Berlin. Angesichts zunehmender Fälle von häuslicher Gewalt fordern die Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe eine stärkere finanzielle Unterstützung von Frauenhäusern und Hilfseinrichtungen.
"Die Beratungsstellen und Frauenhäuser arbeiten seit Jahren an der Belastungsgrenze", sagte die Geschäftsführerin des Bundesverbands der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (BFF), Katharina Göpner, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Opfer von Gewalt müssen deshalb häufig vertröstet oder abgewiesen werden, weil es für mehr qualifiziertes Personal schlicht zu wenig Geld gibt."
Göpner appellierte deshalb an die Ampel-Koalition, das angekündigte Gewalthilfegesetz schnell auf den Weg zu bringen. Darin solle neben einem Rechtsanspruch auf Hilfe und Beratung auch eine bessere finanzielle Unterstützung für Einrichtungen gegen häusliche Gewalt verankert werden.
Hintergrund der Forderung ist das neueste Bundeslagebild "Häusliche Gewalt", das Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) an diesem Freitag vorstellen wollen. "Wir rechnen mit einem Anstieg der Zahlen", sagte BFF-Geschäftsführerin Göpner dem RND. "Dabei erfasst das Lagebild nur die Hellzahlen. Die meisten Fälle häuslicher Gewalt kommen gar nicht zur Anzeige und bleiben dadurch unbekannt", sagte sie. Auch das sei teilweise der schlechten finanziellen Lage der Beratungsstellen und Frauenhäuser geschuldet, so die Verbandschefin.
Göpner verwies auf eine Kostenstudie des Bundesfamilienministeriums, wonach Beratungsstellen für Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2022 insgesamt 98,3 Millionen Euro kosteten, für Frauenhäuser flossen weitere 147 Millionen Euro. "Das ist nicht sonderlich viel", sagte sie. Im Vergleich dazu habe eine EU-Studie 2021 ergeben, dass häusliche Gewalt an Frauen in Deutschland in einem Jahr rund 54 Milliarden Euro Folgekosten verursache. "Gewalt gegen Frauen ist wesentlich teurer für die Gesellschaft als die Hilfsangebote", sagte Göpner.
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