Angst ums Eigenheim - Sanierungspflicht für Häuser geplant

Das Klimaschutzpaket der EU sieht verpflichtende Mindeststandards bis 2033 vor. Den Eigentümern könnten bei Nichtumsetzung Sanktionen drohen.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Deutschland. Im Dezember hat sich das Europäische Parlament grundsätzlich über die wichtigsten Inhalte des Klimaschutzpaketes „Fit for 55“ geeinigt. Einer von vielen Punkten betrifft auch private Gebäude.



Für Bestandsgebäude gilt, dass diese EU-weit bis 2050 in Nullemissionsgebäude umgewandelt werden müssen. Schon bis 2033 sollen sie mindestens dem Niveau der Gesamtenergieeffizienzklasse D (Endenergieverbrauch 100-130 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr) entsprechen. Folgt man der Sanierungspflicht nicht, können die Mitgliedsstaaten Sanktionen wie Geldstrafen oder Entziehung des Nutzungsrechtes aussprechen. Besitzer von Häusern oder Wohnungen haben nun Sorgen, ob das für sie finanzierbar ist, sie Schulden machen oder gar ihre Immobilie verkaufen müssen.

Hohe zusätzliche Belastung


Eine Sorge die man beim bundesweit größten Verband für selbstnutzende Wohneigentümer, dem Verband Wohneigentum, teilt. "Wir teilen die Sorgen vieler Menschen mit Wohneigentum, die bereits durch die hohen Energiekosten an der Grenze ihrer Belastbarkeit stehen. Der Verband Wohneigentum kritisiert das in dem Klimapaket festgeschriebene Vorhaben, weitere ehrgeizige energetische Mindeststandards für den Gebäudebestand auch im privaten Bereich vorzuschreiben", betont Manfred Jost, Präsident Verband Wohneigentum (Bonn), auf Anfrage von regionalHeute.de. Entsprechende Rückmeldungen habe man von den Mitgliedern erhalten.

Grundsätzlich begrüße man das Klimaschutzpaket „Fit für 55“. Die Netto-Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken sei ein wichtiges Ziel, um ein erträgliches Leben für uns Menschen auf diesem Planeten zu sichern. Auch im Wohneigentum stecke ein großes Potential, knapp 40 Prozent der gesamten Energie werde in Deutschland für Gebäude verbraucht, vor allem für Heizung und Warmwasser, so Manfred Jost. Wo viel verbraucht werd und wo Sanierungsstau bestehe, lasse sich viel einsparen. "Dazu klären wir auf", verspricht der Verband.

"Ein riesiges Dilemma"


Was aber auch wichtig sei: Viele Menschen mit Wohneigentum bräuchten Unterstützung bei der Generationenaufgabe „Energiewende im Gebäudebestand“. "Sie haben möglicherweise ihr Erwerbsleben lang ihre Immobilie abbezahlt und verfügen gerade jetzt – in Zeiten von hoher Inflation, hohen Kosten für Baustoffe und Energie – nicht über ein ausreichendes Finanzpolster, um ihr Haus energetisch umfassend zu sanieren. Auch wenn sie die Notwendigkeit einsehen, das ist ein riesiges Dilemma für viele, das die politischen Entscheider sehen müssen", betont Manfred Jost.

Bei der Energiewende im Gebäudesektor hätten Verbraucher eine Schlüsselrolle. Das Zusammendenken von Fordern und Fördern sei unerlässlich, um sie auf diesem Weg mitzunehmen. Verpflichtende Maßnahmen müssten aber bezuschusst werden. "Auch wenn es Sinn macht, Verkehr und Gebäudebereich in das europäische Emissionshandelssystem zu integrieren, untergräbt das die Lenkungswirkung des Emissionshandels – nämlich, dass sich am Markt die preisgünstigsten CO2-Einsparungen durchsetzen. Wir denken, dass das System private Wohneigentümer zu stark belastet und überfordert: durch den CO2-Preis und wachsende Anforderungen an den Sanierungsstand ihrer Immobilien", erklärt der Verbandspräsident.

Fordern und fördern


Da eine Umsetzung des EU-Beschlusses auf Bundesebene noch erfolgen muss, sieht man im Verband noch Gestaltungsspielraum. "Ein Punkt, auf den wir in der wohnungspolitischen Debatte hinweisen: Was gefordert wird, muss auch gefördert werden! Soziale Kriterien und Härtefallregelungen müssen bei der Förderung mit berücksichtigt werden!", so Jost. Bereits 2021 habe man gemeinsam mit weiteren Verbraucherschutzverbänden ein Positionspapier mit Vorschlägen vorgestellt, wie Verbraucher bei der Energiewende im Gebäudebereich mitgenommen werden könnten. "Zwei Kernpunkte: Sie brauchen eine ausreichende und verlässliche finanzielle Unterstützung, um ambitioniertere Energiestandards umsetzen zu können. Und im Zuge der Wärmewende müssen mehr Anstrengungen zur Dekarbonisierung von Fern- und Nahwärme erfolgen und die Verbraucherrechte in diesem Bereich gestärkt werden", erläutert Manfred Jost.

Doch wer heute dämmen oder sich eine Solaranlage, Wärmepumpe oder Kleinwindkraftanlage einbauen lassen möchte, müsse tief in die Tasche greifen und mit langen Lieferzeiten rechnen. Dazu die Probleme, überhaupt eine Energieberatung und einen verfügbaren Handwerksbetrieb zu finden, sowie die Unsicherheit, ob in Monaten die „eingepreisten“ Förderungen noch bestehen. "Politik muss verlässlicher und nachhaltiger werden, sie muss die Betroffenen mitnehmen, sie mit niederschwelliger Information und auskömmlichen Förderprogrammen aktivieren", so der Präsident abschließend.


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