Unser Autor Axel von Fliesteden bricht eine Lanze für Qualität beim Essen. Weil man damit Gutes tut. Für sich und andere.
Es duftete lecker im letzten Sommer. Der Geruch vom gegrillten Fleisch lag in der Luft. Männer standen an ihren George Foreman-Grills, wendeten billigstes Fleisch, verzehrten es im Laufe des Abends kiloweise und kamen sich dabei unheimlich männlich vor. Die Sache ist nur: Mit Männlichkeit hat das nicht viel zu tun, eher mit Einfältigkeit.
Versteht mich nicht falsch, ich bin keiner von den grünen Öko-Freaks, die planen mit dem Veggie-Day die vegane Zwangsernährung über die kalte Küche vorzubereiten. Und wer mir mit dem Spruch kommt »Dieser Gemüsebratling schmeckt genauso gut wie ein Hamburger«, steht für mich auf einer Stufe mit jemandem, der behauptet eine Gummipuppe würde sich so anfühlen wie eine echte Frau.
Ein »wahrer Mann« ist allerdings auch einer des Geschmacks und der sinnlichen Genüsse. Einer, für den Essen nicht bloß der Nahrungsaufnahme und notdürftigen Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen dient, damit die Grundlage vorhanden ist, sich ohne verfrühtes Delirium möglichst viele Biere hinter die Binde kippen zu können.
Ein bisschen »Junk-Food« ist ok
Ein genießt sein Essen und nährt seinen Körper genauso vernünftig und gewissenhaft wie seinen Geist. Ab und an ist ein bisschen »Junk-Food« ja ganz okay. Ich meine, hey, keiner von uns will mit einem Stock im Arsch durch die Gegend laufen, oder? Sich aber ausschließlich mit industriell hergestelltem Müllschlucker-Fraß vollzustopfen, sorgt nicht nur für eine erotikneutrale Leibeshülle sondern bringt weitreichenden Konsequenzen für Entscheidungen und Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur vor unserer Haustüre als auch im Rest der Welt mit sich.
Wer das für blödes Geschwafel erachtet und denkt: Pfff, was hat mein Steak auf dem Teller denn mit Politik und Wirtschaft zu tun, sollte sich folgendes vergegenwärtigen: In vielen Teilen der Welt werden täglich ganze Wälder in der Größe von 18 Fußballfeldern pro Minute abgeholzt. Zu über 70 Prozent geht diese Zerstörung auf die Schaffung Weideflächen zurück, damit genügend Futter für die zur massenhaften Fleischproduktion benötigten Nutztiere angebaut werden kann. Das hat lebensbedrohende Konsequenzen für viele Millionen dort beheimateter Tiere und Pflanzen, das Klima und die Grundwasserversorgung.
Weniger ist mehr
Soweit, so schlecht. Was können wir als Otto Normalverbraucher nun dagegen unternehmen? Ganz einfach: Besser essen! Lieber zwei oder dreimal in der Woche gutes Fleisch von regionalen Schlachtern oder Biohöfen verzehren als andauernd hormonverseuchtes Gammelfleisch aus der Tiefkühltruhe des Grauens im Supermarkt! Das ist garantiert schadenfrei für den Regenwald, verursacht geringere Klimabelastung und schmeckt zudem auch weitaus leckerer.
Unser noch von Steinzeitgenen geprägter menschlicher Organismus braucht nicht mehr Energie zu sich nehmen, als er verbraucht. Das sind im Schnitt etwa 20 Kalorien für jedes Kilo, das wir auf den Rippen tragen. Für eine rundum ausgewogene und gesunde Ernährung benötigen wir Eiweiß, Fett, Mineralien, Vitamine, viel Wasser sowie in Maßen Zucker und Kohlenhydrate. Das ist schon alles.
Zeit zum Genießen
Jeder von uns kann sich, auch ohne ein Vermögen auszugeben, mit Qualität und Sorgfalt ernähren. Zudem ist nichts so teuer, ungesund und ungenügend für die tägliche Bedarfsdeckung wie Fast-Food. Statt der Currywurst aus der Mikrowelle also einfach mal einen leckeren Lammrücken zubereiten. Oder statt Nudeln mit Hackfleischsoße aus der Tüte köstliche Butternudeln mit feinen Albatrüffeln kredenzen. Das ist einfacher, als gedacht. Natürlich nehmen Auswahl und Zubereitung anspruchsvoller Speisen mehr Zeit in Anspruch als das bloße Aufwärmen von vorgefertigtem Billigfutter. Aber das sollte es auch!
Denn gutes Essen sollte ein Genuss für die Sinne sein. Wie ein beeindruckendes Gemälde, eine klangvolle Oper, eine interessante Skulptur oder der liebreizende Körper einer schönen Frau. Das sind wir nicht nur der Umwelt und den uns nachfolgenden Generationen schuldig, sondern vor allem unseren eigenen Lebenswerten und Geschmacksnerven.
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