Mad Dukes – bald gibt es Bier aus Wolfenbüttel

von Andreas Molau




Vorfreude. Das ist ein bisschen wie man sich als Kind vor Heiligabend fühlt. Bald wird es in Wolfenbüttel eine eigene kleine Brauerei geben: die Mad Dukes Brewery. 


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Meistens sind es drei. Die Zahl ist fast mystisch. Die drei Musketiere. Drei Mann in einem Boot. Die drei Fragezeichen. Klar, heilig ist sie in den großen Weltreligionen sowieso. Bei den drei Mad Dukes, echte Wolfenbüttler, geht es aber ziemlich weltlich zu. Durch einen guten Tipp bin ich auf die Nachwuchsbrauer aus der Lessingstadt bei Facebook gestoßen. Und nun treffen wir uns beim Treccino. Symbol für das neue Wolfenbüttel. Das nicht verschlafen hinterherhinkt, wenn es um Kreativität geht. Nicht die langweilige Provinzstadt, in der die Gehsteige hochgeklappt werden nach 20 Uhr. Die Stadt hat nicht nur, wie jetzt beim Kultursommer, ein fantastisches Kulturangebot, sondern auch immer mehr kreatives Potenzial. Marcel Hotopp, Patrice Theuring und Timo Baars sind so welche, die dafür stehen. Timo Baars ist gerade im Urlaub. Mit den anderen Jungbrauern bin ich verabredet.

Bier und Kaffee

Bevor die Kaffeespezialitäten von der Wolfenbüttler Rösterei geordert werden, packen die beiden erstmal zwei Flaschen aus. Das Etikett richtig professionell. Das Logo: Die stilisierte Bibliothek im Hintergrund und dann die drei Herzöge, die das Gesicht der Stadt ganz maßgeblich prägten: August, Julius, Heinrich. Die Zahl drei wieder. Während die kleinen Frenchpress-Kannen serviert werden und die kleine Uhr tickt, sind die beiden schnell im Thema. Zunächst einmal haben sie mit Brauen gar nichts am Hut gehabt. Die beiden sind Kollegen bei Siemens und kümmern sich in aller Welt eigentlich hauptberuflich darum, dass der öffentliche Nahverkehr gut läuft. Jedenfalls wenn die Anlagen von der deutschen Firma kommen. Bevor etwas in Betrieb genommen wird, prüfen die beiden diese auf Herz und Nieren.


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Verhängnisvolle Leidenschaft

Aber neben der Arbeit gibt es, Gott sei Dank, Interessen, Leidenschaften. Als Marcel Hotopp das erste Bierbrauset bestellt hatte, ahnten er und seine Familie sicher nicht, was daraus werden sollte. »Eigentlich lag es sogar eine ganze Zeit lang rum«, erzählt der großgewachsene, schlaksige Bartträger lebhaft. An einem Abend habe er sich des Sets dann entsonnen und legte los. Nicht wissend, wie umfangreich das Unternehmen würde. »Ich habe abends angefangen und war um vier Uhr fertig«, lacht er. Das Ergebnis sei gar nicht so schlecht gewesen, wenngleich es nicht den eigentlichen Biergeschmack getroffen habe. Die beiden bekennen, dass sie als Wolfenbüttler natürlich mit Wolters »aufgewachsen« seien und freuen sich, dass die Brauerei es geschafft hat, wieder in und für die Region selbstständig zu sein. Aber so ein Wolfenbüttler Bier, das wäre schon was.

Begeisterte Bieridee und gute Freunde

Nach dem ersten Probesud war die Leidenschaft entfacht. Marcel Hotopp sprach seine Freunde an. Und die waren von der Schnapsidee – oder besser Bieridee – begeistert. Zusammen eine kleine Brauerei zu schmieden. Mit Wolfenbüttler Bier und der Möglichkeit in naher Zukunft, das in einer Kneipe oder bei guten Händlern anzubieten. Dass das nicht nur Träume sind, merkt man sehr schnell beim Gespräch. Beide sind von Berufswegen nicht nur ehrgeizig, sondern auch daran gewöhnt, komplexe Probleme zu lösen. Deshalb sei ihr Ziel: ein wirklich gutes Bier zu brauen. Und daran feilen sie seit einem halben Jahr. »Wir sind jetzt dabei möglichst viele Biere zu kreieren, damit wir am Ende unsere Linie, unser Produkt finden«, erläuter Patrice Theuring. Dabei ist ihnen Transparenz wichtig und die Meinung von Mitstreitern. Die beiden Probebiere sind jedenfalls schon mal richtig gut. Das eine mit einer fruchtigen Note im Bouquet und einer angenehmen Herbe im Geschmack. Beim anderen ist das Bouquet weniger fruchtig, aber der Geschmack. Beide könnte man für die nächste Party sofort bedenkenlos ordern.


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Die Umsetzung

Aber gerade weil die Drei sehr planvoll vorgehen, wird bis dahin noch etwas Wasser die Oker entlang fließen. Um eine Produktpalette zu schaffen, möchten sie mit Bierfreunden bald Verkostungen anbieten. Bei Facebook sind die Mad Dukes schon unterwegs und die Internetseite ist jetzt an den Start gegangen. Um sich am Ende wirklich auch professionelles Equipment zum Brauen anschaffen zu können, werden sie Crowdfunding betreiben. Eine gute Idee. Denn so ein Projekt kann nur durch die Unterstützung von Liebhabern gelingen. So wie alle kreativen Start-ups in Wolfenbüttel, die der sonst als museal geltenden Stadt ein gehöriges Facelifting verpassen. Die drei Brauer aus Leidenschaft haben jedenfalls das nötige Potenzial, um an dieser Entwicklung erfolgreich mitzugestalten. Hier geht es zur neuen Internetseite der Mad Dukes. und hier zum Facebookauftritt.


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