Wolfsburg. Die Unterschriftensammlung bei Volkswagen für mehr Sachlichkeit in der Zukunfts-Debatte hat bereits 73.000 Unterstützer mobilisiert. Bernd Osterloh, Volkswagens Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender, informierte heute Vormittag während einer Betriebsversammlung im Werk über den Stand der Aktion.
„Die Aktion unserer Vertrauensleute trifft voll ins Schwarze. Die Kolleginnen und Kollegen haben Halbwahrheiten und ideologische Grabenkämpfe satt. Mit ihren Unterschriften setzen sie ein starkes Zeichen dagegen. Das sollten sich alle verantwortlich handelnden Politiker zu Herzen nehmen“, sagte Osterloh. „Die Zehntausenden Unterschriften zeigen: Für eine faire, an Fakten orientierte Auseinandersetzung um den künftigen Kurs der Automobilindustrie wollen die Belegschaften die Politik hinter sich und ihren Arbeitsplätzen wissen.“, sagte er weiterhin.
Kein Automobilhersteller sei so entschlossen wie Volkswagen
Außerdem formulierte er: „Der Wandel hin zu Elektromobilität, autonomem Fahren und Mobilitätsdienstleitungen ist ein Riesenkraftakt für alle in der Branche und vor allem eine extreme Herausforderung für die Beschäftigten.“ Dabei gehe kein Automobilhersteller den Wandel zur Elektromobilität so entschlossen an wie Volkswagen. „Auch für Deutschlands Leitindustrie insgesamt lautet die Wahrheit: Die Elektromobilität wird mit Produktivitätsfortschritten einhergehen. Wir sagen daher: E-Mobilität ja, aber die Wertschöpfung muss hochgradig auch am Standort Deutschland stattfinden. Daher verstehen wir nicht, dass es keine deutsche Initiative für eine Zellfertigung im Land gibt. Hier brauchen wir die Unterstützung der Politik.“, sagte er. Volkswagen sammelt erste Erfahrungen für eine heimische Batteriezellfertigung mit einer Pilotanlage in Salzgitter. Sie ist Teil des Zukunftspaktes.
Betriebsräte treffen Angela Merkel und Sigmar Gabriel
Osterloh hatte ein Treffen der Betriebsratsspitzen von VW, Audi, Porsche, BMW, Daimler, Opel und Ford vergangene Woche im Bundeskanzleramt genutzt, um Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel symbolisch die Unterschriften aus den deutschen VW-Standorten zu überreichen. „Unser Austausch mit Angela Merkel und Sigmar Gabriel war wie immer sehr konstruktiv und an der Sache orientiert. Wir schätzen beide als offene, aber auch durchaus kritische Gesprächspartner, die die Herausforderungen sehen, vor denen die Beschäftigten der Automobilindustrie stehen. Merkel wie Gabriel zeichnen sich dabei durch eine hohe Fachkenntnis aus. Wir sind als Betriebsrat davon überzeugt: Politik und Wirtschaft müssen die Transformation von Deutschlands Schlüsselindustrie gemeinsam gestalten. Zu Gunsten der Umwelt und der Arbeitnehmer“, artikulierte Osterloh. So sei man sich beispielsweise einig, dass der Übergangsprozess mit neuen Qualifikations- und Berufsfeldern zukunftsweisend gestaltet werden müsse. Die Bundeskanzlerin hat die Betriebsratsvorsitzenden eingeladen, die Gespräche im Herbst fortzusetzen. Osterloh sieht das als wichtigen Teil eines Masterplans an, dessen Etappen nach der Wahl gemeinsam mit der Politik abgesteckt werden müssten.
Hintergrund der Unterschriftenaktion:
Mitte August hatten die Vertrauensleute der IG Metall die Belegschaften an den deutschen VW-Standorten aufgerufen, unter der Überschrift „Es reicht! Volkswagen-Beschäftigte nicht in Wahlkampf ziehen!“ sieben Forderungen mit der eigenen Unterschrift zu unterstützen.
Herkömmliche Motoren finanzieren E-Mobilität
Osterloh betonte am Donnerstag abschließend die große Bedeutung der konventionellen Antriebe: „Es wird gerne vergessen: Mit ihnen verdienen wir das Geld, das wir für den Hochlauf der noch verlustbringenden E-Mobilität brauchen. Wir werden ein Miteinander verschiedener Antriebstechnologien erleben. Dabei wird auch der Diesel weiterhin eine große Rolle spielen.“
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