Berlin. Die Zahl der Verbraucherklagen wegen Flugverspätungen oder Flugausfällen ist auf Rekordkurs. Von Januar bis Juli sind rund 70.000 solcher Klagen bei den Amtsgerichten eingegangen - so viele wie im kompletten Jahr 2022, berichtet die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Recherchen der "Deutschen Richterzeitung".
Bis Jahresende könnten rund 120.000 Klagen vorliegen, das wäre Rekord. Allein beim Amtsgericht Köln sind bislang 18.794 Klagen eingegangen. Das für den Flughafen Berlin-Brandenburg zuständige Gericht in Königs Wusterhausen verzeichnet 8.643 und Frankfurt (Main) 8.634 Fälle. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Düsseldorf mit 6.699 und das für den Flughafen München zuständige Amtsgericht Erding mit 5.582 Fällen. Für die Amtsgerichte ist die Klagewelle eine riesige Belastung. "Die Lage ist aktuell angespannter denn je", sagte Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, der "Bild am Sonntag". "Die Massenklagen von Fluggästen, die mithilfe von Legal Tech-Anbietern wie Flightright ihre Rechte durchsetzen, machen vielen Gerichten schwer zu schaffen." Der Richterbund fordert wegen der Klageflut jetzt Hilfe von der Politik. "Die Politik ist gefordert, die betroffenen Amtsgerichte durch KI-Assistenz technisch aufzurüsten und personell zu verstärken, damit sie die Klagewelle bewältigen und Verbrauchern schnell helfen können", so Rebehn. Fällt ein Flug aus oder landet mehr als drei Stunden zu spät, steht Reisenden nach EU-Recht Entschädigung zu. Je nach Flugdistanz sind das 250, 400 oder 600 Euro. Ausgenommen sind Verspätungen wegen außergewöhnlicher Umstände, also zum Beispiel wegen Unwettern, Naturkatastrophen oder einer Sperrung des Luftraums.
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