Millionen-Minus: Klinikum Wolfsburg kämpft mit steigenden Kosten

Das Klinikum Wolfsburg schließt das Geschäftsjahr 2024 mit einem hohen Defizit ab.

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Symbolfoto | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Wolfsburg. Das Klinikum Wolfsburg sieht sich mit einem hohen finanziellen Defizit konfrontiert. Am Ende des Jahres stand ein Minus von knapp 19,9 Millionen Euro, rund sechs Millionen Euro über dem im Wirtschaftsplan kalkulierten Fehlbetrag. Das geht aus einer Pressemitteilung des Klinikums am heutigen Donnerstag hervor.



„Die Zahlen spiegeln nicht unsere Leistungsfähigkeit und unser wirtschaftliches Handeln wider. Sie sind Ausdruck der schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen Krankenhäuser, und damit auch unser Klinikum, arbeiten müssen“, betont Klinikumsdirektor André Koch. Die Auslastung des Klinikums sei hoch gewesen, heißt es. 31.085 stationäre und 54.922 ambulante Patienten wurden im Jahr 2024 behandelt. Damit habe das Haus nahezu das Leistungsniveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019 erreicht. Auch die Geburtshilfe habe einen Anstieg verzeichnet. Mit 1.827 Neugeborenen stieg die Zahl der Geburten um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Hohe Qualität trotz steigender Kosten


Mehrere Abteilungen und Zentren hätten 2024 wichtige Zertifizierungen erhalten, darunter die ISO-9001-Rezertifizierung des Cancer Centers, die Zertifizierung als Onkologisches Zentrum der DKG sowie die Bestätigung als regionales Traumazentrum. „Diese Auszeichnungen belegen unsere hohe Versorgungsqualität, gehen jedoch mit erheblichen zusätzlichen Kosten einher“, erklärt Koch.

Personalausbau und Ambulantisierung


Die Zahl der Beschäftigten sei auf 1.581 Vollkräfte gestiegen (2023: 1.541), um das erhöhte Leistungsvolumen zu bewältigen. Gleichzeitig wurde die Ambulantisierung vorangetrieben, unter anderem durch die Einführung von Hybrid-DRG. Diese Maßnahmen seien medizinisch sinnvoll, belasteten jedoch die Wirtschaftlichkeit aufgrund unzureichender Vergütung.

Wirtschaftliche Herausforderungen bleiben bestehen


Das Jahresdefizit zeige laut Koch die anhaltenden Finanzierungsprobleme der deutschen Krankenhauslandschaft, insbesondere für Schwerpunktkrankenhäuser wie Wolfsburg. Steigende Personal- und Sachkosten, Preissteigerungen bei Medizinprodukten und die unvollständige Refinanzierung tariflicher Kosten würden die Lage verschärfen. Im Jahr 2023 lag das Jahresdefizit des Klinikums bei 9,3 Millionen Euro.

Investitionen unter Unsicherheit


Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz seien hohe Qualitäts- und Strukturvorgaben verbunden. Das Klinikum habe bereits in neue Leistungsgruppen investiert, deren Bewilligung jedoch noch aussteht. „Sollten die Gruppen nicht genehmigt werden, stehen wir mit den Investitionen allein da“, so Koch.

Kooperationen und Zukunftsperspektive


Das Klinikum Wolfsburg verstehe das Jahresergebnis 2024 nicht nur als reine betriebswirtschaftliche Zahl, sondern vor allem als deutliches Signal an die Politik, die Krankenhausfinanzierung nachhaltig zu reformieren. „Wir sind überzeugt, dass unser Klinikum mit seiner medizinischen Kompetenz, seiner regionalen Verwurzelung und seinen engagierten Beschäftigten auch in Zukunft eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung in Wolfsburg bleiben wird“, erklärt Koch.

Nach einer aktuellen Krankenhausstudie der Unternehmensberatung Roland Berger schreiben bundesweit drei Viertel aller Kliniken rote Zahlen – bei öffentlichen Einrichtungen sind es sogar fast 90 Prozent. Laut Erhebung liegen die Fehlbeträge einzelner Häuser bei über 100 Millionen Euro.