Berlin/Gelsenkirchen. Die Deutsche Bahn hält die Kritik am Zug-Chaos nach einem EM-Gruppenspiel in Gelsenkirchen für überzogen. "Da ist mitunter eine Generalkritik an der Stadt und ihren Bewohner artikuliert worden, die Maß und Mitte verloren hat", sagte der für die Bahnhöfe zuständige Vorstand der Infrastruktursparte, Ralf Thieme, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).
"Man kann darüber streiten, wie oft Züge bei einem solchen Event fahren müssen - in Gelsenkirchen sind sie nach dem Spiel alle paar Minuten abgefahren", so Thieme. "Wenn aber 50.000 Leute aus dem Stadion strömen, bekommen naturgemäß nicht alle die erste Bahn."
Dafür die Stadt zu einem "Un-Ort in Deutschland" zu erklären, werde dieser Frage nicht gerecht. Bei den nächsten Spielen werde die Bahn verstärkt auf alternative Fahrtrouten hinweisen, sagte der Bahn-Vorstand. Außerdem solle beim nächsten Spiel ein Sonderzug von Gelsenkirchen in Richtung Düsseldorf und Köln eingesetzt werden.
Nach der Fußball-EM-Partie England gegen Serbien am vergangenen Sonntag hatten Fans über Chaos bei der Abreise aus Gelsenkirchen geklagt. Noch Stunden nach Abpfiff waren die Bahnsteige überfüllt, wie Videos in sozialen Medien zeigten.
Dagegen bat die Bahn Fans aus Österreich um Entschuldigung, die am Montag aufgrund einer Baustelle erst zur zweiten Halbzeit des Spiels ihrer Nationalmannschaft in Düsseldorf angekommen waren. "Wir werden einen guten und kulanten Weg finden, sie zu entschädigen", versprach Thieme.
Es sei nur diese einzige Baustelle nicht rechtzeitig vor Beginn des Turniers fertig geworden, weil in der Nacht von Sonntag auf Montag dort eine Baumaschine kaputtgegangen sei. Von Tausenden gestrandeten Fans könne nicht die Rede sein, widersprach der Vorstand anderslautenden Meldungen. Es gehe um rund 150 betroffene Fans, für die die Verspätung aber "total ärgerlich" gewesen sei.
Ansonsten ist die Bahn mit dem Auftakt der EM zufrieden: 1,2 Millionen Fahrgäste zählte das Unternehmen am ersten Wochenende, darunter 100.000 Fans. Zu gewalttätigen Übergriffen sei es nicht gekommen. "Das erste Wochenende verlief völlig friedlich", sagte Thieme. Dafür sorgen neben 6.000 Bundespolizisten und 4.000 eigenen Sicherheitsleuten auch Polizisten aus den Heimatländern der Nationalmannschaften, die ihre Fans begleiten.
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