Berlin. Die Energiewende in Deutschland kann nur gelingen, wenn die Zahl der Fachkräfte in der Branche deutlich steigt. Allein für den Ausbau der Solar- und Windenergie fehlen heute rund 216.000 Fachkräfte in rund 190 Berufen.
Dies hat eine Studie des "Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung" (KOFA) am "Institut der deutschen Wirtschaft" (IW) ergeben, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Der größte Mangel an Experten herrscht demnach in der Bauelektrik, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie in der Informatik. Gefragt sind laut KOFA-Studie vor allem knapp 17.000 Elektrik-Fachkräfte. Sie seien das "Nadelöhr der Energiewende", hieß es. Zudem fehlen 14.000 Experten in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) sowie 13.600 Informatiker. Frauen sind in diesen Bereichen kaum präsent, ihr Anteil in den relevanten Kernberufen liegt bei unter 10 Prozent. Auch beim Nachwuchs sieht es bescheiden aus, obwohl die Zukunftschancen in dem Bereich sehr aussichtsreich sind. 14.760 Ausbildungsplätze in den relevanten Berufen der Solar- und Windenergie waren 2021 nicht besetzt. "Um die Energiewende nicht zu gefährden, muss die Fachkräftesicherung für alle Beteiligten von höchster Priorität sein", empfiehlt Studienautorin Anika Jansen. "Mittelfristig müssen wir es schaffen noch mehr junge Menschen für die benötigten Berufe zu gewinnen. Neben gezielten Imagekampagnen sollte bereits frühzeitig das Interesse für Technik gefördert werden." Auch im Handwerk verschärft sich der Fachkräftemangel durch die zusätzlichen Aufgaben für den Klimaschutz deutlich. "Man muss kein Prophet sein, dass mit dem jetzigen Beschäftigtenstamm diese Transformationsaufgaben im Klimaschutz und der Energie- und Mobilitätswende nicht zu stemmen und zu erfüllen sein werden", sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). "Schon aktuell fehlen allein im Handwerk mit seinen 130 Berufen geschätzt über 250.000 Fachkräfte, Tendenz steigend. Dazu kommen rund 125.000 anstehende Betriebsübergaben allein in den kommenden fünf Jahren", so Wollseifer. Jedes Jahr blieben rund 20.000 Azubiplätze unbesetzt. Der Handwerkspräsident fordert ein Umdenken, damit mehr junge Menschen für eine Ausbildung gewonnen werden können. "Wir brauchen eine Bildungswende hin zu mehr Wertschätzung der beruflichen Bildung und eine gesetzliche Verankerung der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung", sagte der Handwerkspräsident.
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