Fridays for Future stellen "Die-In" mit Dominoeffekt dar

Mit dieser besonderen Aktion wollen die Umweltaktivisten auf die sogenannten Kipppunkte oder "tipping points" aufmerksam machen, die eine Klimakatastrophe sehr wahrscheinlich machen.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Ein internationales Bündnis von Fridays for Future in über 18 Ländern, darunter Brasilien, Italien, Belgien, Peru, Venezuela, Deutschland und Österreich, veranstaltet vom 28. bis 30. August eine Protestkampagne zur Rettung des Amazonas. Geplant sind Street-Art-Aktionen, Demonstrationen und ein digitaler Streik für die SOS Amazonas Spendenkampagne (sosamazonia.fund), um auf die dramatische Situation im Amazonas-Regenwald aufmerksam zu machen. Wie die Fridays for Future-Ortsgruppe Braunschweig in einer Pressemitteilung berichtet, beteiligen sich auch die Braunschweiger Aktivisten mit einer Aktion zu Kipp-Punkten der Klimakrise daran. Am 28. August wird um 14 Uhr eine kreative Protestaktion auf dem Schlossplatz stattfinden. Dabei symbolisieren Dominosteine die verschiedenen Kipp-Punkte, bis am Schluss ein sogenannter „Die-In“ ausgelöst wird, der von verschiedenen Redebeiträgen begleitet wird. Es soll verdeutlicht werden, dass die Klimakrise eine reale, potenziell tödliche Bedrohung ist.


Nele Evers, 15, Schülerin: „Ein Erreichen der Kipp-Punkte der Klimakrise hätte fatale Auswirkungen. Dessen sind sich viele Menschen allerdings nicht bewusst, weit verbreitet ist nämlich die Annahme, dass sich das Klima ‚nur so‘ langsam und gleichmäßig erwärmt. Kipp-Punkte allerdings können die Erwärmung ungemein beeinflussen, bis zu dem Moment, dass wir keine Chance mehr haben, irgendetwas zu retten. Deshalb wollen wir darauf aufmerksam machen. Denn noch haben wir etwas Zeit, die wir aber nutzen müssen.“

Gefahr durch Abholzung so groß wie nie


Während die ganze Welt mit der Covid-19-Pandemie beschäftigt ist, ist die Abholzung des Regenwaldes so hoch wie noch nie. Der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles sagte Ende April öffentlich, dass die Pandemie eine Gelegenheit sei, die Umweltauflagen zurückzufahren. Dem staatlichen Umweltministerium IBAMA wurden die Kontrolle und Berichterstattung untersagt. Indigenen Völkern wird Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Grundversorgung seitens der brasilianischen Regierung unter Bolsonaro verwehrt. Er veranlasst derzeit ein Gesetz, welches die Verfassung ändert, um Indigenen die Landrechte zu entziehen und die Rodung des Amazonas zu legalisieren. Gleichzeitig steht in Europa nach wie vor die Ratifizierung des Mercosur-Handelsabkommens an. Wissenschaftler befürchten bei einer Ratifizierung eine erhöhte Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes.

Bereits über 10.000 Waldbrände registriert


Bereits im August dieses Jahres wurden über 10.000 Waldbrände registriert, von einer Größe von über 100.000 Fußballfeldern, was etwa einem Drittel der Größe des Saarlandes entspricht. Das sind 51 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Es gelangen Gigatonnen des klimaschädlichen Gases CO2 in die Atmosphäre und das Ökosystem droht sich in eine Savanne zu verwandeln. Der Weltklimarat berichtet, dass das Erreichen der Kipppunkte im Klimasystem das Abschmelzen von Gletschern und den Anstieg des Meeresspiegels weiter vorantreibt.

Kipp-Punkte, auch Kippelemente oder tipping points, markieren im globalen Klimasystem Bestandteile, die mit dem Erreichen ihre Funktion verändern und so die Klimakrise weiter vorantreiben können. Wird ein solcher Punkt erreicht, kann er auch weitere Kipp-Punkte auslösen und eine dominoartige Kettenreaktion hervorrufen.

Kipppunkte


Beispiele für solche Elemente sind das Eisschild Grönlands (stark gefährdet, Kipp-Punkt beinahe erreicht), die Permafrostböden, der Jetstream und die Regenwaldgebiete im Amazonas. Gefährdet sind sie auf unterschiedliche Weisen, so sorgt abschmelzendes Eis für ein Ansteigen des Meeresspiegels, der Jetstream kommt bei einer Erwärmung der Atmosphäre möglicherweise zum Erliegen und kann so für verschiedene anhaltende Extremwetter wie Kälte- und Hitzewellen, Überflutungen und Dürren verantwortlich werden. Die Regenwaldgebiete sind ein besonders biodiverses Gebiet, kompensieren große Mengen CO2 und sorgen auch dafür, dass umliegende Gebiete nicht austrocknen.
Weitere Informationen zur SOS Amazonas-Kampagne finden Sie auf der Website. Alle Aktionen werden Corona konform stattfinden.


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