Berlin. Im traditionsbewussten Auswärtigen Amt bahnt sich eine kleine Revolution in der Personalpolitik an. Die Leitung um Ministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat beschlossen, eine neue nicht- diplomatische Laufbahn ohne zwingende Auslandseinsätze einzurichten, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Die "nicht-technische Verwaltungslaufbahn" soll Experten anlocken, die bislang von der Aussicht abgeschreckt wurden, alle paar Jahre in ein anderes Land ziehen zu müssen. Durch die Rotation von Diplomaten gehe dem Außenministerium regelmäßig Fachwissen verloren, heißt es. Derzeit speisen alle Abteilungen Vorschläge ein, welche Stellen für die zusätzlich geschaffene Laufbahn geeignet sein könnten. Es geht unter anderem um Fachleute für Humanitäre Hilfe, Klimaaußenpolitik, Rüstungsexportkontrolle, Haushalt oder Datenschutz.
Zunächst sollen in diesem Jahr zwischen 40 und 60 Stellen ausgeschrieben werden. Die Idee kursiert im Auswärtigen Amt schon länger, im vergangenen Jahr wurde jedoch der Druck größer, nachdem Baerbock eine neue Abteilung für Klimaaußenpolitik mit Experten aus dem Umweltministerium gegründet hatte. Diese klagen zum Teil über mangelnde Aufstiegschancen, da das bestehende Rotationsprinzip die Stellenbesetzungen dominiert. Der Personalrat des Ministeriums habe sich seit Jahren für eine weitere Laufbahn eingesetzt, bestätigt der Vorsitzende Karsten Tietz.
In Zeiten des Fachkräftemangels wäre es "Wahnsinn", sich bei der Rekrutierung für allgemeine Verwaltungsaufgaben im Inland auf Kandidateh zu beschränken, die mehrere Fremdsprachen beherrschen und auch in Bagdad, Kiew oder im Sudan eingesetzt werden könnten, sagte er.
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