Ausbildung mit eigenem Coach


die Agentur für Arbeit und das Jobcenter investieren rund 100.000 Euro im Jahr in das Projekt Ausbildung mit eigenem Coach. Fotos:  Agentur für Arbeit Braunschweig - Goslar
die Agentur für Arbeit und das Jobcenter investieren rund 100.000 Euro im Jahr in das Projekt Ausbildung mit eigenem Coach. Fotos: Agentur für Arbeit Braunschweig - Goslar | Foto: Bundesagentur für Arbeit



Region. Eine assistierte Ausbildung soll mehr Jugendliche zum Ausbildungsabschluss führen und unterstützt Auszubildende wie auch Unternehmen dabei. Agentur für Arbeit und Jobcenter investieren rund 100.000 Euro im Jahr für dieses neue Instrument.

Leonard Schrenk hat vor zwei Jahren seinen Hauptschulabschluss gemacht. Da- nach die Berufsfachschule Metalltechnik besucht. „Ich wusste damals gar nicht genau, was ich machen sollte. Also bin ich zunächst zur Berufsfachschule gegangen. Ich wollte in zwei Jahren meinen Realschulabschluss machen, um meine Chancen zu verbessern“, erinnert sich der heute 19jährige. Das es auch mit einem Hauptschulabschluss gute Chancen im Handwerk gibt, da- von konnte er sich bereits nach einem Jahr selbst überzeugen. Im Anschluss an ein zweimonatiges Praktikum bei der Firma Voges GmbH wurde zum Sommer 2015 der Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das Besondere: Es handelt sich um eine sogenannte Assistierte Ausbildung, bei der Jugendliche durch einen Coach begleitet werden.
Sollte es Probleme während der Ausbildung geben, im privaten wie im beruflichen Umfeld, dann können Jugendliche und Arbeitgeber mit Hilfe des Coaches nach Lösungen suchen. Bezahlt wird dieser von der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter.

<a href= Leonard Schrenk. Azubi bei der Firma VOGES GmbH in Braunschweig">
Leonard Schrenk. Azubi bei der Firma VOGES GmbH in Braunschweig Foto:


Kummerkasten für Alles


Das erste Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik hat er fast hinter sich. Er selbst müsse noch etwas an sich arbeiten, meint er. „Insbesondere an der Pünktlichkeit“, sagt er lächelnd. Doch auch das hat er bereits mit seiner Ausbildungsbegleiterin besprochen. „Egal ob in der Schule, auf der Arbeit oder im Privaten. Alles was ich auf dem Herzen habe, wird umgehend diskutiert und nach Möglichkeiten gesucht. Mein Coach ist ein Kummerkasten für Alles. Im Moment arbeiten wir an einer privaten Herausforderung: Eine Wohnung in Braunschweig.“
„Für uns ist es selbstverständlich auszubilden“ Die Assistierte Ausbildung richte sich aber nicht nur an Jugendliche. Auch Betriebe können unterstützt werden, wenn sie sich beispielsweise mit der Organisation oder Bürokratie der Ausbildung überfordert fühlten. Davon kann bei der Firma Voges GmbH aus Braunschweig keine Rede sein. „Das wir ausbilden ist für uns selbstverständlich. Wir sind ständig auf der Suche nach Auszubildenden - ab August starten wieder Zwei“, sagt Astrid Haberhauffe.

Dennoch schätzt die Firma die Unterstützung für ihren Auszubildenden, denn auch theoretischer oder praktikscher Nachhilfeunterricht sowie Prüfungsvorbereitungen zählen zu den Förderangeboten der Assistierten Ausbildung. „Durch die Assistierte Ausbildung haben wir immer einen direkten Ansprechpartner und kurze Wege. Manchmal ist es ganz hilfreich, wenn bei schwierigen Themen zwischen Betrieb und Azubi ein neutraler Dritter zur Seite steht“, meint Haberhauffe weiter. So sieht es auch Nastja Rachunok. Sie ist eine der sogenannten Ausbildungsbegleiterinnen der Ausbildungswerkstatt. „Wir sind mit diesem Produkt seit einem Jahr in Braunschweig auf dem Markt und die Nachfrage wächst. Als Bindeglied zwischen Betrieb und Auszubildenden stehen wir für die gesamte Ausbildungszeit zur Verfügung.“

„Talente entdecken und fördern“


Die Agentur für Arbeit und die Jobcenter stellen insgesamt 24 Plätze im Agenturbe- zirk Braunschweig-Goslar, zudem auch Wolfenbüttel und Salzgitter gehören, zur Verfügung. Das Geld, rund 100.000 Euro im Jahr, sei mit diesem neuen Instrument gut investiert, meint Andreas Dames, Bereichsleiter in der Agentur für Arbeit. „Wir wollen damit insbesondere auch kleine Betriebe motivieren, Jugendlichen mit Ecken und Kanten eine Chance auf eine betriebliche Ausbildung zu geben und mögliche Ausbildungsabbrüche vermeiden.“ Der perfekte Bewerber sei zunehmend schwieriger zu finden. „Talente entdecken und fördern wird künftig die Strategie bei der Nachwuchssuche lauten“, so Dames weiter. Seit einem Jahr dabei und hochzufrieden: Auszubildender Leonard Schrenk auf dem Weg zur Baustelle. Ansätze der Assistierten Ausbildung überwinden die Kluft zwischen den Anforderungen der Betriebe und den Voraussetzungen der Jugendlichen, indem sie eine reguläre betriebliche Berufsausbildung durch umfassende Vorbereitungs- und Unterstützungsangebote flankieren. Die assistierte Ausbildung schafft Zugänge zur regulären Ausbildung für junge Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unterstützt den erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Assistierte Ausbildung ist kein Sonderweg, sondern eine ganz normale betriebliche Ausbildung. Die Ausbildungsverantwortung verbleibt bei den Betrieben.

Ein Bildungsanbieter (in Braunschweig die Ausbildungswerkstatt und in Goslar die Oskar-Kämmer-Schule) übernimmt in der Assistierten Ausbildung die Rolle eines Dienstleisters, der sich gleichermaßen an den Bedürfnissen der jungen Menschen wie der der Betriebe orientiert. Mit seinem passgenauen Unterstützungsangebot sorgt er dafür, dass Ausbildungsverhältnisse zustande kommen und erfolgreich verlaufen. Beide Seiten können bei Krisen und Konflikten unterstützt werden. Die Dienstleistungen stehen von Anfang an zur Verfügung und wirken einem Ausbildungsabbruch präventiv entgegen. Welche Dienstleistungen der Azubi bzw. der Betrieb auswähen, entscheiden sie selbst – es gibt kein Standardprogramm. Interessierte Unternehmen wenden sich an den Arbeitgeberservice unter der Servicenummer 0800 4 5555 20. Jugendliche an ihre Berufsberatung unter der Servicenummer 0800 4 5555 00. (jeweils kostenfrei in der Zeit von Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr)


mehr News aus der Region