Region. Eine Erhebung des Landesmusikrats zusammen mit Musikland Niedersachsen hat ergeben, dass über 40 Prozent der Künstler, die vor der Pandemie vollständig oder teilweise ihr Geld selbstständig mit der Musik verdienten inzwischen die Selbstständigkeit zeitweise oder komplett aufgegeben haben. Viele mussten zusätzliche Tätigkeiten aufnehmen oder gehen gar nur noch einer Tätigkeit im nicht-künstlerischen Bereich nach. Die finanziellen Einbußen sind dramatisch, wie aus einer Pressemitteilung der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel hervorgeht.
An der Erhebung hätten rund 500 professionelle Musiker aus Niedersachsen teilgenommen. Ein Drittel der Befragten erlitt aufgrund der Verluste aus selbstständiger Tätigkeit einen Gesamtumsatzverlust von über 50 Prozent. Zwar konnten 41 Prozent der Befragten eines der staatlichen und/oder privaten Hilfsangebote in Anspruch nehmen, jedoch gaben 70 Prozent an, dass die Hilfsgelder lediglich ein Viertel ihres Umsatzeinbruches kompensieren konnten. An vielen Stellen habe sich zudem immer noch die Angst darüber geäußert, ob das Geld nicht zurückgefordert werden könnte, da bürokratischer Aufwand und die komplexen Richtlinien vieler Hilfen bei den häufig in vielschichtigen und unkonventionellen Erwerbsmodellen arbeitenden Musikerinnen Unsicherheiten schüren.
Nur wenig Hilfe für Soloselbstständige in Niedersachsen
Lothar Mohn, Präsident des Landesmusikrats Niedersachsen erklärt zum Status Quo nach einem Jahr Pandemie: „Die professionellen Musiker arbeiten häufig in prekären Situationen. Wir brauchen jetzt eine Anerkennung und Absicherung ihrer Lebenspläne durch das Land. Es kann nicht sein, dass viele auf ihre Altersvorsorge zurückgreifen. Langfristige Auswirkungen der Krise sind noch nicht abzusehen, aber wirtschaftlich wie kulturell wird die Angst vor großen Einbrüchen in diesem Segment mit Kenntnis der aktuellen Situation immer weiter wachsen. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gehört Niedersachsen bei der Corona-Hilfe für Soloselbstständige nach wie vor zu den Schlusslichtern.“
Existenzangst greift um sich
Entsprechend ernüchternd falle das über Einzelstatements erfasste Stimmungsbild aus: Die meisten Musiker sehen keine Perspektive für eine Rückkehr zum regulären Berufsleben im Jahr 2021, hoffnungsvolle Stimmen fallen selten aus. Nur sehr wenige Teilnehmer sehen eine Chance für die Kultur oder ihr persönliches Schaffen in der Krise und viele Befragte äußern große Sorge, ihre berufliche Tätigkeit als Musiker komplett aufgeben zu müssen. Die Befragten haben Angst vor persönlichen und allgemeinen Langzeitfolgen, wie negative Auswirkungen auf ihre Rente oder der Verlust von kultureller Infrastruktur und Nachwuchsproblemen. Auch ein allgemeiner Vertrauensverlust in die Politik bleibe nicht unbenannt.
mehr News aus der Region