Leverkusten. Der Pharma-Chef von Bayer, Stefan Oelrich, sieht Deutschland aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von Patientendaten und von Bürokratie forschungspolitisch auf einem gefährlichen Weg. Noch habe er Hoffnung, sagte Oelrich dem Tagesspiegel, aber der Standortwettbewerb sei hart - die USA und China seien für Innovationen oft attraktiver.
"Problematisch in Deutschland ist neben der Bürokratie der fehlende Zugang zu Forschungsdaten. Es ist hierzulande schwerer als in anderen Technologienationen, für die Forschung an anonymisierte Patientendaten zu kommen", sagte Oelrich. "Nun kommen noch die Rabattregeln für neue Medikamente und vielleicht das EU-Gesetz, das deutliche Einschränkungen beim Patentschutz zur Folge hätte. Innovationen lohnen sich für viele dann nicht mehr." Mit dem neuen GKV-Finanzstabilisierungsgesetz will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Krankenkassen stabilisieren: Ein Pharma-Unternehmen darf bestimmte Preise für ein neues Medikament dann nur noch verlangen, wenn es nachweist, dass das Arzneimittel erheblichen Zusatznutzen gegenüber der Vergleichstherapie hat. "Ein absoluter Fehlanreiz für Investitionen", kritisierte Oelrich. "Bei Bayer werden wir uns noch stärker auf die USA fokussieren, etwa mit Biotech-Kooperationen oder mit dem im Juni 2022 eröffneten Forschungszentrum in Boston." Der Chemie- und Pharmakonzern wird 2023 eine Milliarde Euro für die Pharma-Forschung in den USA ausgeben. Dort sei "der Weg aus dem Labor in die Wirtschaft kürzer", so Oelrich. "Oft ist es so, dass hierzulande etwas erfunden, die Idee aber in den USA umgesetzt wird. Wir müssen überlegen, wie wir Wissen und innovative Ideen besser in die Praxis überführen."
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