Niedersachsen. Das Land Niedersachsen hat ein Konzept erarbeitet, wie rund 450.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von zwölf bis 19 Jahren (im Einzelfall auch älter) zeitnah geimpft werden können, so dass das neue Schuljahr möglichst überall mit Präsenzunterricht starten kann. Die Durchführung des Konzeptes hängt jedoch von einigen Voraussetzungen ab, die Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens und Kultusminister Grant Hendrik Tonne am heutigen Dienstag in einer Pressekonferenz erläuterten.
Geimpft werden sollen die Schüler mit dem Impfstoff von BionTech/Pfizer, der bislang für Personen ab 16 Jahren zugelassen ist. Die erweiterte Zulassung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) steht noch aus, gilt aber als wahrscheinlich. Auch die zusätzliche Zur-Verfügung-Stellung von knapp einer Million Impfdosen durch den Bund sieht Daniela Behrens angesichts der für den Sommer erwarteten Impfstoff-Lieferungen als geringes Problem an. Anders sehe es mit der Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (Stiko) aus. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens habe sich in Interviews zuletzt skeptisch geäußert. Die Durchführung von Schulunterricht sei für ihn kein relevantes Argument bei der Frage der Empfehlung. Behrens erläuterte, dass die Stiko die Risiken, die für Kinder bei einer Impfung bestünden, mit denen durch eine Corona-Erkrankung abwägen müsse. Man wolle in jedem Fall die fachliche Bewertung abwarten und sich nicht von aktuellen Interviews beeinflussen lassen.
Notfalls nur Impfung der Über-16-Jährigen
Auch wenn die Empfehlung der Stiko keine politische Entscheidung, sondern nur eine medizinische Einschätzung sei, ist sie für den Schüler-Impfplan in Niedersachsen bindend. "Wir können schlecht die Eltern von 450.000 Kindern davon überzeugen, ihre Kinder impfen zu lassen, wenn dies die Experten nicht empfehlen", stellte Behrens klar. Eine Impfaktion werde es dennoch geben. Denn für die ab 16-jährigen Schüler liege die Empfehlung vor. Dies seien gut 200.000 Personen, die dann ein Impfangebot bekämen. Entscheidungen von EMA und Stiko werden für Anfang Juni erwartet.
Mit den Vorbereitungen soll zeitig begonnen werden. Die Schulen fungierten dabei als Vermittler zwischen Land und Eltern/Schüler. Einerseits werde über die Impfung und das Prozedere aufgeklärt, anderseits erwarte man eine Rückmeldung, wie groß das Interesse an einer Impfung sei. Daniele Behrens betonte, dass es sich um ein Angebot handele und keinesfalls um eine Impfpflicht. Bei Zwölf- bis 16-Jährigen entscheiden ausschließlich die Eltern, zwischen 16 und 18 müssen Eltern und Kind zustimmen, ab 18 liegt die Entscheidungsgewalt allein beim Schüler.
Start zwei Wochen vor Ferienbeginn
Los gehen soll es in den beiden Wochen vor den Sommerferien (12. bis 23. Juli) mit der Erstimpfung. Die Zweitimpfungen sollen dann in den letzten beiden Ferienwochen (23. August bis 3. September) durchgeführt werden. Da der Sechs-Wochen-Abstand strikt eingehalten werden soll und die Termine nur als feststehendes Paar vergeben werden, gibt es eine Ausweichwoche für diejenigen, die vorhaben in den letzten beiden Ferienwochen zu verreisen. Diese liegt in der ersten Ferienwoche beziehungsweise in der ersten Woche nach den Ferien.
Die Impfaktion wird von den Impfzentren durchgeführt - wie Daniela Behrens betont, aber mit zusätzlichem Impfstoff. Anders sei es nicht zu stemmen. Auf kommunaler Ebene soll dann entschieden werden, ob die Impfungen im Impfzentrum oder durch die mobilen Teams in der Schule oder anderen geeigneten Räumlichkeiten erfolgen. In Einzelfällen könnten die Eltern ihr Kind auch bei einem Arzt impfen lassen. Eltern können ihre Kinder bei der Impfung begleiten, notwendig ist allerdings nur eine schriftliche Einverständniserklärung.
Keine Maskenpflicht für Geimpfte?
Wie das Szenario nach den Sommerferien genau aussehe, könne man jetzt noch nicht sagen, erklärte Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Corona werde dann noch nicht weg sein. Aber welche Infektionslage vorliege, könne man jetzt nicht sagen. Davon hänge dann ab, ob anlasslose Tests für Nicht-Geimpfte weiter nötig seien und ob geimpfte Schüler von der Maskenpflicht befreit werden können.
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