Große Krebsgefahr: Beim Sanieren drohen „Asbest-Fallen“

Sowohl Heimwerker, als auch professionelle Bauarbeiter seien in Gefahr, warnt die IG BAU. In Niedersachsen gibt es über eine Million Wohnhäuser, in denen krebserregendes Asbest verbaut wurde.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Niedersachsen. In Niedersachsen gibt es laut einer Pressemitteilung der Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) knapp 1,2 Millionen Wohnhäuser, in denen der krebserregende Stoff Asbest verbaut ist. Bleibt dieser in der Wand, besteht keine Gefahr. Doch wird die Wand zwecks Sanierung aufgerissen, sieht die Sache anders aus. Die IG BAU warnt daher vor einer regelrechten „Asbest-Welle“ und „Asbest-Fallen“ für Heimwerker und professionelle Bauarbeiter.



Millionen Tonnen Asbest stecken in Altbauten. Bei Sanierungsarbeiten kann der krebserregende Stoff freigesetzt und damit zu einem ernsten Problem werden, warnt die IG BAU. „Wir stehen am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten. Die energetische Gebäudesanierung wird enorm an Fahrt aufnehmen. Gleichzeitig baut sich Deutschland um: Aus bestehenden Gebäuden wird neuer und zusätzlicher Wohnraum. Wohnhäuser werden modernisiert, senioren- und familiengerecht umgebaut oder aufgestockt. Mit der Sanierungswelle droht deshalb jetzt eine ‚Asbest-Welle‘ auf dem Bau. Sie ist eine Gefahr – für Bauarbeiter genauso wie für Heimwerker“, sagt Carsten Burckhardt vom Bundesvorstand der IG BAU.

Die unsichtbare Gefahr


Burckhardt warnt vor einer „unsichtbaren Gefahr“ durch Asbest: Alles beginne mit Baustaub und dem Einatmen von Asbestfasern. Dabei hätten Bauarbeiter und Heimwerker kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen. Bis zu 30 Jahre dauere es, ehe es zur tragischen Diagnose komme: Asbestose – mit Lungen-, Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs.

Burckhardt will der drohenden „Asbest-Welle“ auf dem Bau jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. Die Bau-Gewerkschaft hat dazu eine „Asbest-Charta“ mit zentralen Forderungen für mehr Schutz vor Asbest vorgelegt. „Es geht dabei um bessere Informationen über Asbest-Gefahren bei Gebäuden, um die Förderung von Asbest-Sanierungen und vor allem auch um konsequenten Arbeitsschutz. Denn der bevorstehende Sanierungsboom darf nicht zu einer Krankheitswelle führen“, warnt Carsten Burckhardt.

Schadstoff-Gebäudepass gefordert


Der Gewerkschafter fordert einen Schadstoff-Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes. „Jeder Bauarbeiter und jeder Heimwerker muss wissen, auf was er sich einlässt, wenn er Fliesen abschlägt, Wände einreißt oder Fassaden saniert“, so Carsten Burckhardt.

Er plädiert für einen Asbest-Gipfel von Bund, Ländern und Kommunen. Eine übergreifende staatliche Kooperation sei notwendig, um das Asbest-Problem und die Finanzierung der Altlasten auf möglichst breiter Ebene anzugehen. Burckhardt fordert zudem eine staatliche Sanierungsprämie. Dazu müsse der Bund ein KfW-Förderprogramm „Asbest-Sanierung“ schaffen. „Das hilft, Kosten abzufedern, die bei einer – beispielsweise energetischen oder altersgerechten – Gebäudesanierung in asbestbelasteten Wohnhäusern zusätzlich entstehen. Außerdem ließe sich damit auch eine ordnungsgemäße Entsorgung von alten Asbest-Baustoffen sicherstellen“, so Burckhardt.

"Asbest-Fallen lauern überall"


„Altbauten sind ein Millionen Tonnen schweres Asbest-Lager. Die krebserregende Mineralfaser steckt in vielen Baustoffen. Die ‚Asbest-Fallen‘ lauern überall: Asbest ist oft im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern“, sagt Carsten Burckhardt. Ein großes Problem sei Spritz-Asbest: „Hier sind die Asbestfasern schwächer gebunden. Sie können deshalb leichter freigesetzt werden. Vor allem Aufzugsschächte sowie Schächte mit Versorgungs- und Entsorgungsleitungen wurden früher intensiv mit Spritzasbest verkleidet“, erläutert Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand.

Die IG BAU beklagt eine Zunahme bei Asbest-Erkrankungen: „Bei den Berufskrankheiten ist Asbest die häufigste Todesursache“, sagt Carsten Burckhardt. Er beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bau-Berufsgenossenschaft. In den vergangenen zehn Jahren seien 3.376 Versicherte der BG BAU infolge einer asbestbedingten Berufserkrankung gestorben – darunter allein 320 Baubeschäftigte im vergangenen Jahr. Die Bau-Gewerkschaft fordert deshalb eine intensive Asbest-Aufklärung: „Bauarbeiter und Heimwerker müssen wissen, wie der optimale Schutz vor Asbest aussieht. Und das muss den Menschen in der Sprache gesagt werden, die sie verstehen – den ausländischen Beschäftigten also auch in ihrer Muttersprache“, sagt Carsten Burckhardt. Er fordert deshalb eine Informationskampagne des Bundes und der Länder.


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