DRK baut neue Zentrale - Wird sie überhaupt benötigt?

Vor fünf Jahren entschied man sich für den Neubau in der Mascheroder Straße, um die Kräfte zu bündeln. Doch jetzt gibt es offenbar andere Überlegungen.

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Das DRK-Zentrum in der Mascheroder Straße soll in diesem Jahr fertig werden.
Das DRK-Zentrum in der Mascheroder Straße soll in diesem Jahr fertig werden. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Vor fünf Jahren beschloss der DRK Kreisverband Wolfenbüttel in der Mascheroder Straße eine neue Zentrale zu bauen, um den Platzbedarf zu sichern und auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Inzwischen ist der Bau weit vorangeschritten, doch offenbar ist unklar, ob man das Gebäude überhaupt noch benötigt. Es gibt Gespräche zwischen dem Landkreis Wolfenbüttel und dem DRK bezüglich einer Übernahme.



Der Landkreis bestätigt auf Anfrage, dass es Überlegungen gebe, den Neubau zu kaufen oder Teile davon anzumieten. "Zum aktuellen Zeitpunkt werden Gespräche zwischen Landkreisverwaltung und DRK Wolfenbüttel geführt und mehrere Varianten diskutiert. Noch gibt es aber keine abschließende Meinungsbildung", teilt Landkreissprecher Andree Wilhelm mit. Über Art und Kosten einer möglichen Nutzung, müssten gegebenenfalls im Kreistag die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden.

Schlussreinigung im September


Doch wann ist überhaupt mit einer Fertigstellung des Gebäudes zu rechnen? "Wir gehen aktuell von einer Schlussreinigung im September 2024 aus", teilt Björn Försterling, Vorsitzender des Präsidiums des DRK Wolfenbüttel, auf Anfrage mit. Die bisherigen Verzögerungen seien im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass es zum Teil schwierig gewesen sei, einzelne Gewerke zu vergeben und man zum anderen die Wirtschaftlichkeit der Angebote intensiv überprüft und auch nachverhandelt habe.

Zwar bestätigt man die Gespräche mit dem Landkreis, doch eine Entscheidung bedeute das noch nicht. "Sollte es bei einer Nutzung durch den DRK-Kreisverband Wolfenbüttel e.V. bleiben, werden wir dort die zentralen Abteilungen (beispielsweise kaufmännische Verwaltung, existenzsichernde Hilfen, Teile der Abteilung Nationale Hilfen, und andere) des Kreisverbands unterbringen", so Försterling. Ferner würde der Fachbereich der Schulassistenz in den Neubau ziehen. Zudem sollen dort die Erste-Hilfe-Kurse stattfinden und der Bereich dadurch gestärkt werden. Der Bereich des großen Saals biete sich neben Vortragsveranstaltungen dafür an, die Kundennachfragen des Solferinos für Events zu bedienen.


Finanzielle Konsequenzen drohen


Klar ist, würde man den Neubau nicht selbst nutzen, hätte das finanzielle Konsequenzen. "Für den Neubau gab es bisher eine Förderung der Aktion Mensch in Höhe von 300.000 Euro. Diese müsste zurückgezahlt werden, sofern das Gebäude nicht wie vorgesehen genutzt wird", erklärt der Vorsitzende. Eine KfW-Förderung aufgrund der Energieeffizienz des Gebäudes stehe in Aussicht, aber Gelder seien hier noch nicht geflossen.

Wie kam es denn dann überhaupt zu den neuen Überlegungen? Zur Motivation, das Zentrum zu bauen, wurden seinerzeit Platzprobleme und der Vorteil, alle Kräfte unter einem Dach zu bündeln, genannt. Was hat sich an dieser Situation seitdem verändert? "In der Corona-Zeit haben wir viele unserer Prozesse digitalisiert, insbesondere in den zentralen Abteilungen des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel hat sich Homeoffice mehr als etabliert, so dass der Raumbedarf nach stetig vorhandenen Büroarbeitsplätzen deutlich gesunken ist", nennt Björn Försterling den ersten Grund. Hierauf wolle man in Zukunft auch nicht mehr verzichten, im Wettbewerb um Fachkräfte sei es ein deutlicher Vorteil.

Zukunftsfabrik und DRK-Pflege eingestellt


Zudem habe man seit 2019 unter anderem die DRK-Zukunftsfabrik und die DRK-Pflege und Betreuung eingestellt. "Die DRK-Pflege und Betreuung war im ursprünglichen Raumkonzept mit 282 Quadratmetern vorgesehen, die Zukunftsfabrik war mit 412 Quadratmetern vorgesehen", nennt der Vorsitzende einen weiteren Grund für den gesunkenen Platzbedarf. Zudem seien rund 80 Quadratmeter für die Tafelsortierung und Verwaltung vorgesehen gewesen, was auch dem heutigen Stand der Notwendigkeiten nicht mehr entspreche. "Das sind in Summe 774 Quadratmeter, die im Vergleich zur ursprünglichen Planung entfallen sind in den letzten Jahren. Eine Überprüfung und Aktualisierung des Raumbedarfs hat es aber erst nach personellen Veränderungen im Kreisverband gegeben", betont Försterling.


Doch was ist mit dem Blick in die Zukunft. In einer DRK-Pressemeldung von 2019 hatte es geheißen, dass das neue Zentrum den erwarteten Wachstum der nächsten 15 Jahre ermöglichen solle. Auch hier nennt Försterling die Folgen der oben beschriebenen Veränderungen durch die Corona-Pandemie und die Aufgabe der zwei Tochtergesellschaften (DRK-Pflege und Betreuung Wolfenbüttel gGmbH und DRK-Zukunftsfabrik gGmbH). Hinzu komme, dass durch die Einstellung der Zukunftsfabrik und der damit verbundenen Lohnfertigung große Hallenbereiche des Gebäudes Am Exer 17 (rechter Gebäudeteil des Solferinos) anderweitig genutzt werden könnten.

"Hier gab es 2019 auch bereits Pläne ein Social-Coworking-Space zu schaffen. Die Nachfrage nach Coworking Spaces hat sich aber im Zuge von Corona auch erheblich verändert. Diese Pläne könnten aber aufgegriffen werden, um die aktuelle Bürosituation der Mitarbeitenden zu verbessern und auch künftig kleineres Wachstum realisieren zu können", stellt der Vorsitzende in Aussicht.

Neue strategische Ausrichtung


Mit den personellen Veränderungen habe sich auch die strategische Ausrichtung zum Teil verändert. Nach wie vor sei es zielführend, die zentralen Bereiche zu bündeln, aber künftige neue Angebote wolle man als Kreisverband auch eher in der Fläche etablieren. "Unser Blick richtet sich daher künftig wieder stärker in die Fläche des Landkreises", kündigt Björn Försterling an.

Und was plant der Landkreis, falls es zu einer wie auch immer gearteten Übernahme kommt? "Der Landkreis benötigt in verschiedenen Bereichen zusätzliche Büroflächen. Dies ist vor allem dem stetigen Zuwachs an Aufgaben geschuldet", erläutert Andree Wilhelm. Auch Sanierungsmaßnahmen, die nicht im laufenden Betrieb möglich seien, erforderten weitere Büroflächen. Alles weitere sei derzeit noch Stand der Gespräche beziehungsweise Überlegungen innerhalb der Landkreisverwaltung.

Nicht der erste Kauf


Um den Platzbedarf zu decken, hatte der Landkreis bereits 2023 Büroflächen in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße vom DRK erworben. Dabei habe es sich nicht um ein komplettes Gebäude gehandelt, es wurde lediglich das Erdgeschoss des Gebäudes gekauft, so Wilhelm.


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