Asklepios-Streik: Bürger Bündnis fordert weitere Verhandlungen

Die Asklepios Klinik sieht die Einigung als ersten Schritt in die richtige Richtung.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Anke Donner

Seesen. Das Bürger Bündnis „Wir für Seesen“ hat sich, gemeinsam mit den Betriebsräten der Schildautalkliniken, der Gewerkschaft ver.di und allen Parteien im Stadtrat der Stadt Seesen, in einer Presseerklärung zur aus der Sicht des Bündnisses zur "angespannte Lage im Arbeitskampf an den Seesener Asklepios Kliniken" geäußert. Die Asklepios Kliniken in Seesen bitten in einer Stellungnahme derweil darum, erzielte Ergebnisse nicht in der Öffentlichkeit schlecht zu reden. Man sei froh, dass es am 3. November zu einer Einigung gekommen sei.


Vor dem Hintergrund des erneuten Lockdowns hatten die Beschäftigten der Schildautalkliniken in Seesen am 3. November beschlossen, den geplanten Streik auszusetzen. Man wolle sich stattdessen auf die Versorgung von Corona-Patienten konzentrieren, teilte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in einer Pressemitteilung. Ver.di machte deutlich, dass man in den weiteren Verhandlungen auch die Politik in der Pflicht sehe, entsprechend zu handeln. „Jetzt ist die Politik gefordert: Es geht letztendlich um die Frage: Wer hat das letzte Wort in unserem Gesundheitssystem?", sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär Jens Havemann.

Die Politik aus Seesen hat sich nun zu Wort gemeldet und stellt klare Forderungen an die Klinik. Man fordere die Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di, um die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten zu verbessern und eine standortspezifische Lösung zu vereinbaren.

"Als äußeres, großes Zeichen in dieser Auseinandersetzung" haben sich nun alle Parteien im Seesener Stadtrat zu einer „Riesen-Koalition“ zusammengeschlossen. In einer gemeinsamen Erklärung der Politik vor Ort und der Seesener Zivilgesellschaft zum Tarifkonflikt in den Schildautal-Kliniken heißt es:

Seit über einem Jahr fordern die Beschäftigten der Schildautal-Kliniken ihren Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen auf. Ihrem Wunsch danach haben Sie mit öffentlichen Aktionen, Streiks und Petitionen vielfach Ausdruck verliehen. Wir teilen ihren Unmut über die aktuellen Entwicklungenn und ihre Sorge um die Zukunft des Standortes. Unsere Schildautal-Kliniken waren noch vor wenigen Jahren ein profitabler Krankenhausbetrieb mit bundesweitem und internationalem Renommee. Nach vielen Jahren Outsourcing und Sparpolitik sehen wir die Zukunft der Klinik nun ernsthaft in Gefahr. Der Weggang vieler erfahrener Beschäftigter und die Kritik renommierter ehemaliger Chef-Ärzte verdeutlicht dies.

Der Schlüssel für den erfolgreichen Betrieb unseres Krankenhauses in Zeiten des Fachkräftemangels sind in unseren Augen ein schlüssiges Konzept und konkurrenzfähige, transparente und faire Arbeitsbedingungen. Mit betriebsbedingten Kündigungen in der Therapie GmbH und der angedrohten Schließung der Rehaklinik sowie der Weigerung der Geschäftsführung die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten aller GmbHs so zu verbessern, dass wichtiges Personal gehalten und gewonnen werden kann, setzt Asklepios ein wirtschaftlich und medizinisch erfolgreiches Konzept aufs Spiel und gefährdet die Gesundheitsversorgung unserer Region.

Wir, die im Stadtrat vertretenen Parteien und das Bürgerbündnis „Wir für Seesen“, appellieren deshalb an den Vorstand des Asklepios Konzerns, sowie an die Geschäftsführung der Schildautal-Kliniken:

• Nehmen Sie die Kündigungen in der Therapie GmbH zurück und erhalten Sie die Rehaklinik!
• Beenden Sie den gefährlichen Sparkurs. Sichern Sie den Standort Seesen! Nutzen Sie die Möglichkeiten, den Standort weiter auszubauen.
• Nehmen Sie Tarifverhandlungen mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di auf, um die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten in den
Schildautal-Kliniken zu verbessern und eine standortspezifische Lösung zu vereinbaren.

Für uns als politische Akteure berührt der Tarifkonflikt in unseren Schildautal-Kliniken immer mehr grundsätzliche Fragen: Inwieweit kann Asklepios ein Partner in der öffentlichen Gesundheitsversorgung sein, wenn kurzsichtiges Managementhandeln diese gefährdet?
Solange diese Frage offen im Raum steht, werden wir daran arbeiten, gemeinsam mit unseren politischen Partnern auf Landes- und auf Bundesebene, nach Wegen zu suchen, Einfluss auf das Konzernhandeln von Asklepios zu nehmen und die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger in der Region zu sichern.

Einigung sei wichtiger Schritt in die Zukunft


Die Asklepios Klinik in Seesen erklärt auf Nachfrage von regionalHeute.de, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Asklepios Kliniken in Seesen die Einigung vom zwischen dem Arbeitgeber und dem Betriebsrat begrüßen. Die Einigung zeige, dass der Arbeitgeber und der Betriebsrat in der Lage seien, lösungsorientiert und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Dieses erachte man als enorm wichtig, um auch die zukünftigen Herausforderungen in den Kliniken zu meistern. "Wir betrachten diese als einen sehr wichtigen Schritt in eine positive Zukunft! Nachdem zuvor viele Beschäftigte im anhaltenden Konflikt den Glauben an eine Lösung verloren haben, führt diese Einigung dazu, dass ein Großteil unserer Kolleginnen und Kollegen endlich wieder motiviert nach vorne schauen kann. Aus diesem Grund bitten wir alle Verantwortlichen und die Öffentlichkeit darum, das erzielte Ergebnis keineswegs schlecht zu reden. Im Gegenteil, es handelt sich um einen fairen und sehr wichtigen Kompromiss, der Mitarbeiter-zentriert ist und die gesellschaftspolitischen Aspekte des Konfliktes aus dem Fokus nimmt", erklärt Prof. Dr. Ashham Mansur, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin, im Namen seiner Kollegen.


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