Zum Whisky bitte immer das richtige Glas

von Andreas Molau




In Kneipe oder Bar kann es eine böse Überraschung geben, wenn ein guter Whisky im unpassenden Glas serviert wird.


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In diesem Pub gibt's bestimmt das richtige Glas zum Whisky.[/image]

Das kann schon eine böse Überraschung werden. Man sitzt in der Kneipe oder einer Bar. Genießt einen entspannten Abend, den man zum Beispiel mit einem guten Whisky krönen möchte. Das erste Glück fängt bereits an, wenn eine anständige Sorte vorrätig ist. Das ist keineswegs immer so. Also nichts, was besser zum Zähneputzen zu verwenden wäre ;) . Whisky ist ein Kulturgut. Und seine Herstellung ist eine Kunst, so wie das bei jedem Brand der Fall ist. Entsprechend zelebriert man so einen Augenblick, wenn sich das Aroma allmählich entfaltet. Man wärmt das Glas mit der Handfläche. Verschließt es mit der anderen Hand, damit die Aromen sich voll entfalten können. Die entströmen dann ganz langsam dem Innern und erinnern an Früchte, an Holz oder an Meer und Strand. Wenn, ja wenn man die richtige Sorte findet. Und wenn schließlich auch noch passende Gläser vorhanden sind.


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Der offene Tumbler ist Amerika beliebt.[/image]

Die Erwartung steigt

Wer hat das nicht erlebt? Da ist die Vorfreude groß, weil man einen gut gelagerten Single-Malt gefunden hat. Dann sitzt man erwartungsvoll am Tisch und bekommt, den bernsteinfarbigen Trunk in einem Schnapsglas serviert. In der Kunst sagt man, dass Form und Inhalt eine Einheit bilden müssen. Nicht anders ist es in diesen Dingen. Der Inhalt, der meisterhaft gebrannte Whisky, der über Jahre in wertvollen Holzfässern gelagert wurde, muss in die richtige Form gebracht werden. Und dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: den Tumbler oder sogenannten Nosing Gläser. Der Tumbler stammt aus der amerikanischen Whisky-Kultur. Er sieht aus wie ein breites Wasserglas. In den Südstaaten ist es warm, die Blend-Whiskys sind jünger und schneller und man trinkt sie auf Eis. Prominente Vertreter der Spezies sind etwa Johnny Walker oder Ballantine’s.


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Links und rechts das klassische Nosing Glas und in der Mitte die robustere Neuentwicklung.[/image]

Für die richtige Aromaentfaltung das richtige Glas

Schottischen oder irischen Single-Malt genießt man traditionell aus den Nosing-Gläsern. Der Name – zu deutsch Schnupper-Glas – spricht für sich. Die Form ermöglicht eine besonders gute Entfaltung aller Aromen, die so eine Spezialität bereithält. Die Verbindung zwischen Holz, Whisky und Zeit schafft das, was sich später in allen möglichen Fruchtaromen im Glas niederschlägt. Die Flüssigkeit sollte übrigens nicht schnell und in kreisenden Bewegungen geschwenkt werden, wie man sich das vielleicht manchmal vorstellt. Dadurch wird nur das Alkoholische gelöst. Kenner neigen das Glas nur vorsichtig. Bevor man es schließlich zum Munde führt, wird es noch einmal ins Lot gebracht. Der Whisky fließt dann langsam in Schlieren vom Glasrand und es entstehen die sogenannten Kirchenfenster.


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Das Holz macht den Geschmack.[/image]

Die goldene Mitte: das Glencairn Glas

Die goldene Mitte, das in den 70er Jahren von Raymond Davidson entwickelte Glencairn Glas, vereint die Vorzüge beider Grundformen. Es ist nicht so offen wie ein Tumbler und nicht so filigran wie ein Nosing. Trotzdem entfalten sich die Aromen durch den breiten Bauch bestens. Für eine Bar ist es ideal, weil robust. Unter Kennern wird diese Form deshalb besonders geschätzt. Und wenn man sie in der Gastronomie findet, zeigt das: Hier versteht man etwas vom Geschmackshandwerk. Man sollte also in einer Bar oder einer Kneipe lieber vor der Bestellung schauen, ob dort neben einem guten Tropfen auch das passende Glas bereitsteht.

Weitere Infos zum Beitrag:

Über die Entstehung der Glencairn Gläser gibt dieser spannende Beitrag der BBC Auskunft.

Für gastronomische Projekte kann man hier eine gute Auswahl von Whisky-Gläsern vergleichen.