Wolfsburg/Hannover. Bei der heutigen Hauptversammlung der Volkswagen AG auf dem Messegelände Hannover äußerten Aufsichtsrat und Vorstand eine erste vorsichtige positive Einschätzung zur Bewältigung der Dieselkrise. Die Zukunft von VW würde von neuen, umweltbewussten Technologien beherrscht werden.
Der Volkswagen Konzern treibt den Wandel der Mobilität mit voller Kraft voran. „Die Zukunft fährt elektrisch. Bis 2025 wollen wir bei Elektromobilität weltweit führend werden", kündigte Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft, auf der Hauptversammlung des Konzerns in Hannover an. Konzernweit werde intensiv daran gearbeitet, dieser Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Gleichzeitig werde der Volkswagen Konzern die Diesel- und Ottomotoren weiter entwickeln, noch sparsamer und umweltfreundlicher machen. „Klassische Motoren bleiben auf absehbare Zeit unverzichtbar", stellte Müller auf der Hauptversammlung klar. Der Vorstandsvorsitzende berichtete den 3.000 Aktionärinnen und Aktionären in den Messehallen Hannover auch über den aktuellen Stand in der Bewältigung der Diesel-Krise und zeigte auf, wie sich der Volkswagen Konzern mit „TOGETHER – Strategie 2025" für die Zukunft der Mobilität erfolgreich neu ausrichtet. Mit dem in Genf erstmals vorgestellten Sedric (Self-Driving-Car) hat Volkswagen als erster Autobauer bereits einen konkreten Ausblick auf vollständig selbstfahrende Fahrzeuge gegeben.
Autonomes Fahren soll mehr gefördert werden
„Um bezahlbare, nachhaltige Mobilität für viele möglich zu machen, werden wir weiter das gesamte Spektrum bespielen: von konventionell bis 100 Prozent elektrisch", umriss Müller die Antriebsstrategie des Konzerns. Dabei setzt der 12-Marken-Konzern klare Signale für den Ausbau der Elektromobilität. Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren rund drei Milliarden Euro in alternative Antriebstechnologien investiert. Diese Summe wird in den nächsten fünf Jahren verdreifacht.
VW will weltweit führend in Elektromobilität werden
„Allein bis Ende 2018 bringen wir so konzernweit mehr als zehn neue elektrifizierte Modelle auf den Markt. Bis 2025 kommen dann mehr als 30 rein batterieelektrische Fahrzeuge hinzu."
Im neu gegründeten „Center of Excellence" in Salzgitter wird die konzernweite Kompetenz für Batteriezellen und -module gebündelt. „Parallel dazu führen wir intensive Gespräche über Partnerschaften zum Thema Batteriezellen in Europa und China. Sie werden schon bald mehr dazu hören", so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Moderne Verbrennungsmotoren bleiben nach Müllers Worten dennoch auf absehbare Zeit unverzichtbar: „Das gilt – allen lauten Diskussionen zum Trotz – auch und gerade für den Euro-6-Diesel." Insgesamt werde der Volkswagen Konzern bis 2022 rund zehn Milliarden Euro in diese Technologien investieren, so Müller: „Weil der Verbrennungsmotor nicht in erster Linie Teil des Problems ist, sondern Teil der Lösung." Und: „Der Diesel bietet auch 124 Jahre nach seiner Erfindung noch große Möglichkeiten. Wir werden sie ausschöpfen. Bis 2020 machen wir unsere Verbrennungsmotoren um weitere 10 bis 15 Prozent effizienter und damit sauberer. Damit schonen wir die Umwelt und sparen Ressourcen."
"Kein Geschäft der Welt ist es wert, den guten Ruf von VW zu ruinieren"
Anhand zahlreicher weiterer Initiativen machte Müller deutlich, dass die begonnene Neuausrichtung des Konzerns greift: „Volkswagen wird schneller, fokussierter und kundennäher." Die Leitplanken dafür setzt der Zukunftsplan „TOGETHER – Strategie 2025". Müller: „Wir richten Volkswagen neu aus: vom Automobilhersteller zu einem weltweit führenden Anbieter von Mobilität." Und weiter: „Volkswagen muss sich wandeln, weil sich unsere Industrie in den kommenden zehn Jahren tiefgreifender verändern wird als in den vergangenen 100 Jahren."
Eine neue Zeit verlange vor allem nach neuem Denken: „Nach mehr Schnelligkeit und Mut. Nach Unternehmertum und Pragmatismus." Dies sei ebenso wichtig wie technologischer Wandel, betonte Müller: „Ich bin überzeugt, dass eine offene Kultur, starke Werte und integres Handeln wesentlich sind für die Zukunft von Volkswagen." Das Ziel von TOGETHER – Strategie 2025" sei klar: „Aus gut klingenden Werten auf einem Stück Papier muss gelebter Alltag werden."
"Nicht alles muss in Wolfsburg entschieden werden"
Ein weiteres, zentrales Element des Zukunftsplans sind Partnerschaften, um Geschäftschancen neu zu erschließen oder Technologien voranzutreiben. Müller: „Zum ‚neuen‘ Volkswagen gehört, dass wir uns als Unternehmen öffnen. In den vergangenen Monaten haben wir eine Fülle von vielversprechenden Kooperationen auf den Weg gebracht."
Als Beispiele nannte Müller den beabsichtigen Einstieg ins Economy-Segment mit Tata, das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit JAC in China zur Entwicklung preiswerter Elektroautos und die vielfältigen Kooperationen im Bereich Mobilitätsdienste. Zur Sicherung der Zukunft reiche es nicht mehr aus, „nur gute Autos zu bauen. Die Kunden erwarten von Mobilität heute mehr. Und mit diesen neuen Kundenbedürfnissen müssen auch wir uns verändern."
Prognose: "2017 wird noch besser als 2016"
Volkswagen sei trotz Dieselkrise für den Umbruch der Industrie gerüstet. „Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir die Weichen gestellt für die größte Transformation in der Geschichte von Volkswagen. Und wir haben operativ deutlich besser abgeschnitten als viele uns das zugetraut haben", so Müller: „Für 2017 heißt es nun: Volle Kraft voraus!"
Vorstandsvergütung auf dem Prüfstand
Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender, schlug gedämpftere Töne an und berichtete über die geplante Anpassung der Vergütung des Vorstands, die rückwirkend ab Januar 2017 eingeführt werden soll. Er betonte, es sei weiterhin wichtig, das Vertrauen nach der Dieselkrise zurückzugewinnen: "Wir haben aus der Dieselkrise gelernt und wir werden weiter aus der Dieselkrise lernen".
mehr News aus Wolfsburg