Peine. Rund 400 Seiten stark ist der Abschlussbericht der Hochwasserpartnerschaft Fuhse-Aue-Erse. Er enthält gebündeltes Fachwissen zum Hochwasserschutz an 143 Kilometer Gewässerverlauf der drei Flussgebiete. Dieser Bericht stellt den Abschluss eines besonderen Projekts interkommunaler Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg dar und wurde dem Steuerkreis der Partnerschaft Ende November in Peine vorgestellt. Das berichtet der Wasserverband Peine in einer Pressemitteilung.
„Vielen Dank allen Beteiligten, die sich in den lokalen und fachthematischen Arbeitskreisen engagiert eingebracht haben. Sie haben diesen Erfolg möglich gemacht und damit einen entscheidenden Beitrag zum nachhaltigen Hochwasserschutz für unsere Region geleistet“, betont Maren Wegener, Sprecherin der Hochwasserpartnerschaft Fuhse-Aue-Erse. Die Bürgermeisterin aus Lengede hatte sich für den koordinierten, gemeinsamen Ansatz über Gemeindegrenzen hinweg stark gemacht und das Projekt als Sprecherin seit 2019 eng begleitet. Das Land förderte diese Initiative für den Hochwasserschutz mit 160.000 Euro, 31.000 Euro steuerte der Regionalverband Großraum Braunschweig bei.
15 Partner zusammengefunden
„Unser Wasserverband Peine hat einen flussgebietsbezogenen, grenzüberschreitenden Hochwasserschutz bereits sehr erfolgreich an Oker und Innerste konzipiert und begleitet die Flussgebietspartnerschaft Nördliches Harzvorland seit Jahren bei der Umsetzung. Wir freuen uns, dass dieses Modell nun auch als erfolgreiche Blaupause für den nachhaltigen Hochwasserschutz an Fuhse, Aue und Erse dienen konnte“, sagt Vorsteher Lutz Erwig. Der Verband selbst sei ein Beispiel für gute interkommunale Zusammenarbeit, diese werde auch im Hochwasserschutz der Region aktiv gelebt, wie die Hochwasserspartnerschaft Fuhse-Aue-Erse zeige. 15 Partner hatten sich zusammengefunden, um binnen zwei Jahren ein integriertes Schutzkonzept aufzulegen. Ob auch das Konzept der Hochwasserpartnerschaft Fuhse-Aue-Erse in interkommunaler Kooperation in die Umsetzungsphase gehen wird, beraten die Mitglieder im neuen Jahr.
93 priorisierte Maßnahmen
Kernstück des Schutzkonzepts sind 93 Hochwasserschutz-Maßnahmen. „Sie sind auf Grundlage der ausgewerteten Fachdaten, von neuen Vermessungen bis zu hydraulischen Modellrechnungen, aufgestellt worden. Ganz entscheidenden Einfluss hatte auch der intensive Austausch in den vier regionalen Arbeitskreisen, denn so konnten Ortskenntnisse und Interessen verschiedenster Nutzergruppen am Gewässer früh in den Planungsprozess mit einfließen. Ein zentraler Baustein, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln und die Akzeptanz für diese Ansätze bei allen Beteiligten herzustellen“, erläutern Wegener und Erwig. Dabei wurden der Gewässerzustand, Klimaschutz- und Naturschutzfragen sowie Themen der Klimafolgenanpassung mit berücksichtigt.
Basis für die ausgewählten Maßnahmen ist ein hundertjähriges Hochwasser-Ereignis (HQ100), zudem wurden auch die Szenarien geringer sowie extremer Ereignisse betrachtet. Das ermittelte potenzielle Schadenspotenzial, das mit diesen Maßnahmen abgewendet werden kann, beträgt rund neun Millionen Euro. Jede einzelne Maßnahme wird anhand der vier Dimensionen Effizienz, Akzeptanz, Defizite und Effektivität bewertet, diese Bewertung wird in einer Prioritätenkennzahl zusammengefasst. Das Konzept bildet dabei bewusst einen breit gefächerten Ansatz ab: Neben Rückhaltebecken, Linienschutz und Poldern sowie der Abflusssteuerung sind auch der Objektschutz, die Gewässerunterhaltung sowie die Gewässer- und Auenentwicklung mit im Blick. Auch die Starkregenvorsorge als Teil der Klimafolgenanpassung wird bereits mit betrachtet. In diesen acht Kategorien spiegelt sich der erfolgreiche, integrative Dreiklang von technischen und naturräumlichen Lösungen sowie des Vorsorgegedankens wider, der diesem Konzept zugrunde liegt.
Umsetzung Aufgabe der Kommunen
Der Abschlussbericht mit insgesamt rund 600 Karten und den 93 Maßnahme-Steckbriefen ist an die Partner übergeben worden. Den Kommunen als Träger der Hochwasserschutzaufgabe obliegt die weitere Umsetzung. Ob und wie die interkommunale Zusammenarbeit auch in der Umsetzung Vorteile sichern kann, beraten die Partner Anfang kommenden Jahres. „Der Wasserverband Peine begleitet mit der Flussgebietspartnerschaft Nördliches Harzvorland die Umsetzung eines integrierten Konzeptes in interkommunaler Zusammenarbeit, wir setzen derzeit auch Projekte um, die das Land mit Mitteln aus dem Sondervermögen Hochwasserschutz im Binnenland dort fördert. Unser Verband steht mit seiner Erfahrung auch für die interessierten Kommunen der Hochwasser-Partnerschaft Fuhse-Aue-Erse für die weitere Umsetzung des Konzepts bereit. Wie diese Zusammenarbeit aussehen kann, werden die Beratungen im neuen Jahr ergeben“, blickt Olaf Schröder, Geschäftsführer des Wasserverbands Peine, voraus.
Die 93 Maßnahmen verteilen sich so auf die regionalen Arbeitskreis-Gebiete:
Fuhse Nord: Stadt Celle: 9 / Flotwedel: 1 / Uetze: 14 / Wathlingen: 24
Fuhse Mitte: Edemissen: 3 / Ilsede: 8 / Stadt Peine: 5
Fuhse-Süd: Stadt Salzgitter: 9 / Lengede: 1 / Söhlde: 10 / Schellerten: keine
Aue-Erse: Edemissen: 2 / Vechelde: 1 / Stadt Salzgitter: 1 / Wendeburg: 2 / Uetze: 3
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