Zwei Mooswände gegen den Feinstaub aufgestellt


Die Mooswand in der Hans-Sommer-Straße. Foto: Alexander Dontscheff
Die Mooswand in der Hans-Sommer-Straße. Foto: Alexander Dontscheff | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Am Gründonnerstag wurden zwei Mooswände in Braunschweig aufgestellt. Ab sofort binden die Anlagen am Rudolfplatz und auf dem Mittelstreifen der Hans-Sommer-Straße in Höhe des Sportzentrums der TU Braunschweig Ruß und Feinstaub. Das teilt die Stadt Braunschweig mit.


Die Wände sind beidseitig mit jeweils etwa 12 Quadratmeter Moos begrünt und werden über Sensoren gesteuert, die permanent die Feuchtigkeit in den Pflanztöpfen messen. Die Bewässerung erfolgt automatisiert, in den Anlagen befinden sich 1.000 Liter-Wassertanks. Neben der Bindung von Ruß und Feinstaub rücken die beiden Mooswände das Thema Klimaschutz plakativ in den Fokus, an beiden Wänden sind zudem Erläuterungstafeln zur Aufklärung über die Funktion der Mooswand angebracht.

Die Aufstellung der Mooswände ist Teil des Modellprojektes "Braunschweig – integrierter Klimaschutz mit urbanem Grün. Makroklimatische Regulierung durch Pflanzen". Zur Umsetzung der Nationalen Klimaschutzinitiative fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit die Maßnahmen des Modellprojektes zu 80 Prozent mit Bundesmitteln, die restlichen 20 Prozent der Kosten werden mit Eigenmitteln der Stadt finanziert.

Klimatische Vorteile des "CityTree"


Aufgestellt wurden "CityTrees" des 2014 gegründeten Startup-Unternehmens "Green City Solutions GmbH". Jede dieser Anlagen bindet laut Hersteller pro Jahr 240Tonnen CO2eq (CO2-Äquivalent) in Form von Ruß. Ruß hat ein siebenfach höheres Klimaschädigungspotential als Kohlenstoffdioxid. In Städten sind es im Besonderen Dieselruß an Straßen und Ruß aus alten Kaminen, die ein Problem darstellen.

Die Rußpartikel absorbieren in der Luft Sonnenstrahlen und erwärmen so direkt die Umgebungsluft. Zum anderen verursacht Ruß mehr Wolken und behindert dadurch den atmosphärischen Austausch. Dies erwärmt die Atmosphäre und diese Wärme wird in den Ozeanen gespeichert. Den größten Einfluss auf das Klima hat Ruß aufgrund seiner dunklen Farbe: Vor allem in der Arktis lagert sich Ruß auf Schnee- und Eisflächen ab, verändert deren Strahlungsverhalten und verursacht damit eine frühere und intensivere Schneeschmelze.

Zackenmütze und Hornzahnmoos im Einsatz


Pflanzen können durch Absorption oder Impaktion (Ablagerung auf der Pflanzenoberfläche) Ruß in der Luft reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In den "CityTrees" werden überwiegend Laubmoose verwendet. Beispielsweise die graue Zackenmütze und das purpurstielige Hornzahnmoos haben durch dicht gestellte und zahlreiche Blättchen eine deutlich größere Oberfläche als andere Pflanzen. Diese große Oberfläche benötigen Moose, da sie keine Wurzeln haben, um Wasser und Nährstoffe aufzunehmen.

Die hohe Menge an bindbaren CO2-Äquivalenten ist vor allem auf die elektrostatische Anziehung von Ruß durch die Mooskulturen zurückzuführen. Gelangt Feinstaub in Kontakt mit feuchtem Moos, wird es elektrostatisch gebunden und vom Moos verstoffwechselt, d.h. aufgenommen und in Biomasse umgewandelt. Eine eingebaute steuerbare Ventilationstechnologie ermöglicht die Verstärkung der Luftdurchströmung und erhöht somit die Filterleistung der Mooswände. Die Mooswände können außerdem in ihrer unmittelbaren Umgebung durch ihre Verdunstungsrate und mit ihrer Fähigkeit zur Feinstaubbindung zusätzliche Ökosystemdienstleistungen entfalten.

Begründung der Standorte


Als Standorte für die beiden "CityTrees" wurden Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen gewählt. Am Rudolfplatz verkehren rund 79.000 Kraftfahrzeuge pro Tag, auf der Hans-Sommer-Straße etwa 25.000. So wird an diesen Standorten einerseits sehr viel Ruß von den Moosen verstoffwechselt und andererseits werden die freistehenden vertikal begrünten Module von einer Vielzahl von Personen wahrgenommen.

Nach einem Jahr soll die Mooswand vom Mittelstreifen der Hans-Sommer-Straße an die Hansestraße umgesetzt werden. Im Gewerbegebiet Hansestraße ist die Luftbelastung durch den herrschenden Schwerlastverkehr enorm, dort fahren etwa 15.800 Kraftfahrzeuge pro Tag.

Wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens


Um die Kohlenstoffdioxidaufnahme und -bindungsleistung der Mooswände an den vorgesehenen Standorten konkret ermitteln zu können, wird die TU Braunschweig – Institut für Geoökologie, Arbeitsgruppe Klimatologie und Umweltmeteorologie das Projekt begleiten. Das Filterpotential für Partikelanzahlkonzentrationen und Rußmassenkonzentrationen wird mittels Luv-/Lee-Messungen erhoben. Die Messinstrumente sind in dem "CityTree" verbaut und die Rohdaten werden der TU Braunschweig zur Auswertung zur Verfügung gestellt.

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