Zustände wie in Bayern? - Pflegekammer kritisiert Einsatz von infiziertem Personal in Krankenhäusern

Die Sicherheit und Gesundheit der Pflegekräfte müsse unbedingt Vorrang haben.

Bettenkapazitäten sollten stattdessen abgebaut werden, fordert die Pflegekammer. Symbolbild.
Bettenkapazitäten sollten stattdessen abgebaut werden, fordert die Pflegekammer. Symbolbild. | Foto: pixabay

Hannover. Mit den steigenden COVID-19-Infektionszahlen spitze sich der Fachkräftemangel in der Pflege weiter zu: In einigen Bundesländern wie Bremen und Bayern würden nun Pflegefachpersonen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, infizierte Bewohner und Patienten. Die Pflegekammer Niedersachsen befürchtet in einer Pressemitteilung, dass dieses Vorgehen auch in Risikogebieten in Niedersachsen bald Realität werde. Laut Einschätzung der Pflegekammer sei es besonders wichtig, das Pflegepersonal in der aktuellen Krise zu schützen. Sie stellt sich gegen eine solche Überlegung in Niedersachsen. Stattdessen schlägt die Pflegekammer Niedersachsen vor, Patienten in andere Kliniken zu verlegen, sollte es nicht genug Pflegepersonal geben.


Pflegekammerpräsidentin Nadya Klarmann kritisiert: „Dass positiv getestete Pflegende weiter auf COVID-19-Stationen eingesetzt werden, ist ein Skandal und absolut fahrlässig. Der Gesundheits- und Arbeitsschutz von beruflich Pflegenden darf nicht mit Füßen getreten werden. Arbeitgeber und Gesundheitsbehörden sind in einer besonderen Verantwortung, das medizinische und pflegerische Personal zu schützen.“ Die gesundheitlichen Schäden und Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung sind erst teilweise erforscht. Erste Studien zeigen aber, dass selbst bei symptomfreien Krankheitsverläufen Langzeitschäden auftreten können.

Aktuell mangelt es insbesondere auf Intensivstationen an qualifiziertem Pflegepersonal. Die Pflegekammer Niedersachsen fordert den Abbau von Bettenkapazitäten, wenn nicht genügend Personal vorhanden ist. „Bevor wir coronainfizierte Pflegefachpersonen einsetzen, müssen Patienten in andere Kliniken verlegt werden“, fordert Nadya Klarmann. Aktuell gebe es in Niedersachsen noch freie Betten in der Intensivpflege. Kliniken finden eine aktuelle Übersicht der freien intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten auf der Website der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Auch schlage die Pflegekammer Niedersachsen vor, verschiebbare Behandlungen so weit zu reduzieren, dass das Personal in Einrichtungen mit vielen COVID-Patienten entlastet wird. „Elektive Eingriffe, die nicht dringend erforderlich sind, müssen jetzt abgesenkt oder komplett ausgesetzt werden“, so Klarmann. Der Schutz des Personals müsse Vorrang haben. „Erkrankte Pflegende gehören ins Bett, nicht ans Bett“, sagt Klarmann.

Dringend erforderlich sei laut der Pflegekammer Niedersachsen, dass sich Klinikbetreiber, Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsbehörden stärker miteinander vernetzen. „Ein Freiwilligenregister pro Krankenhaus reicht ist nicht aus“, betont Klarmann. „Freiwilligenregister müssen einrichtungsübergreifend aufgebaut sein, damit sich in Not geratene Krankenhäuser und Einrichtungen gegenseitig unterstützen können.“ Die Pflegekammer Niedersachsen habe den gesetzlichen Auftrag, ein Freiwilligenregister für Epidemiefälle zu erstellen. Ziel ist es, den freiwilligen Einsatz von Pflegekräften in Kliniken und Pflegeeinrichtungen während einer Epidemie zu fördern. Landkreise und Gesundheitsämter können sich schon jetzt zur Vermittlung von Freiwilligen unter corona@pflegekammer-nds.de an die Pflegekammer wenden.


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