Abgehauen! Polizei berichtet über Vorgehen bei Vermisstenfällen

von Julia Seidel


Polizeihauptkommissar Thomas Wendt, Polizeihauptkommissar Joachim Krüger, Polizeihauptkommissar Thomas Figge, Alexander Dargatz und Dr. Mohammad-Zoalfikar Hasan berichteten über ihre Arbeit bei abgängigen Personen. Foto: Julia Seidel
Polizeihauptkommissar Thomas Wendt, Polizeihauptkommissar Joachim Krüger, Polizeihauptkommissar Thomas Figge, Alexander Dargatz und Dr. Mohammad-Zoalfikar Hasan berichteten über ihre Arbeit bei abgängigen Personen. Foto: Julia Seidel | Foto: Julia Seidel

Königslutter. Die Polizei Helmstedt/Wolfsburg lud am heutigen Dienstag ein, um über die Vorgehensweise bei abgängigen Personen zu berichten. Im Fokus stand dabei vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen dem AWO Psychiatriezentrum Königslutter und der Polizei.


Erst im Mai waren drei Jugendliche aus einem geschlossenen Bereich der Klinik abgehauen. Ganz zum Unverständnis der Eltern gab es zunächst keine Suchmeldung, weshalb sich die Betroffenen an die örtlichen Medien wandten. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Verwandte die Arbeit der Polizei übernehmen wollen, erklärt Polizeihauptkommissar Joachim Krüger. Oftmals fehle hier das Verständnis für die Polizeiarbeit. Denn im Hintergrund würden viele kleine Räder bereits laufen, ohne dass es für die Angehörigen zu merken sei.

Erziehungsberechtigte benachrichtigen Polizei


Generell komme es eher selten vor, dass Jugendliche aus dem Psychiatriezentrum abhauen. Hier gebe es zirka 50 Betten, wie Alexander Dargatz, zuständiger Arzt für die Kinder- und Jugendpsychiatrie berichtet. Während im letzten Jahr insgesamt lediglich drei Kinder und Jugendliche abgängig waren, wären es in diesem Quartal bereits drei gewesen.Die Zahlen würden schwanken. Im Erwachsenenbereich komme es, im Vergleich, öfter vor. Hierfür sei jedoch auch die höhere Anzahl von 500 an Betten schuld. Im Bereich einer gesicherten Unterbringung falle eine Abgängigkeit sofort auf, wie Chefarzt Dr. Mohammad-Zoalfikar Hasan berichtet. Auch in einer offenen Station bleibe dies jedoch nicht lange unbemerkt und entsprechende Maßnahmen werden von der Klinik eingeleitet.

Bei Minderjährigen werden in einem solchen Fall zunächst die Erziehungsberechtigten benachrichtigt. Sie entscheiden dann im weiteren Verlauf, ob die Polizei eingeschaltet werden soll. Auch bei Erwachsenen werde zunächst geprüft, ob und welches Gefährdungspotential besteht und zunächst versucht die Person selbst zu erreichen. Dabei spielen auch das Potenzial der Eigen- und Fremdgefährdung eine Rolle. Bestehen suizidale Neigungen? Besteht eine Gefahr für fremde Personen? Warum war der Patient überhaupt im Krankenhaus? All dies muss berücksichtigt und die nächsten Schritte geplant werden.

Suche in der Heimatregion ist meist zielführend


Sobald die Polizei involviert ist, müsse auch hier abgewogen werden, ob und welche Details an die Öffentlichkeit gelangen. So werde zunächst die Suche über die sozialen Netzwerke präferiert. Dort würden sich bereits einige Hinweise auf den Verbleib finden lassen. Eine weitere Spur seien die Angehörigen und Freunde. "Jede Person hat eine Bezugsperson, der sie sich anvertraut. Die gilt es zu finden. Dann hat man meist schon eine gute Spur", so Krüger. Die Fahndungsmaßnahmen sind somit fallabhängig. "Wer nicht von hier kommt und keinen Bezug zur Region hat, der wird sehen, dass er in seine Heimatregion zurückkommt. Da bringt es nichts, wenn wir die Medien hier vor Ort kontaktieren. Es ergibt vielmehr Sinn die Medien in der Zielregion zu informieren." Auch der Einsatz von Suchhunden und Hubschraubern muss gut überlegt sein. "Es bringt nichts, wenn der Hund eine Spur zum Bahnhof findet. Das können wir in den meisten Fällen auch so herausfinden."

Generell komme es auf die Gefahrenlage an. Wenn ein fünfjähriges Kind das erste Mal vermisst werde, so wäre diese höher, als bei einem 17-Jährigen, der bereits mehrfach ausgerissen ist und der mit baldiger Volljährigkeit sowieso hingehen könnte, wo er möchte. Bei einem sind sich jedoch alle einig; die Zusammenarbeit zwischen Psychiatriezentrum, Polizei und Medien muss gegeben sein. Um dies zu verbessern hat die Polizei ihre Vorgehensweise überprüft und angepasst.


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