SPD-Sommertour: Mette Vogel landete nicht auf dem Scheiterhaufen


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[image=5e1764af785549ede64cc985]Über einen Rekordbesuch freute sich der SPD-Stadtverband Wolfenbüttel beim jüngsten Termin seiner Sommertour. Gut 40 Gäste begleiteten die Sozialdemokraten beim geführten Rundgang durch das niedersächsische Staatsarchiv am Forstweg in Wolfenbüttel.

Dessen Leiter, Dr. Brage Bei der Wieden, hatte sich launig vorbereitet und führte die Gruppe ein in die Zeit mittelalterlicher Hexenverfolgungen – anhand von historischen Akten, die im Archiv die Jahrhunderte überdauert haben. So schilderte er anschaulich den Fall der Mette Vogel, die 1664 der Hexerei angeklagt war. „Das war die zweite große Welle der Verfolgungen“, berichtete er.

Vogels Fall war deshalb eine erfreuliche Ausnahme, weil sie eben nicht auf dem Scheiterhaufen endete. Vielmehr gestand sie weder in der so genannten Wasserprobe noch unter härteren Foltermaßnahmen irgendeine Schuld ein und kam schließlich auf freien Fuß. Bei der Wieden belegte dies mit Eintragungen des Scharfrichters in sein Folterbuch. Die Papiere gingen von Hand zu Hand, und die Besucher konnten leicht nachvollziehen, dass die entsprechenden Akten innerhalb der vergangenen 350 Jahre ganze vier Mal ausgeliehen wurden.

Der Hausherr erzählte auch von den Auslagerungen der Archivalien während des zweiten Weltkriegs. „Das ging zum Glück ohne große Schäden ab, weil dafür die Salzbergwerke der Region genutzt wurden.“ Gleichwohl sei einiges auf ungeklärten Wegen abhanden gekommen. „Noch heute stoßen wir bisweilen im Internet auf verschwundene Archivalien.“

Die beliebteste Abteilung im Archiv ist offenbar die Sammlung historischer Kirchenbücher, wie Bei der Wieden beim Rundgang erklärte. „Viele Menschen kommen hierher, um anhand der Eintragungen ihren Familienstammbaum aufzustellen.“ Am Beispiel der Notizen im Buch der Wolfenbütteler Beatae Mariae Virginis (BMV) ließ er die Ereignisse vom Dezember 1777 aufleben. Die Papiere der Hauptkirche vermerken da zunächst die Nottaufe des gerade geborenen Traugott Lessing, der wenig später starb („des Hofrats Lessings Söhnlein kurz nach der Taufe gestorben“). Wenig später starb auch die Mutter, Eva König, die Ehefrau von Gotthold Ephraim Lessing. „Das waren schwere Jahre für den Schriftsteller“, sagte der Leiter des Staatsarchivs.

„Unsere Einrichtung ist schon luxuriös“, urteilte Bei der Wieden über die Möglichkeit, die Kirchenbücher aus dem ganzen Land in Wolfenbüttel einzusehen. Für 10 Euro pro Tag bekomme der Besucher Service, Beratung und Einsicht in die Unterlagen. „Künftig arbeiten wir an einer Online-Datenbank.“ Die Besuchergruppe der SPD zeigte sich sehr beeindruckt vom Angebot am Forstweg. „Das ist wirklich eine Perle, die wir in unserer Stadt haben“, betonte Falk Hensel, der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes.

Das Bild zeigt Dr. Brage Bei der Wieden, der Leiter des Staatsarchivs in Wolfenbüttel vor der SPD-Sommertourgruppe. Foto: SPD


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