Berlin. Thomas Lemke, Chef des Klinikkonzerns Sana und Vizepräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, hat mit scharfen Worten die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Krankenhausreform kritisiert. Eine Reform sei notwendig, sagte Lemke der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagausgaben).
"Es geht aber darum, das System sinnvoll zu reformieren und nicht mit wildem Aktionismus und einer Kopf-durch-die-Wand-Politik alles nur schlimmer zu machen." Lemke kritisierte dabei insbesondere die Kommunikation Lauterbachs. Man brauche "sich nicht zu wundern, dass es Widerstand gibt. Sich einen Reformplan auszudenken und nicht einzubeziehen, was viele Kenner der Materie - vor allem die Praktiker - sagen, was sie vielleicht an Wissen einzubringen haben, erschwert eine Reform."
Durch Lauterbachs Vorgehen werde das Gesprächsklima "schwer belastet, mit sehr vielen Akteuren, auch auf Ebene der Bundesländer. Deshalb steckt das Transparenzgesetz jetzt auch im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat. Die Länder haben auf so etwas auch keine Lust", so Lemke. Nach Lemkes Ansicht gehen die Reformpläne in die falsche Richtung.
"Man muss die komplette Behandlungskette neu strukturieren, statt einfach zu sagen, wir schreiben jedem einzelnen Krankenhaus vor, welche Leistungen es anbieten darf und welche nicht." Das Problem im deutschen Gesundheitswesen sei strukturell: "Wir sind das einzige Land der Welt, dass sich derartige Doppelstrukturen leistet: Einen gesamten ambulanten Sektor und einen stationären Sektor." Oft würden so "doppelte und dreifache Ressourcen in Anspruch genommen". Lemke kritisierte auch Lauterbachs Konzept für die künftige Klinikfinanzierung, wonach nur noch etwa 40 Prozent eines Krankenhausbudgets leistungsabhängig sein soll.
"Was, glauben Sie, bedeutet das für die kleineren Kliniken auf dem Land? Die müssen für die 40 Prozent noch mehr strampeln als bisher, weil sie ja weniger Leistungen anbieten sollen. Das Konzept ist einfach nicht zu Ende gedacht."
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