Bauen und Leben auf dem "Höhepunkt des Fortschritts"

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Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann in einem zeitgenössischen Wohnzimmer. Fotos: Alexander Dontscheff
Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann in einem zeitgenössischen Wohnzimmer. Fotos: Alexander Dontscheff | Foto: Dontscheff

Braunschweig. Am heutigen Freitagabend wird die neue Sonderausstellung "Brutal modern - Bauen und Leben in den 60ern und 70ern" im Braunschweigischen Landesmuseum eröffnet. Wie Direktorin Dr. Heike Pöppelmann betont, soll es dabei um weit mehr als nur Architektur gehen. Bei einem Vorab-Rundgang für die Presse zeigte sie, dass auch der Mensch im Fokus steht.


"Menschen haben die Gebäude geplant, gebaut und genutzt", so Pöppelmann. Das werde auch in der Ausstellung dargestellt. DieGebäude seien zudem Zeitzeugen einer spannenden Epoche und verkörperten den dynamischen Zeitgeist. Auch diese Architektur hätte die Utopie einer Stadt verkörpertund ein rationales und funktionales Lebensgefühl vermittelt. Man sei damals auf dem Höhepunkt des Fortschrittsglaubens gewesen, der erst mit der ersten Ölkrise einen Dämpfer bekam.

Auch wenn die Bauten der Nachkriegsmoderne häufig als hässlich, kalt und seelenlos bezeichnet würden, sei definitiv nicht alles schlecht, was damals gebaut wurde, befindet Bauhistoriker Dr. Norbert Funke von der Braunschweigischen Landschaft. Ein Ziel der Ausstellung sei daher auch, die Diskussion zu führen, welchen Wert diese Gebäude in der heutigen Zeit haben.

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Der Braunschweiger Hauptbahnhof ist aus architektonischer Sicht besser als sein Ruf. Foto: Dontscheff



Auf 800 Quadratmetern zeigt die Ausstellung diverse Beispiele aus der gesamten Region: vom Braunschweiger Hauptbahnhof über das Rathaus in Salzgitter bis hin zur ersten Gesamtschule Niedersachsen, der Heinrich-Nordhoff-Schule in Wolfsburg. Und hinter den großen Aufstellern gibt es jede Menge Details zu entdecken wie einen Fahrkartenautomaten, die Sitzungsordnung des ersten Rates der Stadt Salzgitter oder frühe Plakate von Veranstaltungen in der Braunschweiger Stadthalle.

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Früher hatte die Bahn offenbar weniger mit dem Wetter zu kämpfen. Foto: Dontscheff


Abreißen oder sanieren?


Thematisiert werden 20 Gebäude aus der ganzen Region, darunter Kirchen, Schulen, Verwaltungs- oder Veranstaltungsstätten, Wohnhäuser, Fabriken und Universitätsgebäude, die in den 60er und 70er Jahren gebaut wurden und mittlerweile teilweise in die Jahre gekommen sind. Mancherorts stellt sich die Frage: abreißen oder sanieren?

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Das Rathaus in Salzgitter war seinerzeit ein demokratisches Symbol für die junge Stadt. Foto: Dontschef


Natürlich mit Bravo


Die Ausstellung will die Zuschauer einbinden und setzt auf verschiedene Medien und Interaktivität. So kann man sich zum Beispiel den Film von der Einweihung der Braunschweiger Stadthalle oder ein Interview mit dem Architekten des Horten (Kaufhof)-Gebäudes in Braunschweig anschauen. Zudem gibt es in den umfangreichen Abteilungen, die die Lebens- und Arbeitswelten dieser Epoche zeigen, einiges zu entdecken. Man kann Küche oder Arbeitszimmer inspizieren, in einem alten Quelle-Katalog blättern, und in der untersten Schublade im Jugendzimmer findet man natürlich eine Bravo.

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Kuratorin Dr. Katrin Keßler hat Teile ihres eigenen Jugendzimmers für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Foto: Dontscheff



Kreative (nicht nur) kleine Besucher können in einem weiteren Raum mit Legosteinen ein eigenes Gebäude bauen. Sie sollten so an die Architektur herangeführt werden, erklärt Museumspädagoge Torsten Poschmann.

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Auch die Museumsdirektorin baut sich ein Häuschen. Foto: Dontscheff


Der Besucher kann selbst entscheiden


Am Ende der Ausstellung ist der Besucher dann noch einmal selbst gefragt. Anhand von verschieden farbigen Zetteln kann er abstimmen, welche Gebäude aus dieser Epoche unbedingt erhalten werden sollen und welche ruhig abgerissen werden könnten.

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Der Besucher ist gefragt. Foto: Dontscheff



Im Erdgeschoss kann manaußerdem noch eigene Ideen für den Neubau des Braunschweiger Rathauses einbringen. "Wie sieht ihr Wunschrathaus aus?" lautet hier die Frage.

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Prof. Dr. Alexander Kienlin vom Institut Baugeschichte der TU Braunschweig, Kuratorin Dr. Katrin Keßler, Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann und Dr. Norbert Funke, Abteilung Denkmalschutz der Braunschweigischen Landschaft (v. li.). Foto: Dontscheff


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