Hintergrund: Erdöl & Erdgas in Libyen


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[image=5e1764b2785549ede64cca06]Libyen ist für Deutschland ein wichtiger Lieferant für Erdöl und Erdgas. Schon seit den 1950er Jahren engagieren sich deutsche Firmen in dem nordafrikanischen Land aktiv in der Auffindung und Produktion von Erdöl und Erdgas. Noch Anfang des Jahres unterhielten die Unternehmen Wintershall AG und RWE Dea AG verschiedene Projekte, die aufgrund der derzeitigen Situation unterbrochen sind. Vor diesem Hintergrund gibt die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Informationen zu Vorräten und Potenzialen von Erdöl und Erdgas sowie den Energierohstofflieferungen nach Deutschland.

Die Erdöl- und Erdgasförderung bildet das Rückgrat der libyschen Wirtschaft. Sie stand in den vergangenen Jahren für etwa 97 % der Gesamtexporte und generierte rund 92 % der staatlichen Einnahmen.

Erdöl

Libyen verfügt mit rund 6 Mrd. t (Ende 2009) über die größten Erdölreserven Afrikas und steht damit weltweit an 7. Stelle. Etwa 80 % der Erdölreserven wurden bisher im Sirte Becken nachgewiesen. Insgesamt gilt Libyen aber keineswegs als ausexploriert. Sanktionen und strenge Vertragsbedingungen für Ölfirmen haben die Explorations- und Fördertätigkeiten in der Vergangenheit stark eingeschränkt.
Libyen war 2009 mit rund 77 Mio. t hinter Nigeria, Angola und Algerien der viertgrößte Erdölproduzent Afrikas. Seit Aufhebung der Wirtschaftssanktionen 2004 sind die Fördermengen insgesamt angestiegen, sie liegen aber noch weit unter den Werten der frühen 1970er Jahre mit rund 150 Mio. t pro Jahr. 2009 wurden etwa 59 Mio. t Rohöl exportiert. Die Exporte erfolgten vorwiegend in den europäischen Raum, seit 2005 auch wieder in die USA. Deutschland hat 2009 gut 7 Mio. t Rohöl aus Libyen bezogen, also fast 8 % seiner gesamten Importe. Damit ist Libyen der fünftwichtigste Rohöllieferant Deutschlands hinter Russland, Großbritannien, Norwegen und Kasachstan.
Die fünf staatlich geführten Erdölraffinerien des Landes haben eine Kapazität von annähernd 19 Mio. t pro Jahr. Die Exportterminals für Rohöl und Erdölprodukte liegen an der Mittelmeerküste bei Tripolis im Nordwesten, in Ras Lanuf im Zentrum des Landes und in Marsa El Hariga im Nordosten. Der technische Zustand der Raffinerien und Terminals gilt insgesamt als veraltet.

Erdgas

Die nachgewiesenen Erdgasreserven Libyens lagen Ende 2009 bei 1540 Mrd. m³, die Ressourcen bei 600 Mrd. m³. Damit verfügt Libyen hinter Nigeria, Algerien und Ägypten über die viertgrößten Reserven Afrikas. Libyens Erdgasförderung betrug 2009 rund 15 Mrd. m³ und lag damit in der gleichen Größenordnung wie die Deutschlands im selben Jahr. 10 Mrd. m³ Erdgas wurden exportiert. Seit Aufhebung der UN-Sanktionen konnte Libyen seine Erdgasförderung stark steigern, 2004 lag die Förderung nur bei 7 Mrd. m³.
Der größte Teil des libyschen Erdgases wird seit 2004 über die Green Stream Pipeline von Melitah im äußersten Nordwesten des Landes durchs Mittelmeer nach Europa exportiert. Ein kleinerer Teil des Erdgases wird in verflüssigter Form (LNG) transportiert. Bereits 1971 exportierte Libyen als zweites Land weltweit nach Algerien Erdgas als LNG. Die Anlage bei Marsa El Brega entspricht nicht zuletzt auf Grund des früheren Embargos nicht mehr den heutigen Erfordernissen, die Verarbeitungskapazität liegt mittlerweile bei höchstens 20 % der nominellen Kapazität von 3,5 Mrd. m³.


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