Berlin. Angesichts der anhaltenden Lieferengpässe von lebenswichtigen Arzneimitteln fordert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) eine Stärkung der Apotheken. "Kurzfristig ist die Politik gut beraten, dieses patientenorientierte Management der Lieferengpässe in den Apotheken zu erleichtern und die Apotheken zu stärken", sagte ABDA-Präsidentin Gabriela Regina Overwiening der "Rheinischen Post" (Montagausgabe).
"Die Corona-bedingten Austauscherleichterungen müssten unbedingt verstetigt werden und für sämtliche Medikamente mit Lieferproblemen anwendbar sein." Damit aus Lieferengpässen keine Versorgungsengpässe für ganze Patientengruppen entstünden, betrieben die Apotheken viel zeitlichen und fachlichen Aufwand, um Austauschpräparate zu beschaffen oder auch Arzneimittel als Rezepturen selbst herzustellen. Das kurzfristige und zeitlich befristete Aussetzen von Festbeträgen für bestimmte Kinderarzneimittel seit 1. Februar kann Overwiening zufolge zwar einige Eltern von Aufzahlungen entlasten, wird aber das langfristige Angebot dieser Medikamente für Kinder insgesamt nicht spürbar erhöhen. "Wichtig wird sein, die Rabattverträge zu reformieren und die Produktion in Europa zu stärken. Nur so erreichen wir, dass es erst gar nicht zu Lieferengpässen kommt", betonte die ABDA-Präsidentin.
Auch der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) reicht das Aussetzen von Festbeträgen für 180 Kinder-Fertigarzneimittel für drei Monate nicht aus: "Der Wegfall der Festbeträge bringt nur dann was, wenn er dauerhaft bleibt. Aktuell wird damit der Verkauf der Medikamente für Unternehmen in Deutschland attraktiver, es ist aber mehr als fraglich, ob dieser kurzzeitig befristete Effekt länger anhält", sagte DGKJ-Generalsekretär Burkhard Rodeck der "Rheinischen Post". Langfristig müssten Produktionsstätten in Europa aufgebaut werden, forderte er.
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