt und damit die Dimension des einstigen Lagers über eine Quer- und eine Längsachse erfahrbar macht. Der Längssteg, der im Wald parallel zum historischen Lager verläuft, wird gegliedert durch Plattformen, deren Breite denen der ehemaligen Baracken entspricht.
Unabhängig von Öffnungszeiten
Vom Wald führt ein Fußgängerüberweg zum historischen Ort, an dem die Fundamentreste der Gefangenenbaracke 4 geborgen wurden. Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide ist sehr zufrieden mit dem Entwurf: "Die Jury war vor allem von der interdisziplinären Gesamtleistung beeindruckt. Gebäude, Landschaft und Ausstellung wurden bei diesem Entwurf als qualitatives Ganzes gedacht. Der Innen- und der Außenraum verbinden sich im Rundgang. Darüber hinaus ist ein großer Teil der Ausstellung unabhängig von den Öffnungszeiten zugänglich."
Die Kommentare der Bürgerinnen und Bürger, sowie die Entwürfe werden in den kommenden Wochen auf der Internetseite der Stadt Wolfsburg einsehbar sein. Parallel werden die Entwürfe der Preisträger und der Anerkennungen sowie das Modell im Schaufenster des Alvar-Aalto-Kulturhauses ausgestellt.
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