Weltfrauentag: Wer bin ich als Frau?

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Die Stadt Braunschweig würdigte den Internationalen Frauentag auch in diesem Jahr durch den traditionellen Empfang in der Dornse des Altstadtrathauses. Das Grußwort der Stadt überbrachte Bürgermeisterin Annegret Ihbe, die Festrede hielt Inge Lübbers, Mitglied des 8. März-Bündnisses und Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle.



Der diesjährige Weltfrauentag steht in Braunschweig unter dem Motto "Geboren von einer Frau". In ihrer Festrede sprach Inge Lübbers über Frauen, Hexen, Hebammen und Mütter – sie reflektierte die Rollen der Fraue im Laufe der Jahrhunderte und warf eine Frage in den Raum: "Wer bin ich als Frau?". In welcher Rolle sehen sich Frauen selbst, in welche sieht sie die Umwelt? Lübbers versuchte eine Brücke zwischen den Frauen zu schlagen, die sich als primär als Mutter betrachten, und den Frauen, die von dieser Rollenbeschreibung fern bleiben wollen. "Eine Gesellschaft, die sich erhalten und erneuern will, die zukunftsfähig sein will, braucht Nachwuchs. Wie diese Gesellschaft wiederum umgeht mit denen, die für diesen Nachwuchs sorgen, mit den Müttern und den Hebammen, zeigt, wie viel Wertschätzung sie sich selbst gegenüber hat. Auch innerhalb der Frauenbewegung gab es öfter Brüche und Verwerfungen zwischen den 'Radikalfeministinnen', die die Freiheit nur außerhalb der 'Gebärfalle' wahrnehmen konnten, und den 'Müttern', die allein im Eintauchen in den ewigen Kreislauf des Lebens die wahre Erfüllung des Schöpfungspotentials von Frauen sahen. Und von außen wurden Frauen auch je nach Arbeitskräftebedarf und Ideologie mal mit 'Mutterkreuzen' dekoriert oder mit Geld und Karriereversprechen dazu gebracht, ihre Eier auf Eis zu legen, Stichwort: social freezing", so Lübbers.

Meine Familie, mein Beruf – und ich?


Nicht jede Frau möchte Kinder. Die Frauen, die sich mit ihrem Partner für Nachwuchs entscheiden, haben es zunehmend schwerer. Sie wollen oftmals die bestmögliche Mutter sein, ihre erarbeiteten beruflichen Qualifikationen nutzen und nebenbei Freundschaften und die Beziehung pflegen – ein 25-Hours-Job. "Ich sehe bei mir in der Beratungsstelle oft Frauen, die völlig erschöpft sind", erzählte Inge Lübbers. Die zunehmende Zahl von Frauen mit Wochenbettdepressionen seien vermutlich eine Spiegel der hohen Anforderungen. Karrrierefrau, Mutter, Freundin, Tochter und Partnerin – und das in einer Welt, in der Leistungsansprüche stetig steigen, in der Perfektion weniger erwünscht, als gefordert wird. In den vergangenen vierzig Jahren haben weltweit Frauen für die Gleichberechtigung der Geschlechter gekämpft. Vieles konnte, zumindest in Europa, etabliert werden, einiges ist noch zu leisten. Auf der Suche nach dem Brückenschlag zwischen Frauen, die sich zuhause der Rolle der Mutter und Ehefrau widmen, und denen, die vehement gegen diese Auferlegung sind, findet sich eventuell ein mittleres Rollenbild – die Frau ohne Rollenzugehörigkeit. Mutter oder nicht, Karrierefrau oder nicht. Nur eines sollte sie sein – frei in ihrer Entscheidung, frei die Doktrin der Perfektion ablegen zu können.


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