Gefährdeter Störenfried: Warum man sich über Quaken im Teich freuen sollte

Von den 21 in Deutschland heimischen Amphibien stehen bereits 13 Arten auf der Roten Liste. Der NABU appelliert, Fröschen und Co. im eigenen Garten eine Chance zu geben.

Ein Teichfrosch an Land unterwegs.
Ein Teichfrosch an Land unterwegs. | Foto: NABU / Matthias Freter

Niedersachsen. Biodiversitätskrise, Insektensterben, Artenschwund, solche Begriffe sind weithin bekannt. Seit vielen Jahren nehmen Pflanzen- und Tierbestände rapide ab und einige Arten verschwinden gänzlich. Die Gruppe der Amphibien, zu denen auch Frösche und Kröten, Molche und Salamander zählen, ist besonders stark betroffen. Das berichtet der NABU Niedersachsen in einer Pressemitteilung.



Umso unerklärlicher sei es für den NABU, dass in verschiedenen Medien – darunter am 10. Mai beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und dazugehöriger Zeitungen unter dem Titel „Laute Frösche im Teich: Wie wird man sie los?“ – erklärt wird, wie man diese „Lärmbelästigung“ und damit die gefährdeten Tiere los wird beziehungsweise auf Abstand hält.

Dramatischer Amphibienschwund


Neben langen trockenen Sommern, Nahrungsknappheit (Insektensterben), Vergiftung durch Schadstoffe wie Pestizide und Düngemittel, welche über die empfindliche Haut der Amphibien aufgenommen werden können, sowie durch Fischbesatz in Laichgewässern, führten vor allem die Zerschneidung und der Verlust von Lebensräumen zu drastischen Populationsrückgängen. Aktuelle Schätzungen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) zeigten, dass über 40 Prozent der bekannten Amphibienarten vom Aussterben bedroht sind, darunter auch unsere heimischen Arten.

Von den 21 in Deutschland heimischen Amphibien würden bereits 13 Arten auf der Roten Liste geführt (Vorwarnliste und alle Gefährdungsgrade). Doch was lässt sich dagegen tun? Forscher, Biologen und Ehrenamtliche engagierten sich zum Schutz der heimischen Hüpfer. Von gezielter Aufzucht und Aussiedelung bis hin zur Pflege bestehender Laichgewässer und der Schaffung neuer Lebensräume seienviele Projekte auch seitens des NABU umgesetzt worden und noch immer aktiv.

Dies stoße nicht immer auf Verständnis. Zur kalten Jahreszeit meist gut versteckt, zeigten sich einige Arten wie der Laubfrosch und die meist üblichen Vertreter an den Gartenteichen – darunter der Kleine Wasser-, See- und Teichfrosch – zur Paarungszeit im Frühjahr und Sommer von der lauten Seite. Mit ihrem Gequake machen die rufenden Männchen nicht nur potenzielle Partnerinnen auf sich aufmerksam, sondern ziehen auch den Ärger einiger Gartenteichbesitzer auf sich. "Dass deswegen die Frösche komplett aus den Gärten verbannt werden sollten, wäre allerdings völlig überzogen", so der NABU. Angesichts der verheerenden Populationseinbrüche solle der Mensch sich nicht anmaßen, die Amphibien aus ihren letzten Rückzugsorten zu vergrämen.

Paarungszeit nur von kurzer Dauer


Die an Gartenteichen üblichen Frösche nutzten eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne für die Partnersuche und Fortpflanzung, die sich meist auf etwa ein bis zwei Monaten belaufe. Diese zwei Monate Ruffreudigkeit stünden in keinem Verhältnis dazu, die Tiere deshalb ihres Lebensraumes berauben zu wollen. Vor allem wegen der zunehmenden Artenkrise liege es in der Verantwortung aller, dem Artenrückgang entgegenzuwirken und den noch verbleibenden Kröten, Fröschen, Molchen und Salamandern einen Zufluchtsort in dieser sich ständig verändernden Welt zu bieten.

Umsiedlung keine gute Idee


Eine Umsiedlung der Frösche erscheint zunächst als die einfachste Lösung. Zumindest für die durch das Quaken geplagten Anwohner. Die Frösche werden in ein weit entferntes Gewässer umgesiedelt, fern von Wohngebieten, ein angebliches Paradies für Amphibien. Und die „Lärmbelästigung“ wäre Vergangenheit. Doch so verlockend dies auch klingen mag, eine Umsiedlung sei alles andere als der Goldstandard, so der NABU. Oft seien die Gewässer bereits dicht besiedelt und die ortsansässige Population sowie andere Tier- und Pflanzenarten in ihrem Lebensraum perfekt aufeinander abgestimmt. Durch Umsiedlungsaktionen könne diese Gemeinschaft in ein Ungleichgewicht gebracht, Krankheiten eingeschleppt und im schlimmsten Fall die bestehende Population geschwächt oder komplett ausgelöscht werden. Umsiedlungsmaßnahmen sollten daher nur im äußersten Notfall und ausschließlich unter fachkundiger Begleitung erfolgen.

Stattdessen sollte der Schutz der Amphibien und ihres Lebensraumes an erster Stelle stehen. Jeder Gartenteich, jedes Gewässer, das den Lurchen ein Zuhause bietet, sei ein wichtiger Schritt in Richtung Natur- und Artenschutz.

Frosch kann nützlich sein


Ganz nebenbei könnten die Frösche im eigenen Gartenteich viele Vorteile mit sich bringen. Wer sich mit der Natur verbunden fühlen möchte, dem böten die kleinen Hüpfer viele interessante Beobachtungen. Und nicht nur das, die Frösche ernährten sich unter anderem von Mücken oder auch Nacktschnecken. So bewahrten sie die Menschen vor blutsaugenden Insekten und das heimische Gemüsebeet vor Schneckenfraß. Zu guter Letzt empfiehlt der NABU ein Perspektivwechsel: Wo sonst komme man in lauen Sommernächten auf den Geschmack eines wahren Naturkonzerts – und das völlig umsonst im eigenen Garten?

Der NABU Niedersachsen appelliert daher an alle Gartenbesitzer, sich im eigenen Garten für den Schutz der Amphibien einzusetzen. Für alle Interessierten hält der NABU Niedersachsen ein Infopaket bereit, bestehend aus der Broschüre „Frösche, Kröten und Molche. Leben im Wasser und an Land“ sowie dem „Aktionsleitfaden Lichtteiche“, welche Tipps dazu geben, wie den Tieren geholfen werden kann. Das Infopaket kann angefordert werden gegen Einsendung eines Fünf-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort ‚Amphibienschutz‘, Alleestraße 36, 30167 Hannover.


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