Region. In letzter Zeit haben sich in den Medien Berichte über die starke Ausbreitung der sogenannten "Zombiedroge" Fentanyl gehäuft. Vor allem aus den USA waren im Fernsehen immer wieder erschreckende Bilder zu sehen, die abhängige Menschen nach dem Konsum zeigen - tatsächlich kommt der Beiname der Droge nicht von ungefähr, wenn man Konsumenten sieht, die wie ferngesteuert durch die Gegend schwanken. Auch in Deutschland soll Fentanyl nach Medienberichten immer weiter verbreitet sein. regionalHeute.de hat bei Experten nachgefragt, wie die Lage diesbezüglich, aber auch bei anderen Suchtmitteln, in unserer Region ist.
Florian Kregel, Leiter der Braunschweiger Drogenberatungsstelle (Drobs), berichtet, dass bei seiner Einrichtung bislang kein signifikanter Konsumanstieg bei Fentanyl zu verzeichnen ist. Allerdings werde es für die Klienten auf dem Schwarzmarkt immer schwieriger, Heroin in
einem möglichst „reinen“ Zustand zu erhalten - die Substanz könnte durchaus auch mit Fentanyl gestreckt sein. Es seien hier aber keine gesicherten Erkenntnisse durch Labortestungen nachweisbar. Im Umland von Braunschweig, insbesondere in Wolfsburg, sei laut Kollegen aus anderen Einrichtungen jedoch ein deutlicher Anstieg des Konsums der Billigdroge Crack zu beobachten, die ebenfalls für ihre schwerwiegenden Folgen bekannt ist.
Diese neue Droge ist in der Szene vertreten
Medien sprechen bereits von einer "Horror-Droge" - "Flex", Badesalz oder auch Peevee, soll laut einem Bericht des NDR sogar Körperteile wegfaulen lassen. Die neue Droge löst zunächst starke Euphorie aus, die jedoch nur wenige Minuten anhält. Konsumenten werden nicht selten aggressiv und gefährlich - zudem macht die Substanz extrem schnell abhängig und ist günstig zu haben. Auch auf dem Braunschweiger Schwarzmarkt hat sie mittlerweile Einzug gehalten. Besonders häufig werden laut Florian Kregel in der Braunschweiger Szene außerdem Heroin, Oxycodon, Spice (synthetische Cannabinoide), Pregabalin, verschiedene Benzodiazepine und Cannabis gehandelt.
Die Lage nach der Cannabis-Legalisierung
Seit mehr als einem Jahr ist in Deutschland das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft. Die Drogenberatungsstelle Drobs konnte jedoch nach eigenen Angaben bislang keine signifikanten Veränderungen in Hinblick auf das Thema Cannabis feststellen. Für die Entwicklung einer Suchterkrankung sei der bisherige Zeitraum der Neuregulierung aber auch zu kurz. Ob es durch die neuen Möglichkeiten für Erwachsene in Zukunft zu einem Anstieg an Menschen mit problematischem oder sogar pathologischem Konsum komme, werde die Zukunft zeigen.
Oft verkannte Problematik
Beim Thema Suchterkrankungen denken viele Menschen vor allem an illegale Drogen - ein weit verbreitetes Problem ist allerdings auch der Alkohol. Er ist allgegenwärtig, leicht verfügbar und vor allem gesellschaftlich anerkannt. Die Werbung suggeriert, man könne mit ihm besser feiern, mehr Spaß haben und kaum ein feierlicher Anlass kommt ohne das obligatorische Anstoßen aus. Laut dem Bundesgesundheitsministerium liegt bei etwa 9 Millionen Menschen in Deutschland ein problematischer Alkoholkonsum vor - das heißt, der Alkoholkonsum führt bereits zu negativen Folgen, wie körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, sozialen oder beruflichen Problemen oder einem Kontrollverlust über die Menge des konsumierten Alkohols.
Drogenberatungsstellen mit Finanzierungssorgen
Wie aus dem Jahresbericht 2024 der Braunschweiger Drogenberatungsstelle Drobs hervorgeht, stehen Drogenberatungsstellen vor finanziellen Herausforderungen. Seit vielen Jahren würden in der Finanzierung von Suchtberatungsstellen nur noch geringfügige Anpassungen stattfinden. Die finanziellen Ausgaben und die Nachfrage nach den Angeboten nehme jedoch stetig zu. Dieses Ungleichgewicht stelle viele Einrichtungen vor große Herausforderungen - für die alltägliche Arbeit bedeute dies viele Unsicherheiten und fehlende Planbarkeit.