3.600 Euro: Ärger um VW Sonderzahlung - Zu hoch, zu niedrig?

VW Mitarbeiter erhalten wieder eine Ergebnisbeteiligung - darüber diskutiert die Region. Der Betriebsrat erklärte uns, was es mit der Zahlung auf sich hat.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Wolfsburg. Mitarbeiter von Volkswagen dürfen sich jährlich über eine Sonderzahlung freuen. Dieses Mal sind es wieder über 3.600 Euro in zwei Zahlungen. Darüber diskutierte auch unsere Leserschaft. Ärger gab es über die Höhe - zu hoch, zu niedrig? Manche Leser sprachen auch von einer "Neiddebatte". Wir fragten beim Betriebsrat nach, der erklärte uns die Sonderzahlung.



Mitarbeiter, die nach dem VW-Haustarif bezahlt werden, erhalten ihre zwölf Monatsgehälter plus einen Tarifbonus. Letzterer, die sogenannte Ergebnisbeteiligung, wird statt eines 13. Monatsgehaltes gezahlt, wie man es teilweise bei anderen Arbeitgebern handhabt. Dafür gibt es allerdings kein klassisches Urlaubs- oder Weihnachtsgeld mehr.

Diese Änderung trat 2006 in Kraft, "als man die 1994 eingeführte Viertagewoche wieder auflöste und wieder zur Regelarbeitszeit einer Fünftagewoche zurückkehrte. Im Zuge der Viertagewoche hatte man in den 1990ern Zehntausende in der Krise bedrohte Arbeitsplätze retten können", erklärt Heiko Lossie, Sprecher des Konzernbetriebsrates. Die Änderung sei damals auf Initiative von Betriebsrat und IG Metall umgesetzt worden.

Die Ergebnisbeteiligung ist per Tarifvertrag geregelt. Darin steht, dass die Tarifbeschäftigten jedes Jahr Anspruch auf einen Teil der Gewinne bei der Kernmarke Volkswagen Pkw und Volkswagen Nutzfahrzeuge haben.

Gestückelte Zahlung


Die Ergebnisbeteiligung wird in zwei Schüben ausgezahlt. Ende November gibt es mit dem Entgelt eine garantierte Vorauszahlung auf den Tarifbonus. Aktuell waren das im November 1729,50 Euro. Im Mai fließt dann der Restbetrag - aber nur, wenn sich rechnerisch einer ergibt. Dieser könne allerdings in Krisenzeiten auch ausfallen - sollte das Unternehmen keine Gewinne einfahren. Einen Anspruch auf die Zahlung im Mai gibt es also nicht, nur auf den Mindestbetrag im November. Dieser soll sicherstellen, dass pünktlich zu Weihnachten und zum Jahresanfang (wenn viele jährliche Zahlungen anfallen wie Versicherungen, etc.) das Geld auf dem Konto ist.

In den vergangenen Jahren hätte es allerdings stets deutlich mehr gegeben, als diesen Mindestbetrag, erklärt Lossie. Eine entsprechende Grafik gibt darüber Aufschluss.

Die Grafik zeigt die Höhe der Sonderzahlungen im zeitlichen Verlauf. Zu sehen ist auch der Knick aufgrund der Diesel-Krise 2017.
Die Grafik zeigt die Höhe der Sonderzahlungen im zeitlichen Verlauf. Zu sehen ist auch der Knick aufgrund der Diesel-Krise 2017. Foto: VW Betriebsrat



In diesem Jahr gibt es im Mai eine Zahlung in Höhe von 1.900 Euro. Insgesamt also 3.629,50 Euro. Diese Angaben sind natürlich brutto.

Die Diesel-Krise


Mit der Diesel-Krise 2015 habe sich erstmals die Situation ergeben, dass Volkswagen Verluste statt Gewinne schrieb. Daher hätte damals die tariflich geregelte Beteiligungszusage am operativen Ergebnis keine Prämie ergeben. Denn: Wenn es keinen Gewinn gibt, kann man auch nicht beteiligt werden.

Die Arbeitnehmervetretung habe sich damals deswegen für eine Neuregelung eingesetzt. So gilt seit 2016 eine zweijährige Berechnungsgrundlage für die Ergebnisbeteiligung. So hätte man auch in den Krisen-Jahren Gelder auszahlen können. 2017 fiel der Betrag geringer aus, da hier das Verlustjahr 2015 und ein schwaches wirtschaftliches Jahr 2016 als Grundlage dienten, erklärt der Sprecher des Betriebsrates.

Verdiente Beteiligung


Die Vorsitzende des Betriebsrates, Daniela Cavallo, zu der diesjährigen Ergebnisbeteiligung: "Auch im Jahr 2022 haben unsere Teams in allen Bereichen wieder Höchstleistungen gebracht. Damit haben unsere Kolleginnen und Kollegen einmal mehr unter Beweis gestellt: Wenn es drauf ankommt, ist auf die VW-Belegschaft Verlass. Daher hatten wir gute Argumente, erneut einen Aufschlag bei der Ergebnisbeteiligung herauszuholen."

Es ist noch mehr drin


Insgesamt gibt es gleich drei Extra-Prämien im ersten Halbjahr 2023 innerhalb bei VW. Zusammen mit der Porsche-Prämie (Januar, 2.000 Euro), der Inflationsausgleichsprämie (Februar, 2.000 Euro netto) ist der Tarifbonus im Mai die dritte Extra-Zahlung im ersten Halbjahr 2023. Hinzu kommen ab Juni noch 5,2 Prozent Tariferhöhung.

Personalvorstand Gunnar Kilian: "Unsere Belegschaft ist mit ihren Fähigkeiten, ihrem Know-how und Engagement der Schlüssel zum anhaltenden Erfolg der Volkswagen AG. Auch 2022 konnten wir dank unseres gesamten Teams unsere Transformation zum Anbieter softwareorientierter und nachhaltiger Mobilität auch in Zeiten globaler Herausforderungen weiter vorantreiben. Die aufgestockte Ergebnisbeteiligung ist daher mehr als ein Zeichen des Dankes."

Hingewiesen wurde unsere Redaktion darauf, dass sich anhand der Ergebnisbeteiligung keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Gewinne von Volkswagen ableiten ließen. Diese konkreten Zahlen werden erst mit der Konzernbilanz am 14. März bekanntgegeben.


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