"Belastender Zustand für alle“ - Lehrer schlagen zum neuen Schuljahr Alarm

Die Probleme aus der Vergangenheit seien auch die der Gegenwart. Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden werde ein Dauerzustand bleiben.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Niedersachsen. Am heutigen Donnerstag beginnt in Niedersachsen wieder der Unterricht. Der VNL – Verband Niedersächsischer Lehrkräfte blickt erneut mit großer Sorge auf den Start des neuen Schuljahres 2025/2026. Die Probleme aus der Vergangenheit, wie Lehrkräftemangel, Überbelastung aller an Schule Tätigen, Unterrichtsausfall usw. seien auch die der Gegenwart, heißt es in einer Pressemitteilung des VNL.



Das Schuljahr werde an sehr vielen Schulen in Niedersachsen so beginnen, wie das alte Schuljahr geendet hat, nämlich mit einem erheblichen Mangel an Lehrkräften und Unterstützungspersonal und somit in der Folge stark überlasteten Lehrkräften, prophezeit der VNL.

"Eine nicht hinnehmbare Belastung"


„Die jetzt neu eingestellten Lehrkräfte reichen bei weitem nicht aus, den bestehenden eklatanten Lehrkräftemangel zu beheben. Die Vorgängerregierungen haben es in diesem Punkt an weitsichtiger Planung mangeln lassen. Die daraus resultierende schlechte Unterrichtsversorgung wird für alle an Schulen Beteiligten zu einer nicht hinnehmbaren Belastung führen. Leider ist das an vielen unserer Schulen schon seit Jahren Realität, Tendenz zunehmend. Es bleibt weiterhin nur die kreative Mangelverwaltung, ein sehr belastender Zustand für alle“, kritisiert Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender.

Insbesondere die nicht-gymnasialen Schulformen sowie die ländlichen Regionen würden erheblich unter dem Lehrkräftemangel leiden. Trotz widriger Umstände wie dem Lehrkräftemangel und dessen Folgen würden die Lehrkräfte mit viel Elan und Aufopferung den Schulbetrieb aufrecht halten. Ungelöst sei immer noch die viel zu hohe Belastung aller in Schulen Tätigen. Zu wirklich spürbaren Entlastungen wie zum Beispiel einem erkennbaren Bürokratieabbau sei es bislang nicht gekommen.

Auch Unterstützungspersonal fehlt


Neben den Lehrkräften fehle insbesondere Unterstützungspersonal. „Der Umfang der Einstellungen von Fachpersonal wie in den Bereichen Schulsozialarbeit, Psychologie oder Therapie reicht vorne und hinten nicht aus. Stattdessen erhalten viele Schulen pädagogische Hilfskräfte mit begrenzten Kompetenzen. Der Bedarf ist riesig – doch das Handeln bleibt minimal, “ so Neumann.

Fächer zusammenlegen?


Der VNL steht dem Vorhaben des Kultusministeriums, den Schulen zu ermöglichen, die Fächer Biologie, Chemie und Physik sowie Geschichte, Erdkunde und Politik zu einem Fach ‚Naturwissenschaften‘ bzw. ,Gesellschaftslehre‘ zusammenlegen zu können, weiterhin sehr skeptisch gegenüber. Damit soll unter anderem dem Lehrkräftemangel insbesondere an Haupt-, Ober- und Realschulen begegnet werden. „Das halten wir für den falschen Weg. Es darf nicht nur darum gehen, irgendwie Unterricht zu machen. Eine Physiklehrkraft muss nicht automatisch in der Lage sein, Chemie und Biologie zu unterrichten. Der pädagogische Zehnkämpfer, der alles kann und alles weiß, kann nicht erwartet werden,“ erklärt Neumann.

Neumann abschließend: „Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist und wird leider noch immer ein Dauerzustand bleiben. Noch ist kein erfolgsversprechendes Konzept zur Behebung dieses Problems zu erkennen. Überlegungen zur Vereinheitlichung der Lehrkräfteausbildung und der Kerncurricula werden nicht zu mehr Unterricht führen. Wir vermissen weiterhin die dringend notwendige Erhöhung der Studienplätze für die Lehrämter mit praxistauglichen Inhalten - auch im Vorbereitungsdienst. Unsere Schülerinnen und Schüler dürfen nicht die Leidtragenden einer verfehlten Politik sein. Sie sind unsere Zukunft. Als rohstoffarmes Land können wir nicht auf eine gute, umfassende Bildung verzichten und die gibt es nur mit einer guten Unterrichtsversorgung.“