Tot und keiner nimmt Abschied

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Tot und keiner nimmt Abschied. Das kommt häufig vor. Menschen sterben und keine Angehörigen, Freunde oder Bekannte sind da, die sich für eine Trauerfeier an gemeinsame Zeiten erinnern und dabei schmunzeln und trauern. In diesem Jahr sind 128 Menschen verstorben, die weder eine Trauerfeier erhalten noch einen trauernden Freund am Grab stehen hatten. Einmal im Jahr finden sich Pröbstin Uta Hirschler und Probst Reinhard Heine zusammen, um den unbedacht in unserer Stadt Verstorbenen zu gedenken. Wer möchte, darf am Sonntag, 8. November, mittrauern und den Menschen die letzte Ehre erweisen.

Für Menschen mit Familie und Freundeskreis ist schier unvorstellbar, dass ein Menschen stirbt und sich niemand von ihm verabschieden will. Um diesen Menschen dennoch eine würdige Trauerfeier zu bereiten, nehmen kirchliche Vertreter einmal im Jahr Abschied von den Verstorbenen. Die Pröbstin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Braunschweig Uta Hirschler erklärt, warum diese Abschiede so wichtig sind: "Üblicherweise findet eine Trauerfeier statt, wenn jemand stirbt. Im Falle einiger Menschen, ist dies nicht so. Es findet sich niemand, der die Beisetzung organisiert. Niemand, der am Grab steht und trauert. Niemand, der eine Trauerfeier zum Abschied vornimmt." Im Falle der am kommenden Sonntag zu Betrauernden, stand nicht nur niemand am Grab, es fand sich auch niemand, der die Kosten der Beisetzung übernehmen wollte. In solchen Fällen übernimmt die Beisetzung des Verstorbenen die Stadt. "Die Menschen werden dann in einem Grab beigesetzt, das von Gärtnern gepflegt wird. Wir sagen immer, es darf keine 2.-Klasse-Beerdigung sein, daher wird auch immer ein Pfarrer beauftragt", so Hirschler.


Jeder Mensch sei die Mühe wert, dass man sich zusammensetze und trauere, sagt die Pröbstin. Daher sind die Trauerfeiern auch öffentlich. "Vielleicht kommt ja doch noch der eine oder andere Bekannte." Am kommenden Sonntag, 8. November, wird der unbedacht Verstorbenen in einem Gottesdienst gedacht. Beginn ist um 18 Uhr in der St.-Petri-Kirche, Lange Straße.


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