Wolfsburg. Das Lukas-Werk und Jugend- und Drogenberatung Wolfsburg bieten anlässlich des bundesweiten Aktionstages zum Thema Glücksspielsucht am heutigen Mittwoch ein gemeinsames Projekt an.
Hinter jedem Glücksspielsüchtigen stünden vielfach zusätzlich ein ebenso betroffener (Ehe-)Partner, besorgte Eltern, hilflose Kinder und Freunde, die unter den Auswirkungen der Glücksspielsucht leiden, veranschaulicht das Lukas-Werk die Tagweite der Glücksspielsucht. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages gegen Glücksspielsucht am 27. September bieten die Fachambulanzen der Lukas-Werk Gesundheitsdienste in Braunschweig und Goslar gemeinsam mit der Jugend- und Drogenberatung Wolfsburg ein strukturiertes Entlastungstraining (ETAPPE) für Angehörige von Glücksspielsüchtigen an. Durch eine Kombination von Information, individueller Beratung und gegenseitigem Austausch setzt das Programm auf verschiedenen Ebenen an und nimmt die Angehörigen mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen ernst.
Hintergrundinformationen
In Deutschland gibt es nach Angaben der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) 430.000 Menschen mit einem Glücksspielsuchtproblem, allein in Niedersachsen sind es rund 40.000 Personen. Internationale Untersuchungen gehen davon aus, dass mindestens 10bis 15 Angehörige pro Glücksspieler mit betroffen sind. Drei Personen im familiären Umfeld tragen ein hohes Krankheitsrisiko.
Der bundesweite Aktionstag Glücksspielsucht steht unter dem Motto „Verspiel nicht mein Leben!“ und soll auf die Mitbetroffenen von Spielsüchtigen aufmerksam machen. „Eine Familie ähnelt einem Mobile. Wenn ein Familienmitglied suchtkrank ist, sind alle anderen auch betroffen und versuchen alles Mögliche, um wieder für ein Gleichgewicht zu sorgen“, sagt Martina Kuhnt, Landeskoordinatorin für Glücksspielsucht der NLS. Das Suchtproblem des Familienmitglieds werde vertuscht und alle schämen sich. Das Miterleben einer Glücksspielsucht stellt die Angehörigen häufig vor schwierige Situationen: Angst und Sorge, Wut, Enttäuschung und Schuldgefühle begleiten den Alltag.
Vielfach fühlen sich die Angehörigen für den Zustand des suchtkranken Familienmitglieds mitverantwortlich und vernachlässigen ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse bis hin zur Isolation. Viele Angehörige stehen unter andauernder Belastung und chronischem Stresserleben. Hinzu kommen vielfach Schulden, die konkrete Auswirkungen auch für die Angehörigen mit sich bringen. Durchschnittlich hat laut NLS jeder pathologische Spieler 20.000 € Schulden aus dem Glücksspiel.
Kinder sind häufig die vergessene Gruppe. Kinder suchtkranker Eltern sind die größte bekannte Sucht-Risikogruppe. Ihr Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden, ist im Vergleich zu Kindern aus nichtsüchtigen Familien bis zu sechsfach erhöht. Schätzungen gehen davon aus, dass es etwa 37.500 bis 150.000 Kinder von glücksspielsüchtigen Eltern gibt. Glücksspielende selbst erhalten seit einigen Jahren zunehmend eine bessere Betreuung und Beratung. Aber auch die Angehörigen benötigen Unterstützung, Hilfe und vor allem Entlastung. Diese können sie nun auch in der Suchtberatung finden.