Ambitionierte Studie: Konzerte mit Corona-Spürhunden als Einlasskontrolle

Die Konzerte sind kostenlos, wenn sich die Besucher zur Teilnahme an der Studie bereit erklären. Als nächstes spielt Axel Bosse.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Hannover. Bei einer vierteiligen Konzertreihe mit Fury in the Slaughterhouse, Bosse, Alle Farben und Sido können Interessierte kostenlose Tickets erhalten, wenn sie bereit sind, an einer medizinischen Studie teilnzunehmen. Der Clou: Bei der Veranstaltungsreihe kommen erstmals ausgebildete Corona-Spürhunde zum Einsatz. Sie ist Teil des Projekts „Back to Culture“, das das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt. Hierüber berichten das MWK und die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) in einer Pressemitteilung.


Die Klinik für Kleintiere der TiHo führt die Machbarkeitsstudie gemeinsam mit Hannover Concerts, ProEvent Hannover und der AWiAS Aviation Services GmbH durch. Sie soll zeigen, ob und wie Großveranstaltungen durch den Einsatz von Corona-Spürhunden sicherer werden können. Für Fury in the Slaughterhouse konnten Interessierte Tickets bereits am vergangenen Montag bestellen. Die Tickets waren nach wenigen Minuten vergriffen.

Der Musiker Axel Bosse gibt für die Studie ein Konzert. (Archivbild)
Der Musiker Axel Bosse gibt für die Studie ein Konzert. (Archivbild) Foto: Marvin König


Am kommenden Montag, 20. September 2021, werden unter backtoculture.de ab 20 Uhr 800 Tickets für das Bosse-Konzert am Montag, 27. September, um 20 Uhr auf der Gilde Parkbühne in Hannover kostenlos vergeben. Voraussetzung ist, dass die Teilnehmenden das 18. Lebensjahr vollendet haben und mit der Teilnahme an der Studie einverstanden sind. Weiterhin ist ein tagesaktueller Schnelltest erforderlich - Geimpften- oder Genesenenstatus reicht nicht aus. Grund dafür sind die Studienbedingungen.

Hunde werden mit Schnelltests verglichen


Am Veranstaltungstag dürfen Gäste nur teilnehmen, wenn sie tagesaktuell im Schnelltestzentrum in der Karmarschstraße 40 getestet wurden. Im Testzentrum werden zwei Abstriche für einen Antigen-Schnelltest und eine PCR und zusätzlich eine Armbeugenschweißprobe für die Hunde entnommen. Die Gäste geben also zweimal eine Schweißprobe ab. Bei positivem Test wird der Eintritt zu den Konzerten verwehrt. Mit dem Testzentrum besteht eine Kooperation. Nachweise anderer Testzentren können laut der Tierärztlichen Hochschule nicht akzeptiert werden.

Gäste werden die Hunde nicht sehen


Schon im Juli 2020 hatte ein Forschungsteam der Klinik für Kleintiere in einer Pilotstudie gezeigt, dass Hunde mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn in der Lage sind, Speichelproben SARS-CoV-2-infizierter und gesunder Menschen mit rund 94-prozentiger Sicherheit unter Laborbedingungen zu unterscheiden. Eine Folgestudie ergab, dass auch Schweiß und Urin geeignetes Probenmaterial sind. Das Training der Hunde erfolgte mit Proben SARS-CoV-2-positiver Menschen, die zuvor chemisch inaktiviert wurden, um für Mensch und Tier während des Trainings die Gefahr einer Infektion auszuschließen. Für das Projekt „Back to Culture“ werden derzeit Sprengstoffspürhunde der AWiAS Aviation Services GmbH trainiert. Die Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher werden vor Ort nicht mit den Hunden in Kontakt kommen. Nachdem sie sich mit einem Wattepad über die Armbeuge gestrichen haben, geben sie das Pad ab. Es wird zu den Hunden gebracht, die in einem separierten Bereich an den Proben riechen.



Gute Ergänzung zu bisherigen Maßnahmen


Dr. Gerhard Greif, Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, sagte: „Wir hoffen sehr, mit dem Projekt auch in einer Realsituation bestätigen zu können, dass gut trainierte Hunde mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit in der Lage sind, coronapositive Menschen zu erkennen. Damit hätten wir eine sehr gute Ergänzung zu bisherigen Maßnahmen.“

Professor Dr. Holger Volk, Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover sagte: „In unseren bisherigen Untersuchungen haben wir zeigen können, dass die Hunde Proben SARS-CoV-2 positiver Personen mit ihrem hervorragenden Geruchssinn mit einer sehr hohen Trefferquote aufspüren können. Jetzt sind wir gespannt, wie gut der Ansatz in einer Alltagssituation funktioniert.“ Nico Röger, Hannover Concerts, erklärt dazu: „Wir freuen uns, bei der Studie dabei zu sein und hoffen, dass sie ein wegweisender Schritt für die Kulturbranche sein wird, um Veranstaltungen wieder unter Normalbedingungen stattfinden lassen zu können.“


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