Blagnac. Der Chef des europäischen Flugzeugherstellers Airbus, Guillaume Faury, setzt sich gegen Kritik an der Umweltbelastung der Luftfahrt zur Wehr. "Es gibt Interessengruppen, die gegen die Luftfahrt kämpfen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagsausgabe).
Dabei werde zum Beispiel bei der Bahn nur auf den marginalen Teil der Emissionen durch die Zugfahrten geblickt, nicht auf den Bau des Schienennetzes. "Auch ich fahre gerne Bahn. Aber für Strecken, auf denen ein Flug effizienter ist, will ich das Recht zum Fliegen haben", sagte Faury. "Technologie muss Ideologie ersetzen", ergänzte Lufthansa-Chef Spohr.
Man dürfe "nicht aus dem Blick verlieren, dass Fliegen weiter eine günstige, effiziente und sichere Art ist, von A nach B zu kommen", sagte Airbus-Chef Faury weiter. "Es ist günstiger, als mit dem Zug oder mit dem Auto 1.000 Kilometer zurückzulegen." Der Chef von Lufthansa erwartet jedoch keine sinkenden Preise. "Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Investitionen in eine klimafreundlichere Luftfahrt zu steigenden Preisen führen - durch neue Flugzeuge und neuen Kraftstoff, Sustainable Aviation Fuel (SAF)", sagte Spohr.
Dieser koste "deutlich mehr als fossiles Kerosin, aktuell mindestens das Vier- bis Fünffache", zudem seien die Infrastruktur-Gebühren für den Luftverkehr "erheblich gestiegen". Aus Sicht des Lufthansa-Chefs ist ungewiss, ob genug SAF zur Verfügung stehen wird, um die künftigen EU-Beimischungsvorgaben zu erfüllen. "Ich habe große Zweifel, dass die Mengen für alle reichen werden", sagte Spohr. Es seien in der EU "große Investitionen mit staatlicher Unterstützung nötig", denn aktuell basiere nahezu das gesamte verfügbare SAF auf biogenen Reststoffen.
Diese seien aber "kaum skalierbar". Deshalb brauche man Kerosin aus regenerativer Energie. "Die Regierungen in Europa sind gut beraten, auf die aktuellen Anstrengungen zum Beispiel in den USA zu blicken", sagte Spohr. Der Weg der USA koste die Steuerzahler zwar Geld, aber er sei wirkungsvoll, meint Airbus-Chef Faury.
Die aktuellen Lieferengpässe in der Flugzeugproduktion dürften derweil anhalten. "Die Engpässe werden etwas besser, bleiben aber 2023 bestehen", sagte Faury dazu. Es sei "nicht unwahrscheinlich, dass sie bis 2024 anhalten". Lufthansa hat angesichts der Engpässe das Großraumflugzeug A380 reaktiviert.
Auf die Frage, wie lange das Modell im Dienst bleiben werde, sagte Konzernchef Spohr: "Sicherlich einige Jahre. Aber die Zahl wird klar einstellig sein." Dem Drängen der Airline Emirates nach einer neuen A380-Version erteilte der Airbus-Chef wiederum eine Absage. Denn in der Effizienz habe die neue A350 sowohl die Boeing 747 als auch die A380 überholt.
"Deshalb liegt darauf und auf der nächsten Generation von Mittelstreckenflugzeugen unser Fokus", so Faury.
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